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27.-28.10.12: 2 Seetage zum Eingewöhnen

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Am Vorabend hatten wir noch die Uhren an die Kanarenzeit angepasst, so klingelte der Wecker zeitzonengerecht 7 Uhr. Duschen, Zähne putzen, anziehen und dann mal einen Blick nach draußen werfen (den Trick mit der Cara-Webcam und dem Fernseher hatte uns bis dahin noch keiner verraten): Sonne und ein ganz ruhiges Meer. Und nur Meer, kein Land mehr zu sehen. Wir gingen dann frühstücken und waren um diese Uhrzeit zwar nicht allein, aber die wenigen Leutchen verliefen sich im Restaurant. Wiener, Eier in allen möglichen Varianten, Wurst, Marmelade, Käse, Teilchen, trockener Kuchen, Obst, Müsli und Cerealien - viel mehr Auswahl ist kaum möglich. Dass der Kaffee aus der Thermoskanne kommt, war erst einmal gewöhnungsbedürftig. Aber mit einem oder zwei Kaffeeautomaten hätten sich lange Schlangen gebildet und so war dies sicherlich die bessere Lösung. Neben Kaffee konnte man Tee, mehrere Milchsorten und verschiedene Säfte trinken.


Nach dem Essen zogen wir uns um zum Sonnenbaden: Sonnencreme und -brille, MP3-Player und ein Buch und ab auf Deck 11. Zu diesem Zeitpunkt war noch genügend Platz, um sich eine Liege auswählen zu können. Wie uns später andere Mitreisende berichteten, sollten etwa 800 Passagiere an Bord sein - also nicht ganz ausgelastet bei 590 Gästekabinen mit ca. 1186 Gästen - offizielle Passagierzahlen gibt AIDA ja nicht bekannt. Darunter 3 Kids im Vorschulalter, die wir aber nie gesehen oder wenigstens gehört hatten. Da zurzeit in keinem Bundesland Schulferien waren, konnten auch kaum Eltern mit schulpflichtigen Kids an Bord sein.

Während um uns herum alles langsam voller wurde, konnten wir die ersten „Tierbeobachtungen“ starten: fliegende Fische und ab und zu eine Schildkröte anstelle von Gams, Dachs und Murmeltier.

Punkt 10 Uhr ging schräg über uns der Lautsprecher los: Wie wir mitbekommen sollten, die tägliche Morgenandacht (so hatte ich das impulsiv „getauft“) des Kapitäns Thomas Mey. Trotz aller Bemühungen ließ sich sein sächsischer Akzent nicht so ganz verbergen. Er versuchte, das, was er den Passagieren mitteilen wollte, locker und mit Humor rüber zu bringen. Manche Tage sollte dies sehr gut klappen, an anderen wirkte es mehr als Krampf. Aber man darf nicht vergessen, dass er Kapitän ist und kein Entertainer!


Als wir dann vor dem Mittagessen in die Kabine hinunter gingen, stellten wir fest, dass die Wahl des Decks 11 in Ordnung ging: Auf dem Pool Deck (Deck 10) stand die Hitze, bedingt durch die seitlichen Glasscheiben, die das Ganze wie ein Treibhaus aufheizten. Auf Deck 11 hatte man meistens eine Linderung der Hitze durch den Fahrtwind.

An „unseren“ (wieder tischdeckenlosen) Mittagstisch setzten sich noch zwei weitere Pärchen: eines etwa Ende 60, dezent, aber gut gekleidet und eines etwa Ende 40 / Anfang 50. Der Mann des jüngeren Pärchens, ein etwas zu kurz geratener Fast-Kahlkopf, prahlte sofort am Tisch, dass dies schon seine zweite Kreuzfahrt wäre und eigentlich sollte die ja auf der „MS Deutschland“ stattfinden. Ich musste mir die Frage verkneifen, ob er nur deshalb auf der Cara gelandet war, weil er sich beim Buchen auf der Webseite geirrt hatte. Und weiter: Seine Frau würde nichts essen, da sie seekrank sei (wovon - wir hatten ganz ruhige See?). Mit seiner Frage an das ältere Paar, ob dies ihre erste Kreuzfahrt sei, kam er an die richtigen: Nein, sie hätten schon mehrere klassische Kreuzfahrten unternommen. Allerdings wäre dies die erste mit AIDA.

Meine Frau und ich sahen uns an und wir hatten zu tun, nicht laut loszulachen. An uns wandte sich der Prahlhans nach dieser Antwort glücklicherweise nicht mehr. Zum Abendessen konnten wir dann beobachten, wie er bei anderen Mitreisenden versuchte, Bewunderung zu ergattern. Danach haben wir die beiden nie wieder an Bord gesehen. Und das war dann eine neue Erfahrung: Wenn man mal jemanden wirklich nicht mag, ist es möglich, ihm auch auf dem begrenzten Raum an Bord aus dem Weg zu gehen.

Das nachmittägliche Sonnenbad wurde nur durch eine Kaffeepause mit Kuchen unterbrochen und abends hatte man die Wahl zwischen den beiden Restaurants, die jeden Tag ein eigenes, neues Thema hatten: Amerika, Alpen, Frankreich, Russland etc. Und wer im Marktrestaurant nichts Passendes für sich fand, ging dann eben ins Calypso - oder umgekehrt.


Was wir gut fanden: Die gestrige, sehr laute Musik hatte wohl nicht nur uns missfallen: Eine Mitarbeiterin machte eine Ansage, dass die Musik auf vielfachen Wunsch künftig etwas leiser abgespielt werden würde. Sehr gut!


Nach dem Abendbrot wurden wieder ein paar Verdauungs-Runden auf Deck 6 gedreht. Dabei kamen wir zu der Erkenntnis, dass wir keine der Außenkabinen auf Deck 6 buchen würden: Dort latscht jeder vorbei und kann durch das Fenster hinein schauen; zieht man deswegen die Vorhänge zu, kann man auch eine Innenkabine nehmen. Und über den Fenstern hängen die nicht gerade leisen Lüfter und Klimageräte. Eine Außenkabine auf dem darunter liegenden Deck 5 ist durch die vielen Jogger oberhalb der Kabinendecke wohl auch etwas „dröhnig“.

Zum Schluss wurden wir mit einem einmalig schönen Sonnenuntergang belohnt. Leider hatten wir die Kamera nicht dabei und wollten diese auch nicht mehr aus der Kabine holen.


Der zweite Seetag war dann schon fast Routine und ich begann, im mitgenommenen Brasilianisch-Lehrbuch die ersten Lektionen abzuarbeiten. Zum besseren Lernen hatte ich mir die CD-Inhalte schon zu Hause auf den MP3-Player überspielt. Zur „Morgenandacht“ ließ Kapitän Mey wieder einmal den Sachsen durchblicken, indem er den Ortsnamen Mindelo so ähnlich wie „Mindelou“ aussprach. Das tat aber seiner guten Arbeit keinen Abbruch.


Um 10 Uhr besuchten wir im Theater einen Vortrag des Lektors Tillmann Giezendorf über die Vulkaninseln des Atlantiks. Was wir lernen mussten: Im Theater immer eine lange Hose anziehen, sonst wird es auf die Dauer zu kalt.


Wir lernten ein Ehepaar in unserem Alter (oder maximal 5 Jahre älter) aus Hessen kennen und unterhielten uns während fast der gesamten Reise immer wieder mit ihnen. Sie war durch einen etwas kräftigen, vorspringenden Oberkiefer gekennzeichnet und hieß zwischen uns beiden nur noch „Missis Zahnfleisch“. Die Frau konnte nichts für ihr Aussehen, aber bei uns erhält fast jeder und alles einen Spitznamen (nicht nur Herr Haller) - auch die Berge (der Wendelstein heißt bei uns Wendolin, der Heuberg bei Nußdorf aufgrund seiner drei „Hörner“ Teufel) - diese Spitznamen sind also nie bösartig gemeint und beziehen sich immer auf ein markantes Merkmal. Ihr Mann war fast einen Kopf kleiner, aber die beiden passten zusammen und harmonierten miteinander. Sie erklärte, dass sie mehr als mancher Mann verdienen würde - da hat wohl ihr Gatte einen schlechten Stand und war mehr ihr „bei Fuß“-Begleiter? Ich glaube das aber nicht so ganz.

Sie waren bereits mit den verschiedensten Reedereien auf Kreuzfahrt und die Frau schwärmte von MSC: „Die geben zur Zeit so tolle Rabatte“. Ja weshalb war sie dann hier auf der Cara? Schon das zweite Paar, das sich auf das falsche Schiff „verlaufen“ hatte.

Die Ausflüge würden sie meistens auf eigene Faust unternehmen, die von AIDA seien ja so überteuert.

Dazu haben wir eine eigene Meinung: Billig sind diese Ausflüge nicht. Aber verglichen mit den anderen Kreuzfahrtgesellschaften liegen die AIDA-Ausflugs-Preise im unteren bis mittleren Bereich (AIDA und MSC sind ungefähr gleich, Costa hat da schon etwas „abgehoben“):




Und wir haben den Vorteil, uns um nichts kümmern zu müssen. Sicherlich sind die Ausflüge nicht immer das, was uns 100%ig interessiert. Suchen wir uns aber selbst einen Guide oder Taxifahrer, kann man auch mal ganz einfach Pech haben.

Für den nächsten Tag planten die beiden einen Fußmarsch durch Mindelo.


Zum ebenfalls schönen Sonnenuntergang hatten wir dann die Kamera dabei, allerdings kam dieser nicht mehr an den gestrigen heran.



Sonnenuntergang am 28.10.12


Am Abend betrachteten wir im Fotoshop das von uns gemachte Foto „Am Rettungsring“ - wir zeigten beide ein ziemlich komisches Gesicht. Trotzdem kauften wir das für meine Begriffe ziemlich überteuerte Foto, um unser Bordguthaben etwas „abzuarbeiten“.

An das für unseren Geschmack etwas übertriebene „Gelbblau-Karo-Design“ in der Kabine und auch die dortige „Schummerbeleuchtung“ (so richtig hell wurde es auch nicht, wenn man alle Lampen anmachte), gewöhnten wir uns bis zur Abreise nicht so richtig - aber anderen gefällt es vielleicht. Und die Kabine wollten wir ja auch nicht kaufen...

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