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Vorwort

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Vorab ein Wort zu dem Begriff „Geschmack“: Da hat jeder einen eigenen und jeder andere, seine eigenen, Vorstellungen. Und die soll auch jeder behalten. Die Bewertungen, die ich hier abgebe zu Essen, Ausflügen usw. beziehen sich auf meinen Geschmack. Jeder kann dazu eine ganz andere Meinung haben. Wenn ich also mal etwas als nicht so gut kritisiere, kann ein anderer genau dies ganz toll finden. Und umgekehrt genau so.

Ich versuche hier also nicht, „Stimmungsmache“ für oder gegen etwas oder jemanden zu betreiben, sondern schildere MEINE Eindrücke und Gefühle. Jeder Leser kann und soll sich aufgrund der geschilderten Umstände eine eigene Meinung bilden.


So zwischen 2009 und 2011 kam bei meiner Frau, gefördert durch mehrere Fernsehberichte und Spielfilme, immer stärker der Wunsch auf, mal selbst nach Rio de Janeiro zu fliegen und vom Corcovado auf den Zuckerhut herab zu schauen. Deshalb prüften wir Anfang 2012 verschiedene Reiseanbieter, um dann bei einem Hotel und Flug zu buchen - so war es jedenfalls geplant.

Da wir uns aber in Rio nicht auskannten und auch die Berichte über überfallende Touristen nicht abrissen, wollten wir dazu einen, wenn möglich, deutsch sprechenden Stadtführer dabei haben. Im Internet waren nicht allzu viele zu finden und nur ein Einziger der deutsch sprechenden Stadtführer, die wir dann vor Ort persönlich kennenlernen sollten. Wir einigten uns auf Herrn Frank Hopfe, einem seiner sächsischen Heimat „Entlaufenen“, der eine Brasilianerin geheiratet hatte. Die Bewertungen waren ganz gut und so verfassten wir am 19.06.2012 eine E-Mail an ihn mit einer entsprechenden Anfrage zwecks Führungen zum Zuckerhut und Corcovado.

In seiner Antwort wurden wir sofort geduzt und “...wir werden viel Spaß haben...“ und so weiter in diesem Sinne. Er wollte nach dem Besuch des Zuckerhutes den Urca-Hügel mit uns hinunter laufen, was nun nicht so in unserem Sinne war (wir waren damals Mitte 50 und sind zwar wetterabhängig von Frühjahr bis Herbst fast wöchentlich zu Fuß in den bayerischen Bergen unterwegs, aber nicht in so einer Wärme; auch wollten wir keine Trekkingausrüstung mitschleppen).

In einer zweiten Mail an ihn baten wir um ein paar Änderungen seiner Pläne, fragten nach der Kriminalität in Rio und stellten dann noch eine weitere Frage: meine Frau hat in der Wirbelsäule zwei Implantate, darf deshalb nichts tragen und hätte damit ein paar Probleme, wenn sie in einem fremden Land auf sich allein gestellt sein sollte. Deshalb fragten wir an, ob er - falls mir etwas passieren sollte (dies kann ja neben einem Überfall auch ein Infarkt o. ä. sein) - meiner Frau als Dolmetscher zur Seite stehen und sie bei Behördengängen begleiten würde, natürlich gegen Bezahlung.

Nach dem Lesen seiner Antwort vom 21.06.12 waren wir erst einmal platt. Zitat: “...leider kan ich Ihnen aus persoenlichen Gruenden nicht weiterhelfen. Ich bitte dafuer um Verstaendnis. Bei dieser Art von "Paranoia" sollten sie vielleicht doch von einer Reise ins traumhaft schoene und in den letzten Jahren sehr sicher gewordene Rio de Janeiro absehen...“!

In meiner Antwortmail verwies ich auf die aktuellen Warnungen des Auswärtigen Amtes und fragte, ob die etwa auch alle...? Daraufhin machte er am 02.7.12 per Mail einen Rückzieher und meinte, er werde im geplanten Reisezeitraum (Juni 2013) nicht zur Verfügung stehen, da er dann in Bolivien sein würde und auch eine Südamerika-Rundreise plane - Ende Mai 2013 hat er jedenfalls noch Führungen in Rio gemacht.


Aus heutiger Sicht (Mai 2014) möchte ich mich bei Herrn Hopfe bedanken:

Wir wären ohne seine bösartigen Bemerkungen genau in die Protestbewegung im Juni 2013 geraten - und das Wetter war ja zu diesem Zeitpunkt dort auch nicht gerade ideal. Genügend überfallene bzw. angeschossene deutsche Touristen gab es in dem so sicheren Rio inzwischen ja auch; z. B. im April 2013 wurden bei einer Tour mit dem Kleinbus zum Corcovado 10 Deutsche angehalten, einem die Pistole an den Kopf gesetzt und alle ausgeraubt [15]. Im September 2013 riet das Auswärtige Amt auf seiner Webseite sogar vom Besuch sogenannter „befriedeter“ Favelas ab (wohl wegen des zuvor dort angeschossenen deutschen Touristen).


Die Gemeinheit Herrn Hopfes wurde nun Teil des Titels dieses Reiseberichtes. Wir sind ja paranoid. Es war uns nur noch nicht bewusst. Erst durch den Hinweis von unserem selbst ernannten Ferndiagnose-Psychologen Herrn Hopfe wurden wir darüber informiert.


Humor ist, wenn man trotzdem lacht, besonders über sich selbst.


Irgendwie fanden wir dann ein YouTube-Video vom Einlaufen der AIDAcara in den Hafen von Rio und kamen so auf die Idee, es mit einem Schiff zu probieren, denn der Blick von der Seeseite aus war auch nicht zu verachten; und den hat man nicht bei An- und Abreise mit dem Flieger:

Erster Versuch: Royal Caribbean im Dezember. Aufgrund der jährlichen Urlaubssperre für die Monate Dezember und Januar in der Firma, in der ich als Softwareentwickler angestellt bin, war dies nicht möglich.

Zweiter Versuch: eine Reise mit Costa von Savona nach Rio im Februar. Aufgrund der Behinderung meiner Frau muss ich bei Flügen neben ihr sitzen, da sie sich nichts selbst aus der Gepäckablage holen kann. Deshalb erfolgte eine Anfrage bei Costa wegen Sitzplatzreservierungen für Flüge mit der ernüchternden Antwort: Wir wissen selbst nicht, mit wem Sie fliegen, also können auch keine Sitzplätze reserviert werden. Ein toller Service, der uns sofort abschreckte. Ich frage mich nur, wie die dann die Flugtickets ausstellen wollen, wenn sie nicht wissen, mit wem der jeweilige Passagier fliegt. Hierzu passt der Filmtitel „Denn sie wissen nicht, was sie tun“.


Nur deshalb „landeten“ wir bei AIDA. Und lernten während der dann insgesamt 6 Tage in Rio doch so einige Stadtführer mit deutschen Wurzeln kennen, die noch wissen, wie man sich Kunden gegenüber zu benehmen hat.


Übrigens hatte ich im Mai 2014 den Artikel eines Journalisten gefunden, der schrieb, dass er sich, wie die Brasilianer selbst, für Rio-Besuche eine Art Überlebens-Paranoia zugelegt habe [14]. Wir sind also nicht allein!

Kreuzfahrt-Neulinge

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