Читать книгу p¡r@t€Z - Jo L.L. Roger - Страница 20
0b0001101: [Ladies]
ОглавлениеDer Twingo hält in der Auffahrt vor einer Doppelgarage. Brigitta und Carl steigen aus dem Wagen und trotten über den Gehweg zur Haustür des geräumigen Einfamilienhauses. Sie sperrt auf. Nachdem die beiden die Schuhe im Flur ausgezogen haben, betreten sie die Küche. „Hallo, Mama!“, begrüßt Brigitta ihre Mutter, die einige Teller in die Geschirrspülmaschine einräumt.
„Hallo, Brigi! Wie siehst du denn aus?“
„Ich komme aus der Werkstatt.“
„Guten Abend, Frau K.!“, unterbricht Carl.
„Hallo, Carl“, Brigittas Mutter mustert die beiden für einen Augenblick. „Ich will lieber nicht wissen, was ihr getrieben habt. Immerhin schafft es einer von euch, nicht auszusehen, als ob er in einen Malerkübel gefallen wäre.“
„Mama!“
„Ich muss gestehen, dass ich heute nicht beim Bühnenbau mitgeholfen habe, sonst würde ich genauso aussehen“, versucht Carl seine Freundin in Schutz zu nehmen.
„Na egal, solange es euch Spaß macht. Es ist übrigens Schweinebraten von heute Mittag im Kühlschrank, falls ihr Hunger habt.“
„Danke. Wir machen uns eine Pizza!“, erklärt Brigitta.
„Wie ihr wollt. Es sind bestimmt welche im Gefrierschrank.“
„Sehr gut.“ Mit grimmiger Miene stapft Brigitta in Richtung Kellertür. Ihre Mutter zuckt mit den Schultern.
„Eigentlich war es nicht böse gemeint, aber manchmal ist sie etwas überempfindlich.“
„Das kenne ich inzwischen ganz gut.“
„Macht es ihr wenigstens Spaß, etwas Handwerkliches zu probieren?“
„Ich denke schon.“
„Das ist schön! Brigitta verbringt leider zu viel Zeit vor dem Computer.“
„Da bin ich wohl ein schlechter Einfluss für Ihre Tochter.“
„Nein, ganz im Gegenteil! Seitdem sie dich hat, lebt sie nicht mehr so zurückgezogen. Wir waren übrigens längst beim Du. Schließlich gehörst du doch zur Familie.“
„Ist eine alte Angewohnheit aus dem PC-Laden.“
Brigittas Mutter startet die Maschine und verlässt die Küche. Unterdessen schaltet Carl den Backofen ein. Brigitta kommt mit einer Tiefkühlpizza und zwei Flaschen Bier aus dem Keller zurück. „Ist sie weg?“
„Ja.“
„Ich hasse es, wenn sie mich bemuttert.“ Ohne auf Carls Antwort zu warten, stellt sie die Flaschen in den Kühlschrank. Er folgt ihr wortlos mit seinen Blicken. „Danke, dass du vorgeheizt hast.“ Brigitta nimmt die Pizza aus der Pappschachtel und platziert diese sorgfältig auf dem Rost. Mit einer Handbewegung bittet sie ihn nach oben. Gemeinsam gehen sie ins Obergeschoss. Die beiden betreten das erste Zimmer im Gang, der zur Rückseite des Einfamilienhauses führt. Aus dem Badezimmer am Ende dröhnen die aktuellen Charts aus einem Radio. Brigitta wirft ihre Tasche lieblos vor das Bett. Carl stellt den Rucksack ordentlich auf der Kommode neben der Tür ab. Seine Freundin zieht sich die schmutzige Kleidung bereits auf dem Weg zum Schrank aus. Er schlurft zu den Rechnern, die auf dem Schreibtisch neben der Balkontür stehen. Wie gewohnt kippt er die Tür und startet die PCs.
„Verdammt! Ich habe diesen blöden Holzstaub sogar in der Unterwäsche!“
„Nach dem Duschen wird alles gut.“
„Falls Madame irgendwann aus dem Bad kommt!“
Carl wirft einen Blick auf die Uhr, bevor er Richtung Tür geht. Brigitta steht nackt vor dem Spiegel. Sie versucht krampfhaft, die letzten Sägespäne aus den Haaren zu schütteln.
„Lass uns Essen. Du bist bestimmt hungrig.“
„Ja. Das hier ist sowieso sinnlos.“ Sie holt Boxershorts aus der Kommode, zieht sich eins von Carls langen T-Shirts über und fixiert die Haare mit einem Haarreif. Ohne weitere Worte zu verlieren, kehren die beiden in die Küche zurück. Er kontrolliert die Pizza im Backofen, während sie das Bier aus dem Kühlschrank nimmt. Sie öffnet die Flaschen und stellt sie auf den Tisch. „Ist leider nicht richtig kalt.“
Carl greift zur Flasche, um die Temperatur abzuschätzen. Nachdem er den Flaschenhals mehrmals betastet hat, zieht er eine enttäuschte Miene. Brigitta setzt sich in die Ecke der Eckbank, die nackten Füße auf der hölzernen Sitzfläche. Gemeinsam stoßen die beiden miteinander an. „Wenigstens lagert mein Papa das Bier nicht im Heizungskeller.“ Carl nimmt neben ihr Platz, sodass sie die Beine auf seinen Schoß ausstrecken kann. Zärtlich streichelt er Brigitta von den Knien zu den Zehenspitzen, bis sie herzhaft kichert. „Lass das, ich bin kitzlig.“
„Aber ich mag deine süßen Zehen.“
„Ich wusste gar nicht, dass du einen Fußfetisch hast?“
„Hab ich auch nicht! Ich habe einen Brigittafetisch.“
Sie grinst ihn an, beugt sich ein Stück nach vorne und küsst ihn. „Jetzt geht es mir besser!“
„Pizza sollte auch gleich fertig sein.“
„Wunderbar, dann hoffe ich, dass meine Schwester bald abhaut und wir unsere Ruhe haben.“
„Glaubst du, dass sie ausgeht?“
„Warum sollte sie gerade heute zu Hause bleiben? Die vögelt sich doch sonst jedes Wochenende durch München.“
Schweigend gönnt sich Carl einen Schluck aus der Flasche. „Martin hat mir übrigens endlich seine Neue vorgestellt.“
„Und?“
„Ist dreizehn und steht auf Mangas!“
„Igitt! So ein Perversling. Kein Wunder, dass er sie vor uns versteckt.“
„Ich versteh auch nicht, warum er etwas mit so einem Kind anfängt.“
„Ganz ernsthaft! Du solltest dich von dem Drecksack fernhalten, solange er sich mit kleinen Mädchen vergnügt“, antwortet sie mit strengem Blick.
„Er ist trotzdem ein Freund.“ Carl zuckt mit den Schultern. „Wir kennen uns so lange, da kann ich ihn nicht wegen einer neuen Freundin zum Teufel jagen.“
„Warum nicht?“ Brigitta zieht die ausgestreckten Füße an ihren Körper zurück.
„Weil wir uns ewig kennen.“
„Willst du deshalb mit ihm eine Zelle im Knast teilen?“
„So weit wird’s nicht kommen.“
„Bist du dir sicher? Ich will den ekligen Typen zumindest nicht ständig um mich herum haben!“
Carl gönnt sich einen Schluck aus der Bierflasche und steht auf. Da die Kruste der Tiefkühlpizza mittlerweile goldbraun gebacken ist, schaltet er den Ofen aus. In aller Ruhe sucht er ein Messer aus der Besteckschublade. Brigitta deutet mit dem ausgestreckten Finger auf einen Küchenschrank. „Die runden Holzbretter sind dort drüben.“ Er holt ein Brett heraus, auf dem er die Pizza platziert. Vorsichtig stellt er sie auf dem Küchentisch ab und zerteilt sie in vier Stücke.
„Danke!“
Er lächelt seine Freundin an, die mit Heißhunger in das erste Stück beißt. Carl sich setzt zu ihr auf die Eckbank und legt den Arm um sie. Anschließend greift er ebenfalls zur Pizza.
Als die beiden Julias flinke Schritte auf der Treppe hören, löst sich Brigitta aus der Umarmung. Eilig schlüpft Julia in ihre Stilettos, bevor sie die dunkle Jacke über das seidig glänzende Minileid drapiert. „Hallo, Computerfreaks!“, begrüßt sie die beiden in der Küche. Ihre Blicke bleiben auf den Spiegel gerichtet, vor dem sie die dunklen Locken zurechtstreicht. Sorgfältig kontrolliert sie ihr Make-up. „Du solltest jetzt besser wegschauen, damit mein Schwesterchen nicht eifersüchtig wird.“
Carl blickt zu ihr auf, während Julia unter die üppige Oberweite fasst. „Tut mir leid, da war ich wohl zu langsam“, scherzt er.
„Macht nix, dann siehst du wenigstens mal richtige Titten!“
Brigitta knallt die Bierflasche auf den Tisch und dreht sich mit einem lauten Brummeln zur Seite. Julia antwortet mit einem kurzen Lacher. „Aha! Miss Mathegenie besitzt noch immer keinen Humor.“
Brigitta ignoriert ihre Schwester so gut es geht, indem sie in ein zweites Pizzastück beißt. Carl seufzt.
„Kannst du uns am Wochenende vom neunten bis elften August bei der LAN-Party helfen?“
„Ja, klar. Kann schon vorbeikommen, falls ihr mich braucht. Freitags haue ich im Labor sowieso immer gegen Mittag ab.“
„Merci! Dann planen wir dich fest ein.“
„Das hoffe ich!“ Julia zwinkert Carl zu. „Ich freue mich schon auf die vielen Jungs.“
„Kein Wunder, dass du es kaum abwarten kannst, deine Euter in der Öffentlichkeit herzuzeigen!“, giftet Brigitta.
Lachend fährt Julia mit einer Hand über ihre rechte Brust. „Immer noch neidisch auf ...“ Aufgescheucht durch die Haustürklingel eilt sie zur Tür. Gackernd begrüßt sie ihr Date. Auf dem Weg nach draußen winkt sie Brigitta und Carl dennoch zum Abschied. „Ciao, ihr beiden! Vergesst bloß nicht, ein paar Festplatten aufzubohren oder was ihr sonst so miteinander treibt.“
„Da hat wohl jemand einen neuen Stecher gefunden“, seufzt Brigitta, während die Haustür zufällt.
„Ignorier Julias Sticheleien doch einfach.“
„Ja, ja! Hast ja recht, aber sie weiß immer, wie sie mich am besten provozieren kann!“
Carl legt seinen Arm um Brigittas Schulter und drückt sie zaghaft.
* * *
In der Mitte des viel zu kleinen Schreibtischs in Brigittas Zimmer stehen mehrere ungeöffnete Dosen mit Red Bull, auf denen unzählige Wassertröpfchen kondensieren. Einsam sitzt Carl vor einem alten Computer, den er bei Brigitta untergestellt hat. Aufgrund der sommerlichen Hitze trägt er ebenfalls nur Shirt und Shorts. Neben der Tastatur steht eine leere Bierflasche. Auf dem Desktop ordnet er kunstvoll eine Reihe von IRC-Kanälen an, damit er den verschiedenen Diskussionen gleichzeitig folgen kann. Die meisten der Kanäle führen den Begriff Warez in irgendeiner Variation im Namen. Seine volle Aufmerksamkeit gehört jedoch dem IRC-Kanal #TradersOfPain, dem privaten Chat seiner Freunde. Auch Brigittas Computer läuft, obwohl sie nicht davor sitzt. Sie hat sich ebenfalls in diverse Kanäle eingeloggt. Ihr Status steht jedoch auf away from keyboard.
Carl folgt einer angeregten Diskussion zwischen Vincent, BlitzKey und Thorsten, die sich darüber austauschen, welche Software in den letzten Tagen ins Internet gestellt wurde. Nebenbei beobachtet er die Gespräche im Kanal #TOPwarez, dem öffentlichen Chat des Grüppchens, in dem hauptsächlich auf Englisch geschrieben wird. Über einen IRC-Bot, ein automatisiertes Programm, das sich als Chatteilnehmer ausgibt, verwaltet Carl eine Liste von Dumpsites. Dies sind jene öffentliche FTP-Server, auf denen raubkopierte Programme mehr oder minder geschickt versteckt und verteilt werden. Oft bestehen diese nur kurz, bis ein Administrator die illegalen Daten löscht, nachdem der Datenverkehr auf dem Server meist explosionsartig ansteigt. Sobald Benutzer aus dem Chat Adressen frischer Dumpsites an den Bot schicken, überprüft Carl die Zugangsdaten. Je nach Qualität der Seite und des angebotenen Inhalts nimmt er sie entweder in die Liste auf oder weist sie zurück. Falls er den Server akzeptiert, sendet der Bot die Daten in den privaten Chatkanal. Die Gruppenmitglieder verteilen dann neue Releases auf der Seite oder laden vorhandene Programme, die ihnen fehlen, von dort herunter. Erst nach einer gewissen Zeit aktualisiert der Bot die Liste im öffentlichen Kanal, damit die Masse der Internetnutzer schließlich darüber herfallen kann.
indigoFLX: Hallo, Leute!
BlitzKey: Achtung! Der Boss ist hier! Jetzt müssen wir brav sein.
mr_pixel: Hiho!
indigoFLX: Thorsten bist du da?
D0PEy: Allzeit bereit!
indigoFLX: Hast du mit Steffi gequatscht, ob sie bei der Party hilft?
D0PEy: Keine Panik, die kommt einfach mit.
indigoFLX: Hat sie zugesagt?
D0PEy: Noch nicht, aber wenn du dich dann besser fühlst, frage ich sie.
indigoFLX: Vielen Dank! Möchte nur vermeiden, dass wir an der Bar jemanden vermissen, da wir dort im Zweifel wirklich Kohle verdienen.
D0PEy: Aye, aye, Sir!
indigoFLX: Mr. Pixel, wieso bist du eigentlich hier im Chat? Ist deine Neue nach Hause gegangen?
mr_pixel: Nein, aber ich bin kein Fan vom Roten Meer. :(
CyberLord: HAHAHA *rofl*
indigoFLX: So genau wollte ich es nicht wissen.
mr_pixel: Sorry, bin halt ein bisserl frustriert.
CyberLord: Carl?
indigoFLX: Ja?
CyberLord: Ich kann von TerraStar nix mehr saugen.
indigoFLX: ???
CyberLord: Der FTP meckert, dass ich nicht genügend Ratio habe!
indigoFLX: Dann lade etwas rauf.
CyberLord: Aber ich brauch superdringend ein paar Sachen vom Server, um sie für jemanden auf einen Dump zu packen.
D0PEy: Warum benutzt du keine andere Dumpsite, um Releases zu verteilen?
CyberLord: Geht das denn?
indigoFLX: Na klar, was glaubst du, woher wir das Zeug auf unserem Server so schnell herbekommen? Ich lade über ISDN mittlerweile nichts mehr herunter. Läuft alles nur noch per FXP auf TerraStar.
CyberLord: Oh! Dann bin ich doof, wenn ich mir Zeug selbst ziehe?
mr_pixel: Ja, weil du nie zuhörst, wenn wir dir etwas erklären.
CyberLord: Hey! Kann nicht jeder ein Technikfreak sein. Außerdem will ich kein Linux installieren, damit ich mir etwas aus dem Internet saugen kann.
D0PEy: Ich benutz auch nur Windows 95 und hab null Probleme.
CyberLord: Kannst du mir zeigen, wie es funktioniert?
D0PEy: Ja, schick mir eine private Chateinladung, dann erklär ich’s dir noch mal ausführlich.
indigoFLX: Am besten ist es natürlich, wenn du Warez nicht nur auf Dumpsites verteilst, sondern dir private Log-ins auf schnellen Servern besorgst.
CyberLord: Ich werd’s versuchen, falls ich mir das ganze technische Zeug merken kann. Mir dröhnen jetzt schon die Ohren.
Zwischenzeitlich kommt Brigitta aus dem Bad zurück. Sie trägt nur ein weißes T-Shirt und weiße Shorts. Ihre Haare sind feucht und ungekämmt. Bevor sie sich zu Carl an den PC setzt, holt sie eine Haarbürste aus der Kommode. Sie betrachtet sich für einen Augenblick im Spiegel. Nervös legt sie die Brille auf die Kommode und bürstet durch die widerspenstigen Strähnen. Mit einem Kuss in den Nacken begrüßt sie schließlich ihren Freund am Schreibtisch.
„Du riechst gut“, stellt Carl fest.
„Danke.“ Bevor sie zur Tastatur greift, rückt sie ihre Brille zurecht und inspiziert die Fingernägel. Sie seufzt ausgiebig.
„Was ist los?“
„Es ist der falsche Farbton.“
„Echt, deine Nägel sehen doch immer so hellrot aus.“
„Man sieht’s im Dämmerlicht nicht so wirklich, aber es ist ganz sicher die falsche Farbe. Du musst mich morgen beim Einkaufen unbedingt daran erinnern, dass ich mir den richtigen Nagellack hole!“
„Ist es so schlimm?“
„Ja! Ich will meine Lieblingsfarbe haben, sonst fühle ich mich unwohl. Ist genau das Gleiche wie bei dir mit den Bartstoppeln, wenn du dich nicht rasieren konntest.“
„Dann verstehe ich es“, beruhigt Carl seine Freundin. Sie schüttelt die Finger aus, als ob sie dadurch die Farbe der Nägel ändern könnte. Neugierig überfliegt sie das Chatlog. „War Vincent schon immer solch ein Schmarotzer?“
„Ja. Der will nicht umsonst Wirtschaftswissenschaften studieren.“
„Der hat mich doch glatt angebettelt, dass ich ihm das Ratio erhöhe.“
„Was für ein Lahmarsch!“ Carl lehnt sich nach vorne, nimmt zwei Dosen und reicht eine davon an Brigitta weiter. Während er mit seinen Freunden chattet, schaut sie in einigen der internationaleren IRC-Kanäle vorbei, in denen Warez gesucht, gefunden und getauscht werden. Da sie unverhofft einen Freudenschrei ausstößt, zuckt er zusammen und verschüttet den Energydrink beinahe über die Tastatur. Wie von Sinnen hackt Brigitta auf die Tasten ein. Carls Augen wandern zwischen dem Monitor und Brigittas Gesicht hin und her. Ratlos blickt er auf das Chatfenster. Nur langsam begreift er die Hektik.
BlitzKey: Hey! Wer von euch blockiert TerraStar?
mr_pixel: Ich bin’s nicht, bei mir kriecht auf einmal alles.
CyberLord: Warum wurde ich vom Server gekickt?
WarBeast: Sorry, Jungs! Ich brauch die volle Bandbreite.
CyberLord: Ach, komm schon! Jetzt wo ich es endlich richtig mache, schmeißt du mich runter! :( :(
WarBeast: Glaubt mir, es lohnt sich.
mr_pixel: <- neugierig
Da Brigitta im Chat nichts verrät, checkt Carl, in welchen anderen Kanälen sie momentan unterwegs ist. Da er #GLoW in der Liste entdeckt, schluckt er. „Wieso bist du im Channel von den Gorgeous Ladies of Warez? Der ist doch invite-only?“
„Bin von Angela und SuperChic auf einen Plausch eingeladen worden.“
„Wow!“
„Jetzt brauch ich erst mal so viel Bandbreite wie möglich, damit ich die beiden davon überzeugen kann, dass wir als Courier Group taugen. Ich hoffe nur, dass im Wohnheim keine Gaming-Session läuft.“
Carl loggt sich auf TerraStar ein, um dort den Netzwerkmonitor des FTP-Servers zu überwachen. Der temporäre Zugang, den Brigitta für die Verhandlungen eingerichtet hat, belegt nahezu hundert Prozent des Traffics. „Noch scheint es gut zu laufen.“
„Ja, der Upload ins Internet ist recht flott, da kaum jemand Daten hochlädt.“
Carl nickt zustimmend.
„Selbst der Download ist heute zum Glück akzeptabel.“
Fasziniert rutscht er zu Brigitta hinüber, um das Gespräch mit den Ladies auf dem Monitor mitzulesen. Nachdem er dort im Chatlog liest, dass Angela ihnen anbietet, TerraStar zu einem Affiliate-FTP der Gruppe zu machen, drückt er sich eng an seine Freundin. Zärtlich stupst er ihre Zehen mit dem Fuß an.
„Lass das bitte, ich bin total kitzlig!“
„Ich weiß.“ Er lässt von ihr. Über die entfernte Anmeldung auf dem Server ändert er von seinem PC aus einige Einstellungen an der Konfiguration. Der Graph des Downloads macht einen Sprung nach oben.
„Du bist ein Schatz. Jetzt sind wir in dieser Richtung auch am Anschlag.“
Aufmerksam verfolgt Carl die Konversation im IRC. Nach vielen langen Chatzeilen über die Details der Zusammenarbeit zwischen den Gorgeous Ladies of Warez und den Traders of Pain, einigt sich Brigitta schließlich mit Angela. „Wir sind jetzt die offiziellen Courier für GLoW in Deutschland!“
Carl umarmt Brigitta. Er zieht sie zärtlich auf seinen Schoß. Sanft streichelt ihr Bäuchlein und küsst sie in den Nacken.
„Nicht so eilig! Wir müssen noch ein paar technische Dinge abklären.“
„Nimm dir die Zeit, die du benötigst.“ Während sie eine Pause an der Tastatur einlegt, da sie auf eine Antwort von SuperChic wartet, führt sie seine Hand unter ihr T-Shirt, bis er eine Brust berührt. Er spürt die steinharten Brustwarzen. Sie wechselt das Chatfenster. In abgehackten Sätzen versucht sie die Jungs zu beruhigen und versichert ihnen, dass sie bald auf den Server zurück dürfen. Unterdessen bemerkt Carl die eigene Erregung. Ohne die Reaktion der anderen Gruppenmitglieder abzuwarten, kehrt Brigitta zum Gespräch mit Angela zurück und vereinbart mit ihr ein weiteres Treffen am nächsten Abend. Die Frauen verabschieden sich kurz, aber dennoch herzlich. Nachdem sie den Kanal verlassen hat, setzt sie ihren Onlinestatus erneut AFK.
Sie schiebt die Tastatur demonstrativ zum Monitor und dreht sich zu Carl. Die beiden küssen sich leidenschaftlich. Ohne Zeit oder Worte zu verlieren, greift er ihr mit der Hand unter die Schenkel. Er trägt Brigitta schwungvoll zum Bett. Sie beginnt kindlich zu kichern, als er sie gefühlvoll auf die Kissen wirft. Eilig entkleiden sie sich gegenseitig. Mit einem geübten Handgriff in die Schublade holt sie ein Kondom, das er ihr sogleich abnimmt und überstreift. Carl dringt zärtlich in sie ein und verteilt sein vollständiges Gewicht auf ihren zierlichen Körper. „Fester!“, flüstert sie mit zitternder Stimme. Mit beiden Armen umklammert er sie. Er verlagert das Gewicht auf ihren Oberkörper, bis Brigittas Atmung schwerer wird. Erst nachdem er sich mit den Händen am Bettkasten festhält, um die Körperspannung zu erhöhen, antwortet sie ihm: „So ist’s gut.“ Rhythmisch bewegen sie die Körper auf dem Bett, bis beide nacheinander zum Höhepunkt kommen. Selbst danach bleibt er auf ihr liegen, um den zärtlichen Druck aufrechtzuerhalten. „War das nicht zu heftig?“, fragt Carl.
„Nein, das war großartig“, stöhnt sie schweißgebadet, „bin doch kein Porzellanpüppchen.“
Er antwortet ihr mit einem atemlosen Lacher.
„Das tut so gut, ich könnte gleich noch mal.“
„Sorry! Du musst dich leider etwas gedulden!“
„Ist kein Problem. Wir haben die ganze Nacht.“
* * *
Obwohl im Zimmer kein Licht brennt, wird der Raum vom fahlen Schimmer der Röhrenmonitore erhellt. Brigitta sitzt vor einem dieser Monitore, einzig mit Brille und Haarreif bekleidet. Konzentriert starrt sie auf das Bild. Carl beobachtet sie vom Bett aus. Ihre helle Haut wird vom Schein der Röhre in grünliche Farbtöne getaucht. Die Balkontüre steht inzwischen vollständig offen, dennoch bleibt die Luft im Zimmer trocken und warm. „Das Zeug von Angela ist nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass GLoW eine relativ neue Release Group ist. Falls wir so weitermachen, müssen wir bald größere Festplatten für TerraStar kaufen.“ Sie inspiziert die Uploads der frischen Programme auf dem Server. Der Chat im privaten IRC-Kanal ist mittlerweile verstummt. Einzig die Bots senden von Zeit zu Zeit neue Dumpsites. Schweigend betrachtet Carl den jugendlichen Körper seiner Freundin, die nackt kaum älter als Aiko wirkt. Ihm gefällt, wie sich ihre Brustwarzen gegenüber dem Monitor abzeichnen. Unbekleidet geht er zum Schreibtisch. Brigitta schenkt ihm keine Beachtung, sodass er sich neben sie setzt. „Hat da jemand Sehnsucht nach mir?“, fragt sie mit einem Lächeln.
„Immer!“ Carl schmiegt sich an sie, um ihr über die Schulter zu sehen. Er sieht, dass sie in einer Konsole auf TerraStar frische Dateien begutachtet. Er löst den engen Kontakt. Am anderen PC greift er zu Maus und Tastatur und wandert durch die geöffneten Chatfenster. Liebevoll beginnt Brigitta, seine Waden mit ihren Zehenspitzen zu massieren. Nebenbei wählt sie aus einer langen Liste mit Musik in diversen obskuren Dateiformaten einige Songs aus. Zufrieden mit der Auswahl startet sie den Player, der den Raum mit Trance füllt.
Im öffentlichen Kanal der Gruppe herrscht weiterhin reges Treiben. Die Vielzahl paralleler Gespräche in englischer Sprache wird durch Fragen nach speziellen Programmen oder neuer Adressen in unregelmäßigen Abständen unterbrochen. Dem ungeübten Betrachter erscheint der Chat wie ein heilloses Durcheinander, doch Carl folgt den unzähligen Gesprächsfäden mühelos. Während er durch die Liste der anwesenden Teilnehmer scrollt, bemerkt er viele bekannte Namen. Von seinen Freunden ist jedoch nur Martin online. Brigitta verabschiedet sich unterdessen aus dem Chat. Sie lässt nur die Musik auf dem Rechner weiterlaufen. Beim Aufstehen streicht sie Carl mit einer Fingerspitze über die Schulter. Erst danach schlendert sie zum Bett. Obwohl sein Spitzname als AFK markiert ist, öffnet Martin ein privates Chatfenster.
mr_pixel: Bist du noch on? Muss kurz mit dir quatschen! Ist irgendwie wichtig.
Carl wartet einige Momente ab, ob er ausführlicher wird.
mr_pixel: Christoph und Vincent haben eine Idee ausgebrütet, wie wir im Internet neben Webdesign Geld verdienen können! Und zwar richtig viel Geld!
indigoFLX: Hat ihm sein nigerianischer Onkel ein Vermögen hinterlassen?
mr_pixel: Daran arbeitet er noch.
indigoFLX: Was haben die beiden vor?
mr_pixel: Sie wollen einen Webshop eröffnen!
indigoFLX: Schön!
mr_pixel: Mit erotischen Fotos!
indigoFLX: Hahaha, will Vincent Pornos mit Claudia drehen?
mr_pixel: Nein, das nicht. Nur Girls in sexy Posen und so. Vielleicht mal ein Dildo oder wie sie sich fingert! Kein Sex. Keine Kerle.
indigoFLX: Wie wollt ihr an die Bilder kommen?
mr_pixel: Die beiden fahren doch mit BlitzKey und mir gelegentlich nach Tschechien rüber. Ist dort nicht allzu schwer, ein paar Weiber zu finden, die sich ablichten lassen.
indigoFLX: Haben die beiden zuviel gekifft? Kann mir kaum vorstellen, dass sich die Prostituierten gegen Kohle fotografieren lassen.
mr_pixel: Keine Ahnung, aber du wärst ziemlich überrascht, was die Nutten da drüben alles für die passende Knete anstellen.
indigoFLX: Ich will es lieber nicht wissen.
mr_pixel: Der Vorschlag hört sich daher nicht allzu kompliziert an!
indigoFLX: Wie kommen die beiden an das Geld?
mr_pixel: Das wissen sie noch nicht, aber vielleicht hast du eine Idee? Immerhin bist du unser Internetchecker!
indigoFLX: Das Ganze klingt viel zu schräg.
mr_pixel: Wir könnten wenigstens mal ein bisserl Brainstorming betreiben. Vielleicht kommt etwas Interessantes heraus?
indigoFLX: Möglicherweise? Ich will eigentlich lieber ausprobieren, was sich mit ernsthaftem Webdesign machen lässt.
mr_pixel: Da bin ich selbstredend dabei!
indigoFLX: Das hatte ich gehofft. Über das Erotikzeug können wir mal nachdenken, wenn Vincent und Christoph wieder klar im Kopf sind. Zumindest hat es mehr Potenzial als die letzte Idee, CDs mit Warez übers Internet zu verhökern.
mr_pixel: War das sein Ernst?
indigoFLX: Ja, ist nix anderes als selbst Gebranntes in der Schule zu verkaufen.
mr_pixel: Ach so. Muss leider weg, meine Prinzessin will kuscheln.
indigoFLX: Gute Nacht!
mr_pixel: c u
Nachdem Martin das IRC verlassen hat, loggt sich Carl ebenfalls aus. Er trennt die Internetverbindung und gesellt sich zu Brigitta ins Bett. Sie betrachtet seine Erregung für einige Momente. „Die vielen Girls im Chat scheinen dir zu gefallen.“
„Eigentlich sind’s nur die Warez, die mir gefallen.“
„Mal sehen“, antwortet sie lachend, „ob ich dein Interesse an einem bestimmten Girl wecken kann.“
„Ich habe gehört, dass WildWendy ziemlich gut aussehen soll.“
„Vielleicht? Ich habe gehört, dass WarBeast ziemlich eifersüchtig sein soll!“
„Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.“
Brigitta küsst ihren Freund auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen. Hastig überzieht er ihren Körper mit wilden Küssen, während sie seine Finger zwischen ihre Beine führt. Bevor sie ein frisches Kondom aus dem Nachttisch holen kann, hören sie Schritte und Gekicher auf der Treppe. Julia ist mit dem Blind Date zurück. Das Poltern auf der Treppe wird lauter, bis die beiden im Zimmer nebenan verschwinden. Kurz darauf erklingt Phil Collins. Brigitta lässt Carl los und wirft das verpackte Präservativ zurück in die Schublade. Die Erregung ist verflogen. Die beiden werden zu Ohrenzeugen von Julias wildem Stöhnen. Brigitta steht auf und geht mit hängenden Schultern zum PC. Sie schaltet den Musikplayer aus. Obwohl es noch immer sehr warm im Zimmer ist, schließt sie die Balkontür. Enttäuscht sieht Carl seine Freundin an, die den Blick entsprechend erwidert. Bevor sie sich zu ihm ins Bett legt, kramt sie verpackte Ohrstöpsel aus dem Nachttisch hervor und drückt ihm ein Paar in die Hand. Er nimmt diese entgegen und führt sie in die Gehörgänge ein, bis von Phil Collins, Julia und dem Date nur ein leises Säuseln übrig bleibt. Brigitta kuschelt sich an Carl, der seine Arme schützend um sie legt. Nach wenigen Minuten spürt er, dass Brigittas Atmung ruhiger wird. Sanft streichelt er über den flachen Bauch, bis er ebenfalls einschläft.