Читать книгу p¡r@t€Z - Jo L.L. Roger - Страница 10
0b0000100: [Party]
ОглавлениеDie Sonne scheint bereits, als Carl aufwacht. Benommen streckt er den schlaksigen Körper. Umständlich windet er sich aus dem Doppelbett. Er nimmt das Sammelsurium an Kleidungsstücken auf dem Korkboden in Augenschein. Unwillkürlich schüttelt er den Kopf. Seufzend fischt er seine Shorts aus dem Chaos. Anschließend sammelt er die übrige Kleidung ein. Auf dem Weg zur Tür stopft er sie in den Wäschekorb. Anstatt das Bad zu betreten, wirft er einen Blick ins Arbeitszimmer, aus dem melodischer Trance erklingt. Brigitta steht vor dem Arbeitstisch in der Mitte des Zimmers, auf dem sie die zweite Videokamera mit diversem Zubehör ausgebreitet hat. Sie zeigt Katinka die Kamera, über deren Technik und Bedienung sie einen ausführlichen Vortrag hält. Carl beobachtet die beiden Frauen für einige Augenblicke. Seine Freundin ist frisch geduscht und trägt bequeme Kleidung. Katinka wirkt in den dunklen Lederklamotten äußerst martialisch. Dennoch gelingt es ihr, die füllige Oberweite feminin zur Geltung zu bringen. Ihre kurzen, schwarzen Haare unterstreichen jedoch ihr maskulines Aussehen. Während Katinka mit der Kamera hantiert, bemerkt sie ihn durch den Sucher. „Hallo, Carl! Brigitta zeigt mir gerade die neue Ausrüstung.“ Behutsam legt sie die Videokamera beiseite und geht auf ihn zu. Er beugt sich ein wenig nach vorne, damit sie ihn mit einer innigen Umarmung und einigen Küsschen auf die Wangen begrüßen kann.
„Hey, Schlafmütze!“, begrüßt ihn Brigitta.
„Hi, ihr Hübschen! Wie gefällt dir die Cam?“
„Sieht sehr gut aus!“ Katinkas blaue Augen strahlen.
„Du wirst gleich sehen, wie gut die Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen sind.“
„Hast du sie bereits ausprobiert?“
„Ja! Vincent hat uns zwei Exemplare mitgebracht.“
„Ich kann es gar nicht abwarten, bis wir die Kameras für ein richtiges Projekt zu verwenden!“
„Willst du dafür keine professionelle Filmkamera benutzen?“
„Falls wir es uns irgendwann leisten können, auf 35 mm zu drehen, sage ich bestimmt nicht Nein! Bis dahin bleibe ich lieber realistisch.“
Carl grinst sie an. Katinka kehrt an den Tisch zu Brigitta zurück, die diverses Zubehör in eine Kameratasche packt. Liebevoll nimmt sie die neue Kamera in die Hand. Sie schaut durch den Sucher und schwenkt von Brigitta zu Carl und zurück. „Die Optik ist der absolute Wahnsinn!“ Sie richtet die Kamera auf Brigittas T-Shirt. „Ich kann sogar erkennen, dass Brigi keinen BH trägt.“ Diese dreht sich bei Katinkas Worten mit geröteten Wangen zur Seite. Ihr Freund kichert nur.
„Ich hasse es, eingeengt zu sein!“, schnaubt sie. „Ich bin wirklich froh, dass ich nicht solche Riesendinger habe.“
Katinka legt die Videokamera auf den Tisch, um Brigitta mit dem Handrücken über die Wange zu streicheln. „Das war doch nicht böse gemeint.“
„Oki.“ Brigitta sieht sie verwirrt an.
„Ganz ehrlich, ich wünsche mir auch manchmal, ohne BH rumlaufen zu können.“
Sie antwortet Katinka mit einem zaghaften Lächeln.
„Wie sieht’s mit dem Upload aus?“, fragt Carl.
„Der Film ist draußen und wird fleißig kopiert. Du hattest übrigens recht, wir sind tatsächlich die Ersten.“
„Großartig!“
Julia, Brigittas jüngere Schwester, betritt den Raum. In den hohen Stilettos reicht sie fast an Carls Größe heran. Im Gegensatz zu den anderen hat sie sich deutlich aufgetakelt. Sie grinst ihn herausfordernd an und legt ihre Hand auf seinen Po. Carl bemüht sich, dies zu ignorieren. „Servus! Was macht ihr Schönes?“
„Hallo, Schwesterchen!“, giftet Brigitta zurück.
„Ist der Po deines Schwagers interessant?“, fragt Katinka.
„Ja. Ist sehr hübsch und total knuffig.“ Julia streichelt ihm über die Shorts und zwickt ihm liebevoll ins Gesäß. Er zuckt zwar zusammen, bleibt aber ruhig. Demonstrativ rekelt sie ihren Körper vor ihm. Sie versucht seine Aufmerksamkeit auf den Ausschnitt ihres Minikleids zu lenken. Mit der freien Hand fährt sich Julia durch die dunklen Locken. Mechanisch greift Carl nach ihrem Unterarm. Mühelos entfernt er ihre Hand von seinem Gesäß, obwohl er durchaus Widerstand spürt.
„Ist dir irgendwie langweilig?“, fragt Katinka.
„Ja, total! Die Jungs quatschen im Wohnzimmer nur über Computer und technisches Zeug, von dem ich nix verstehe.“
„Sorry! Ich brauch hier noch ein wenig mit Brigi.“
Julia zieht eine Grimasse.
„Bis später, ich muss erst mal duschen“, entschuldigt sich Carl.
„Soll ich dir zur Hand gehen?“, fragt Julia.
„Nein, nicht nötig.“
„Schade! Ich hätte dich gerne mal richtig verwöhnt.“
Ruckartig greift Brigitta zu einem klobigen Stecker, der auf dem Tisch liegt. Nervös lässt sie diesen durch die Finger gleiten. Ihre Gesichtszüge verhärten sich. In den Augen lodert blanker Hass.
„Es reicht jetzt aber wirklich! Kannst du dein Gestichel bleiben lassen, wenn sich Erwachsene unterhalten?“, weist Katinka Julia zurecht.
Brigitta entspannt sich bei den Worten, während ihre Schwester eine beleidigte Miene aufsetzt.
„Wenn dir langweilig ist, geh runter ins Wohnzimmer. Fummel meinetwegen vor den Jungs an deinen Titten herum! Vielleicht schenken sie dir dann die Aufmerksamkeit, die du heute anscheinend bitter nötig hast. Andernfalls musst du Geduld lernen.“
„Aber du ...“
„Nichts, aber!“ Katinka tritt einen Schritt auf Julia zu, die sofort zurückweicht. „Es gibt absolut keinen Grund, dich bei deiner Schwester ätzend zu benehmen.“
„Okay! Bin schon weg.“ Julia dreht sich mit einer theatralischen Geste um, wirft die Locken über die Schulter und verlässt das Arbeitszimmer. Auf der Treppe brummelt sie einige unverständliche Worte. Brigitta atmet tief durch, nachdem ihre Schwester außer Hörweite ist.
„Sorry“, stöhnt Katinka, „aber die ist heute bereits den ganzen Tag unausstehlich.“
„Du kannst doch nix dafür, dass sie als Zicke geboren wurde.“
* * *
„Darf ich dir meine neue Freundin vorstellen?“, begrüßt Vincent seinen Schulfreund, als dieser das Wohnzimmer betritt. Er deutet auf eine abgemagerte Blondine, die ein Cocktailkleid trägt und stark geschminkt ist. Selbst neben Vincent im dunklen Anzug wirkt sie völlig overdressed. Carl reicht ihr mechanisch die Hand, die sie zaghaft drückt. „Das ist Carl, einer meiner besten Freunde und der größte Computerfreak in München. Ach was, wahrscheinlich in ganz Deutschland“, beginnt Vincent.
„Hallo!“, erwidert sie mit einem angedeuteten Knicks.
„Und das ist Irina! Wir haben uns vor ein paar Wochen auf dem japanischen Konsulat kennengelernt und es hat sofort gefunkt.“
„Habt ihr beiden heute noch Pläne?“, fragt Carl.
„Wie kommst du darauf?“
„Ihr habt euch für einen Filmabend ziemlich herausgeputzt.“
„Schmarrn! Du verstehst eben nix von zeitloser Eleganz. Nur weil ich mich mit meinem Schatz amüsieren und wohlfühlen möchte, bedeutet das nicht, dass ich wie ein Penner rumlaufen will.“
„Verstehe.“ Carl setzt ein gequältes Lächeln auf. „Dann noch viel Spaß, ihr Turteltäubchen.“
Vincent antwortet ihm mit einem Grinsen, bevor er sich mit Irina auf die Couch zu Julia gesellt. Diese sitzt mittlerweile auf Katinkas Schoß und wird von ihr liebevoll im Arm gehalten. Brigitta steht am anderen Ende des Wohnzimmers auf einem Hocker, um Kabel an den Videoprojektor anzuschließen. Gemeinsam mit Frank befestigt sie den Projektor auf einem Holzgestell an der Wand. Carl legt seine Hand auf ihre Hüften. „Wieder alles in Ordnung zwischen dir und Julia?“, fragt er mit gedämpfter Stimme.
„Ja!“ Brigitta zögert. „Sie kann es einfach nicht lassen, die Schlampe zu spielen, wenn Kerle in der Nähe sind.“
„Katinka war sauer?“, hakt Carl nach.
„Ich glaube nicht, aber die beiden hatten heute bestimmt schon Streit.“
„Ach so!“ Er lässt seine Freundin los und geht um das Holzgestell herum. Mit Handschlag begrüßt er Frank, der wie Carl in Jeans und T-Shirt gekleidet ist. „Hi, wie geht’s?“
„Kann nicht klagen, aber die Arbeit bei der Staatsanwaltschaft frisst im Moment enorm viel Zeit.“
„Taugt es wenigstens?“
„Ist ziemlich cool, da ich manche schräge Sache mitbekomme, von der ich in der Uni nur gelesen habe.“
„Immerhin kennst du dich bereits mit Raubkopierern aus“, scherzt Carl.
„Hahaha!“
Freundschaftlich legt er die Hand auf Franks Schulter, bevor er Martin und BlitzKey begrüßt. Die beiden sitzen in den Sesseln gegenüber von Vincent und den Frauen und betrachten Bilder auf einem Laptop. „Servus, Männer!“
BlitzKey, der dünne Biker mit Ziegenbärtchen und ungepflegter Mähne, streckt Carl kameradschaftlich die Faust entgegen, worauf dieser mit einem sanften Schlag auf die Fingerknöchel antwortet. Unterdessen rückt Martin seine Brille zurecht. „Willste die neuesten Pics von Julia sehen?“, fragt er aufgeregt.
„Na klar.“
Martin, ein rundlicher Typ mit freundlichem Gesicht, rutscht ein wenig zur Seite, damit Carl auf der Lehne Platz findet. Er betrachtet die Nacktfotos von Julia aufmerksam. „Sehr hübsche Serie.“
„Die gefällt mir richtig gut“, schwärmt Martin.
„Katinka war wirklich Klasse beim letzten Shooting“, lobt BlitzKey. Da sie ihren Namen hört, blickt sie kurz zu den jungen Männern hinüber.
„Wir schauen gerade die aktuellen Fotos an und sind absolut begeistert“, wiederholt Carl das Kompliment.
„Danke!“
„Sind schon welche online?“, hakt er nach.
„Wir haben vorhin die erste Serie der Fetischbilder ins Web gestellt“, erwidert BlitzKey.
„Großartig! Bin echt gespannt, wie die Serie ankommt.“
„Ich hoffe wirklich, dass die Serie läuft“, wirft Julia ein. „Mir brennt heute noch die Muschi, wenn ich an das Shooting zurückdenke.“
Die Jungs reagieren mit Gelächter. Irina folgt dem kurzen Wortwechsel mit weit aufgerissenen Augen. „Du musst beim nächsten Mal mit der Chilisoße aufpassen“, spottet BlitzKey.
„Danke für den Hinweis. Hätte ich sonst gar nicht bemerkt.“
„Bist du eigentlich dazu gekommen“, wendet sich Carl an den Biker, „die Skripte an den neuen Designentwurf des Onlineshops anzupassen?“
„Boah Alter, du bist wieder ein Sklaventreiber. Ich bin doch keine Maschine.“
„Sitzt du noch an den Cracks?“
„Yep! Das Zeug von Alias|Wavefront ist fertig und lädt gerade auf unseren FTP-Server, aber der Kopierschutz bei den Games ist echt nervig.“
„Nur nervig oder schwierig?“
„Nervig!“
„Du kriegst das bestimmt hin“, muntert ihn Carl auf.
„Der Beamer ist angeschlossen“, unterbricht Brigitta die angeregten Gespräche der Gäste. „Wir können mit dem Film starten.“ Die Angesprochenen reagieren mit Freude und Zustimmung. Carl steht vom Sessel auf.
„Ich muss heute leider noch fleißig sein.“
„Alles klar, geh malochen“, verabschiedet ihn BlitzKey.
Carl nimmt eine ungeöffnete Dose Red Bull vom Couchtisch und holt sich einen Abschiedskuss von Brigitta. Frank setzt sich auf den freien Sessel neben Martin. Genüsslich mampft er Erdnussflips. Auf dem Weg nach draußen dimmt Carl das Licht im Wohnzimmer, während Brigitta den Film vom neuen Laptop aus startet. Als auf der Leinwand die Schutzmarke des Filmverleihs erscheint, stößt Vincent einen Playboy-Pfiff aus, der ihm einige Lacher einbringt.