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30.10. - 01.11.12: 3 Seetage - die Atlantiküberquerung

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Gegen 16:40 Uhr verschwand dann so langsam das letzte Stückchen Land, das wir sehen konnten, am Horizont. Mehr als 3 Tage Atlantik lagen vor uns, dann waren wir in Brasilien und Rio ein Stück näher.


Am ersten der drei Tage überraschte uns Kapitän Mey zur Morgenandacht mit der Bemerkung, dass das nächste Festland nur 4000 Meter von uns entfernt ist: der Meeresgrund. Das erinnerte mich an den Joke des Flugkapitäns von Air Berlin.

Mit Missis Zahnfleisch und ihrem „Pfiffi“ diskutierten wir über die von AIDA angebotenen, teilweise irrsinnigen, Flugverbindungen. Irgendwie ist bei der Vergabe der Flüge keine Logik zu erkennen. Aber jetzt war alles gebucht und sich dann noch aufzuregen, brachte auch nichts.

Das Wetter blieb weiterhin warm und trocken und das Meer ruhig - was will man mehr?

Nachmittags ging eine Mitarbeiterin über die Sonnendecks und bot Erdbeer-Shakes und Ähnliches an (diese musste ein Philippino in der heißen Sonne schleppen). Um das Bordguthaben etwas zu belasten, nahmen wir den Erdbeer-Shake und ich muss sagen: sehr empfehlenswert. Leider war dies die einzige Runde damit, an den anderen Tagen wurde immer nur Eis angeboten.

Schön fanden wir auch den Pool-Brunch: Man musste also nicht einmal zum Mittagessen das Sonnendeck verlassen.

Als weitere Routine entpuppte sich ein älterer Herr (ca. 65 - 70 Jahre), der täglich, nur mit Sonnenhut, Shorts und Turnschuhen bekleidet, sehr viele Runden über die Sonnendecks drehte und das bei einer teilweise schon heftigen Hitze. Bei uns erhielt er den Spitznamen joOp (joggender Opa).

Am Abend wollten wir uns um die Sitzplatzreservierungen für die Rückflüge kümmern und gingen mit unserem Anliegen zum Schalter der Reise-Service-Managerin, Frau Elena Preiß. Sie nahm unser Anliegen sehr freundlich auf und versprach, sich darum zu kümmern.


Am 31.10., dem zweiten Tag der Atlantiküberquerung, beschlossen meine Frau und ich, zusätzlich noch einen Ausflug in Recife zu buchen, damit wir keinen Bordkoller bekommen. Zu Hause hatten wir schon für Salvador da Bahia einen Ausflug nach Praia do Forte mit Besuch des Tamar-Projektes (Meeresschildkröten-Aufzucht) und Strand gebucht, aber so lange wollte meine Frau nicht mehr warten. So entschieden wir uns für den Ausflug „Natur & Kultur“: Fahrt nach Igarassu mit der ältesten Kirche Brasiliens aus dem Jahre 1535 (Igreja des Cosme e Damiao), dann weiter zur Halbinsel Itamaracá mit Besuch des Fort Orange und des Manatee-Centers (Seekuhfarm).

Als wir uns dann in der Kabine das Ausflugsticket durchlasen, stand darauf sehr klein gedruckt: Besuch des Fort Orange wegen Restaurierungsarbeiten nicht möglich. OK, damit konnten wir leben. Daraufhin schaute ich mir auch die Tickets für Praia do Forte an: Hier stand ebenfalls sehr klein gedruckt plötzlich etwas von 3 Stunden Fußmarsch - als Symbol in der Beschreibung war aber ein Bikini = Strand angegeben. 3 Stunden in der Mittagshitze durch den Ort „hirschen“, eventuell nur von einem Souvenirladen zum anderen - nein danke. Daraufhin gaben wir die Tickets für Praia ohne Probleme wieder zurück und waren froh, wenigstens einmal vor Rio vom Schiff zu kommen (Ilheus war dann leider schon komplett ausgebucht).

Irgendwann im Laufe der Atlantiküberquerung „verschwanden“ dann auch die bis jetzt verfügbaren deutschen TV-Sender. Aber zum Fernsehen waren wir bestimmt nicht an Bord gegangen.

Mit dem täglichen Flyer für den kommenden Tag gab es eine Überraschung: Es wurde nochmals darauf hingewiesen, dass Liegen und Stühle auf den Sonnendecks nicht durch Handtücher oder anderes zu reservieren sind. Und nun kam es: Wer solche Reservierungen sieht, die länger als 20 Minuten andauern, soll dies dem Personal melden. Ist dies ein Rückfall in die Stasi-Zeit? Jeder spioniert den anderen aus mit der Stoppuhr in der Hand?

Dass dies aber befolgt wurde, konnten wir am darauf folgenden Tag selbst erleben. Als wir unsere Poolhandtücher tauschen wollten, stand vor uns ein Herr, der die Mitarbeiterin der Handtuchausgabe auf zwei reservierte Liegen hinwies. Und kurz vor Rio bekamen wir auch mit, dass joOp (unser joggender Opa) sich bei seinem Rundendrehen sehr genau reservierte Liegen merkte, aber wohl nicht weiter meldete. Für mich kommt die Situation, dass zum Beispiel Spätaufsteher keine Liegen mehr finden, nur dadurch zustande, dass nicht genügend Platz für Liegen vorhanden ist. Und wenn das schon bei unserer zu etwa nur 75% ausgelasteten Reise vorkam, wie soll das dann bei „vollem Haus“ aussehen? Wie steht es so schön sinngemäß im AIDA-Katalog: Jeder wird sein Lieblingsplätzchen finden. Dann fügt bitte noch hinzu: aber nicht unbedingt auf einer Liege auf dem Sonnendeck.

Vor allem finde ich die 20 Minuten unmöglich. Wer zum Mittagessen geht, müsste das Essen in Windeseile hinunterwürgen, um den Zeitraum einzuhalten. Und weshalb soll ich alle Sachen erst mal in die Kabine bringen, dann zum Essen gehen, dann wieder alle Sachen aus der Kabine holen und danach beginnen, eine Liege zu suchen? Hier bedarf es unbedingt Änderungen seitens AIDA. Das Gleiche trifft auch zu, wenn man an einer der Infoveranstaltungen teilnehmen möchte, die ja 30 - 45 Minuten dauern.


Für die kommende Nacht war gegen 1:30 Uhr die Äquatorüberquerung angekündigt und der Kapitän hatte in seiner Morgenandacht etwas von im Wasser schwimmenden Balken gefaselt - sein Seemannsgarn konnte er ruhig woanders abspulen.


Ich weiß auch nicht mehr, wie oft wir auf der Reise die Uhren umstellen mussten: einmal wegen der unterschiedlichen Zeitzonen, und da andererseits einige brasilianische Staaten Sommerzeit hatten und andere nicht. Es war ein ständiges „an-der-Uhr-drehen“ und bei der Kamera vergaß ich dies ab und zu, sodass dann teilweise falsche Uhrzeiten bei den Fotos und Videos angezeigt werden.

Einmal hatte ich wohl vergessen, die Uhr zurückzudrehen und so standen wir schon 6 Uhr morgens vor dem Calypso-Restaurant, also 1 Stunde zu früh. Um die Zeit zu überbrücken, setzten wir uns in die nahe Bibliothek. Bald gesellte sich eine ältere Dame zu uns, mit der wir ins Gespräch kamen. Wie sich herausstellte, wohnte sie keine Autostunde von uns entfernt in München und war geschätzt ca. 65 - 70 Jahre alt. Sie war früher mit ihrem Mann viel im Camper unterwegs gewesen, aber seit einigen Jahren verwitwet und hatte wohl viel Langeweile. So hatte sie die Reise „Weltenbummler 1“ von Hamburg bis Buenos Aires in einer Einzelkabine gebucht und meinte zu uns: „Dass ich diese Reise gebucht habe, werde ich mir nie verzeihen!“ Die Gründe dafür nannte sie uns leider nicht (wir vermuten mal, dass sich diese Aussage auf die Überfahrt von Hamburg bis Gran Canaria bezog, da die wohl nicht sehr ruhig gewesen sein sollte). Sie war heute schon 5 Uhr aufgestanden, um einen Platz auf einem der Fitness-Radl-Geräte zu bekommen. Tagsüber mag sie das nicht so, wenn da einige „Jugendliche“ hinter ihr stehen und warten, dass sie endlich fertig wird. Da wir unsere Namen nicht austauschten, nannten wir sie einfach „die Oma“. Mit ihr sollten wir uns noch des Öfteren unterhalten.


Am Abend besuchten wir die Vorstellung im Theater: Songs von Michael Jackson war das Thema. Während der Anfang mit dem Earth-Song sehr schön und gefühlsmäßig war, steigerte sich dann alles sehr schnell in überlaute Schreierei. Wir waren nicht die Einzigen, die an diesem Abend dem Show- (oder besser Schrei-) Ensemble vorzeitig den Rücken kehrten. Und noch eines lehrte uns das: Nimm nie eine Kabine direkt unter dem Theater, sonst has(s)t du das Theater!

Von der Äquatorüberquerung (oder besser dem wilden Gehupe deswegen) gegen 1:30 nachts hatten wir in unserer Innenkabine nichts mitbekommen. So hatten wir uns nördlich des Äquators zum Schlafen hingelegt und wachten morgens südlich des Äquators wieder auf. Anders war uns deswegen nicht.


Am dritten Seetag (01.11.12) wurde es sehr heiß: Die Meeresbrise hob sich exakt mit dem Fahrtwind auf, die Luft stand.

Noch am Vormittag wurde die erste Möwe gesichtet - ein Hinweis auf (noch relativ weit entferntes) Land.


Am Nachmittag zogen dichte Wolken auf und ein kurzer, aber heftiger Tropenschauer prasselte auf das Schiff nieder. Wir suchten Schutz in der Anytime-Bar, wo während der Überfahrt täglich ein kostenpflichtiger Samba-Trommel-Kurs stattfand. So rasch der Wolkenbruch gekommen war, war er auch vorbei. Danach hatten wir eine dickere Wolkendecke zwischen der Sonne und uns und es wurde nicht mehr ganz so heiß.

Das war bis jetzt das erste schlechtere Wetter, ansonsten hatte es die Schiffsführung immer wieder verstanden, solche Gebiete zu umfahren - sie hatten also Schönwetter-Navigation betrieben, welche aber nur bedingt möglich ist.


Am Abend wurden wir dann noch mit einem schönen Sonnenuntergang belohnt.



Sonnenuntergang am 01.11.12, schon südlich des Äquators.

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