Читать книгу p¡r@t€Z - Jo L.L. Roger - Страница 18
0b0001011: [Untauglich]
ОглавлениеSchwungvoll bremst Carl sein Fahrrad vor dem Elternhaus ab. Er hebt das Mountainbike auf den Gehweg und kettet es am hölzernen Gartenzaun fest. Mit geschultertem Rucksack eilt er ins Haus. „Carl? Da ist Post für dich gekommen!“, ruft seine Mutter aus der Küche.
„Was gibt’s denn?“
„Ein Brief vom Kreiswehrersatzamt!“
„Na und?“
„Das wird deine Einberufung sein. Jetzt fängt bei dir endlich der Ernst des Lebens an.“
Carl sucht den Brief aus dem Stapel mit der ungeöffneten Post. Seine Mutter, gekleidet wie eine Hausfrau aus den Fünfziger Jahren, steht in der Küchentür. Sie überwacht, ob er das Schreiben tatsächlich liest. Vorsichtig öffnet er das Kuvert mit dem Haustürschlüssel.
„Wann geht es los?“
„Mama! Vielleicht lässt du mich den Brief erst lesen?“
„Ja, natürlich!“
Er wirft seiner Mutter einen mürrischen Blick zu, bevor er das dünne Papier auseinanderfaltet. Nachdem Carl die ersten Zeilen gelesen hat, hellt sich seine Miene auf. „Ich bin ausgemustert worden. Wird wohl nix mit dem Komasaufen beim Bund.“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
„Hier steht es schwarz auf weiß. Ich bin nicht tauglich für den Dienst an der Waffe und werde auch später nicht mehr dazu herangezogen.“
„Das muss ein Irrtum sein, mein Sohn ist kerngesund und kein Krüppel.“
„Kein Irrtum.“
„Steht da der Grund für die Ausmusterung?“
„Nicht im Detail, aber mir soll’s recht sein. Ich hätte sowieso verweigert.“
„Aber ... aber das geht doch nicht. Du musst dagegen Einspruch erheben, die können dich doch nicht für den Rest des Lebens brandmarken!“
„Geht’s noch? Du solltest dich wenigstens ein bisserl für mich freuen, dass ich keine elf Monate bei dem Verein absitzen muss, sondern etwas Sinnvolles machen kann.“
„Das hätte dir gut getan. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das deinem Vater beibringen soll. Der wird bestimmt enttäuscht sein!“
„Dann soll er enttäuscht sein! Der Kalte Krieg ist vorbei, wir haben gewonnen und die Russen sind wieder daheim in Russland.“
„Du hörst dich fast wie einer von der SED an.“
„Bitte? Es ist nicht gerade so, dass ihr begeisterte CSU-Wähler seid.“
„Das ist doch etwas anderes. Man kann hier in Bayern eben nur diese katholischen Fanatiker wählen, wenn man Patriot ist.“
„Dann wählt ÖDP, die sind konservativ und mögen auch noch Blumen.“
„Mach dich mal nicht über deine Eltern lustig.“
„Ist schon gut, Mama.“
„Bitte bring es Papa schonend bei. Er sieht es nicht gerne, wenn wir Eltern als Versager vor der Verwandtschaft dastehen.“
„Dann sag du es ihm. Ich fahr jetzt erst mal zu meiner Freundin.“
„Erzähl ihren Eltern bloß nicht, dass du minderwertig bist.“
„Mama! Hör mit dem Unsinn auf.“
„Ich sag’s nur. Am Ende will sie nichts mehr von dir wissen.“
Carl dreht sich auf dem Absatz um. Kopfschüttelnd geht er zur Treppe, ohne seine Mutter zu beachten. Im Zimmer angekommen wirft er den Rucksack auf das Bett. Schwerfällig lässt er seinen Körper in den Bürostuhl fallen. Für einen Moment starrt er auf die Tastaturen vor den Monitoren. Er schüttelt den Kopf, bevor er einen Monitor einschaltet und mit dem Stuhl Richtung Bett rollt. Aus dem Rucksack holt er einige CDs, die er mit zum Schreibtisch nimmt. Geduldig wartet er, bis das Bild auf der Röhre erscheint. Mit einer kurzen Mausbewegung unterbricht er den Bildschirmschoner. Nachdem ihm der Windowsdesktop zur Verfügung steht, kopiert er die erste Silberscheibe. Gemächlich rollt er mit dem Bürostuhl zum Telefon im Regal. „Hallo, Engelchen“, flüstert Carl beinahe. „Wie geht’s dir?“
„Hi, Großer!“
„Hast du einen Moment zum Reden?“
„Na klar. Was ist los?“
„Vincent nervt mich schon die ganze Woche wegen der deutschen Version von AutoCAD. Jetzt hat er irgendwo eine Version abgegriffen, die aber keinen Crack besitzt.“
„Lass mich mal sehen, ob ich etwas Passendes herumliegen habe.“
„Danke, du bist ein Schatz.“
Carl hört, dass Brigitta am anderen Ende der Leitung flink auf die Tastatur eintippt. „Hab auf die Schnelle nur Sachen für die englische Fassung gefunden. Denkst du, BlitzKey sollte es mal versuchen?“
„Ich vermute, dass es bereits einen Crack für die deutsche Version gibt. Das Programm ist schon eine ganze Weile draußen. Ich hatte nur gehofft, dass ich ihn nicht suchen muss.“
„Ach so.“
„Darf ich vorbeikommen?“
„Jetzt?“
„Meine Mum stresst momentan rum, nachdem ich meinen Musterungsbescheid erhalten habe. Irgendwie wäre ich jetzt lieber bei dir, anstatt mir anhören zu dürfen, dass ich als Sohn versagt habe.“
„Oki! Ich bin gerade am Coden, also lass dir ruhig Zeit.“
„Etwas fürs Studium?“
„Nein, nein! Ist eine Überraschung.“
„Jetzt bin ich aber neugierig!“
„Ich verrate nichts, sonst ist es keine Überraschung mehr.“
„Hab schon verstanden. Bin in einer guten Stunde bei dir.“
„Bis dann!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, legt Brigitta auf. Carl erhebt sich, geht zum Schrank und sucht ein frisches T-Shirt. Nachdem er sich umgezogen hat, packt er einige der CDs in den Rucksack. Für alle Fälle holt er eine Festplatte aus dem Regal.
* * *
Brigitta lässt ihren Freund lange Momente vor der Zimmertür warten, bevor sie ihm öffnet. Sie trägt nur Shorts und T-Shirt. „Hallo!“
„Hallo, Engelchen, bist du sehr beschäftigt?“
„Es geht so, ich musste meinen Lover noch unterm Bett verstecken.“
Carl schaut sie verwirrt an.
„Du hast heute aber gar keinen Humor?“, fragt sie vorsichtig, während sie sich an ihren Schreibtisch setzt.
„Nicht wirklich.“
„Nehmen sich deine Eltern das mit der Bundeswehr so sehr zu Herzen?“
„Ich habe den Eindruck, dass meine Mum ziemlich enttäuscht ist.“
Brigitta schiebt den zweiten Bürostuhl mit der Fußspitze in seine Richtung. Carl greift nach der Lehne. Er rollt damit zum Schreibtisch und stellt den Rucksack ab. „Kann ich deinen Windowsrechner herunterfahren?“
„Bedien dich. Ich lasse die Datentransfers inzwischen nur noch über den Server laufen.“
Carl klickt durch das Startmenü. Geduldig wartet er, bis sich der Computer ausschaltet. Anschließend steckt er seine Festplatte in den Wechselrahmen des PCs und drückt den Hauptschalter. Gemächlich rattert der Rechner los. Während er die frischen Daten kopiert, beobachtet er Brigitta. Sie starrt gebannt auf die Fenster der Entwicklungsumgebung. Geschickt navigiert sie mit der Tastatur durch endlos erscheinenden Quellcode. Fasziniert versucht er ihr zu folgen.
„Nicht spicken! Es ist doch eine Überraschung!“
„Glaub mir, du könntest mir das auch zum Lesen ausdrucken und ich hätte keinen Plan, woran du arbeitest.“
„Echt?“
„Ja! Brauchst du lange?“
„Ich bin mit der aktuellen Version fast fertig.“
„Du willst mir nicht verraten, was es wird?“
„Noch nicht, sonst ist doch die Überraschung hin.“
Schulterzuckend dreht sich Carl zum anderen Rechner. Über eine Netzwerkfreigabe durchsucht er frische Releases, die auf TerraStar liegen. Fleißig kopiert er Spiele und Programme, deren Beschreibungen interessant klingen oder deren Namen seine Neugierde wecken. Immer wieder wirft er einen Blick auf Brigitta, die verbissen in ihren Monitor starrt und mit dem Quellcode kämpft. Gelegentlich stoppt sie kurz, um den Haarreif zurechtzurücken.
„Machst du noch lange?“, fragt Carl.
„Nein, hab fast alle Fehler beseitigt.“
Gelangweilt entpackt er einen der Downloads, um die Software testweise zu installieren. Während er mit den mehrfach komprimierten Daten ringt, beobachtet ihn Brigitta aufmerksam. Beinahe beiläufig speichert sie ihr Projekt und startet den Compiler zur Übersetzung des Programms. „Das ist ganz schön nervig mit den vielen ZIP- und RAR-Dateien?“
„Wie immer, wenn man ein Release in Dutzende Häppchen zerstückelt. Die Typen sollten endlich mit den 2.88-Megabyte-Archiven aufhören. Dieses exotische Diskettenformat benutzt sowieso niemand.“
Brigitta kichert.
„Mach dich nicht über mich lustig! Oder findest du die endlosen Dateien etwa praktisch?“
„Nope, nicht im Geringsten!“ Mit einem kurzen Blick kontrolliert sie den Status des Build-Prozesses, der nahezu vollständig durchgelaufen ist. Carl tippt nervös mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte, während er dem Fortschrittsbalken des Entpackers folgt. Als dieser bei 100 % angelangt ist, klickt er in das neue Unterverzeichnis, in dem er ein weiteres gigantisches ZIP-Archiv vorfindet. „Das ist jetzt deren ernst, oder?“
„Was denn?“
„Noch ein Archiv.“
Brigitta rutscht näher an ihn heran und legt ihre Hand auf seine Schulter. „Dann wird dir mein Programm gefallen.“
„Wie kommst du darauf?“
„Probier es einfach mal aus“, bittet sie.
„Wo liegt es?“
„Moment! Ich kopier es dir auf TerraStar in unser privates Verzeichnis.“
Während er auf das riesige Archiv wartet, durchsucht Carl den Server nach ihrer Überraschung. „Der Ordner heißt WMP?“
„Ja, du kannst es dir ziehen.“
Carl kopiert das Programm und startet es. „Warez Manager Pro?“
„Ja“, kichert Brigitta. „Fand ich irgendwie passend.“
„Und was macht der Warez Manager?“
„Probier ihn doch einfach aus.“
Neugierig navigiert er durch die verschiedenen Untermenüs, bis er auf die Funktion Unzip stößt. Er klickt diese an. In dem Fenster, das sich nun öffnet, wählt er einen Ordner mit einem Release aus. Nachdem das Programm das Verzeichnis eingelesen hat, zeigt es ihm an, wie die kopierte Applikation heißt und von welcher Gruppe sie ins Internet gestellt wurde. Brigitta beobachtet ihn wissbegierig bei der Entdeckungsreise durch das neue Tool. Da sie seine Begeisterung erkennt, verwandelt sich ihr Gesicht in ein strahlendes Lächeln. Sie steht auf, um ihm aufgeregt über die Schulter zu schauen. Carl klickt auf den Schalter Unzip Release.
„Und? Gefällt es dir? Sag schon was?“
„Ich bin sprachlos!“ Er verfolgt die Statusmeldungen, die den Benutzer darüber aufklären, wohin die Dateien gerade entpackt werden. „Und das Ding macht jetzt aus dem ganzen Berg von Archivdateien ein einzelnes sauberes Verzeichnis?“
„Ja!“, versichert sie. „Du musst also nie wieder Stunden damit verbringen, irgendwelche Downloads zu entpacken, bevor du sie auf eine CD brennst.“
„So etwas programmierst du zum Spaß in deiner Freizeit?“
„Warum nicht? Stört dich das?“
„Nein, im Gegenteil! Ich bin total baff!“
Brigitta strahlt nicht nur vor Freude über das Gesicht, sondern kann kaum ruhig stehen. Aufgeregt gestikuliert sie mit ihren Händen, während sie Carl über die aktuellen und die zukünftigen Funktionen des Programms aufklärt: „Also du kannst natürlich nicht nur ein einzelnes Release damit entpacken, sondern es gibt auch noch den Batchmodus. Damit kannst du ein Verzeichnis mit allen Unterordnern extrahieren. Außerdem habe ich eine Datenbank integriert, in der sich der WMP die Spiele und Programme merkt. Die kannst du selbstverständlich durchsuchen. Darüber hinaus gibt es den CD-Modus, mit dem du erfassen kannst, welche Sachen du bereits auf eine CD gebrannt hast. Natürlich gibt es auch einen Release-Modus, mit dem du ein eigenes Release nach den korrekten Regeln der Szene verpacken kannst. Das ist für den Fall, dass wir selbst mal etwas ins Internet stellen wollen. Außerdem arbeite ich noch an einem Archiv für Cracks, damit ...“
„Hey, hey, ganz langsam, Brigi!“, unterbricht Carl. „Ich habe schon verstanden, was du gecodet hast. Um ehrlich zu sein, bin ich total begeistert.“
„Danke!“ Sie beugt sich zu Carl und küsst ihn. Zärtlich legt er seinen Arm um ihre Hüfte. Dankbar erwidert sie die Zuneigung mit einem weiteren, diesmal längeren Kuss. „Genug programmiert für heute!“, erklärt sie.
„Ich wollte eigentlich mit dir über etwas anderes reden.“
„Dein Zivi?“
„Dort muss ich jetzt zum Glück nicht mehr hin, da mich die Bundeswehr nicht haben will.“
„Auch nicht schlecht!“
Carl räuspert sich. „Ich bin im Augenblick ratlos, da ich davon ausgegangen bin, dass ich die nächsten Monate tatsächlich Zivi machen werde. Jetzt könnte ich vielleicht doch studieren.“
„Wofür hast du dich entschieden?“
„Bin mir nicht sicher, aber für Informatik reichen meine Mathekenntnisse keinesfalls.“
„Hast du dir mal Medientechnik oder so etwas in der Art angesehen? Das passt wahrscheinlich perfekt zu dir.“
„Dafür braucht man aber einen ziemlich heftigen Numerus clausus, oder?“
Brigitta zuckt mit den Schultern.
„Vermutlich müsste ich für das Studium aus München weggehen.“
Das fröhliche Lächeln auf Brigittas Gesicht schwindet. „Gibt’s das nicht auch hier?“
„Ja, aber ich bezweifle, dass ich jetzt noch einen Studienplatz bekomme. Außerdem ist das mehr auf Drucktechnik und Printmedien ausgerichtet, was mich weniger interessiert.“
„Oh!“
„Martin will es nach der Ausbildung in der Druckerei studieren, daher bin ich mir fast sicher, dass es nichts für mich ist.“
Brigitta richtet ihren Blick zu Boden. Ihre Gesichtszüge werden hart. „Du willst aus München unbedingt weggehen, oder?“
„Eigentlich schon.“
Unmerklich rollt sie auf dem Bürostuhl zur Seite.
„Wärst du sehr traurig, wenn ich wegziehen würde.“
„Natürlich! Ich will nicht, dass wir uns trennen müssen.“
„Aber wir wären doch noch immer zusammen, selbst wenn ich am anderen Ende der Republik lebe!“
„Es wird nicht gut gehen.“
„Ich werde immer in dich verliebt sein, egal was kommt.“
„Das weiß ich, dennoch wird eine Fernbeziehung nicht funktionieren.“
Carl rollt mit dem Bürostuhl näher an sie heran. Behutsam legt er eine Hand auf ihren Unterarm. Brigitta erwidert die Geste, indem sie ihre Hand in seine legt. „Höchstwahrscheinlich bekomme ich so kurzfristig gar keinen Studienplatz mehr. Außerdem wollte ich mit den Jungs erst mal Webdesign machen, nachdem wir endlich Kunden finden, die uns dafür bezahlen.“
Brigitta sieht Carl in die Augen. Langsam kehrt ein zaghaftes Lächeln zurück.
„Es ist wahrscheinlich besser, wenn ich eigenes Geld verdiene und praktische Erfahrung im Berufsleben sammle. Obendrein kann ich mir in Ruhe überlegen, was ich tatsächlich studieren will.“
„Das klingt gar nicht blöd. Ich wünschte, ich hätte vor dem Studium gearbeitet oder eine Ausbildung gemacht.“
„Wieso denn?“
„So viele von den Jungs, mit denen ich studiere, jobben nebenbei als Admins oder Programmierer. Die haben dadurch viele gute Kontakte zu Firmen, während ich immer nur die Theorie sehe und nur meine eigenen wirren Sachen schreibe.“
„Du kannst dir doch auch einen Nebenjob suchen, oder?“
„Bisher habe ich nichts Brauchbares gefunden. Auf Burger zusammenbauen bei McDonalds habe ich keine Lust, solange ich es nicht aus finanziellen Gründen machen muss.“
Er streichelt ihr zärtlich mit dem Handrücken über die Wange. Sie genießt die Berührung für einige Momente, bevor sie sich erneut an den PC setzt. Carl kehrt ebenfalls an den Rechner zurück. Schweigend blättert sie durch die abonnierten Newsgroups.
indigoFLX: Hiho, Leute!
mr_pixel: Hey, Carl!
indigoFLX: Es gibt ein neues Spielzeug, dass mein Engel für uns gecodet hat.
BlitzKey: Zeig her!
indigoFLX: Liegt im privaten Ordner auf dem FTP.
mr_pixel: okay
BlitzKey: WMP?!?
indigoFLX: yes
CyberLord: Was macht das Ding?
indigoFLX: Schau es dir an, Vincent.
CyberLord: Ich saug’s mir mal.
mr_pixel: *rofl* Warez Manager Pro
BlitzKey: Martin! Geh von TerraStar runter, mein Download ist arschlangsam!
CyberLord: Dann stop deine Pornos!!!
indigoFLX: Wie gefällt euch das Teil?
mr_pixel: Ist ne super Idee, aber irgendwas mache ich falsch. Es entpackt bei mir nur die ZIP-Dateien. Danach bleibt es stehen.
WarBeast: Du musst WinRAR entweder im Pfad haben oder den Ort von Hand in den Einstellungen eingeben.
mr_pixel: Okay! Ich probier’s mal.
BlitzKey: Danke! Der WMP gefällt mir.
CyberLord: Wofür brauche ich das Tool überhaupt?
indigoFLX: Das Ding sorgt dafür, dass du ein Release installieren kannst, ohne dass ich es dir vorher entpacke und auf CD brenne.
CyberLord: Ach so! Hast du übrigens schon die deutsche Version von 3D Studio gefunden?
indigoFLX: Noch nicht, aber ich habe rausgefunden, dass der Crack von der US-Version auch für die deutsche Fassung funktioniert.
CyberLord: Sweet!
indigoFLX: Die neueste Version von AutoCAD liegt mittlerweile auf TerraStar.
CyberLord: Kannst du mir das brennen? Das Runterladen dauert mit meinem Modem hundert Jahre.
indigoFLX: Mach’ ich. Crack fehlt aber noch.
CyberLord: Kann BlitzKey den nicht schreiben?
BlitzKey: lol
CyberLord: Was denn?
BlitzKey: Dir ist hoffentlich klar, dass AutoCAD verdongelt ist?
CyberLord: und?
BlitzKey: Alter ist dir bewusst, wie lange es dauert, dafür einen Crack zu bauen?
CyberLord: ???
BlitzKey: Ewig!
WarBeast: Wenn du willst, kann ich dir das Software Developer Kit für die Dongles geben, die Autodesk verwendet.
BlitzKey: Wie kommst du denn an so etwas?
WarBeast: Ein Kumpel hat im Praktikum bei einer Sicherheitsfirma gearbeitet, die unter anderem auch Hardwaredongles testet.
BlitzKey: Wow!
CyberLord: Dann schreib du uns einen Crack dafür!
WarBeast: Kannst dir mal das SDK ansehen. Ich kopier es auf TerraStar.
BlitzKey: Danke! Du bist wirklich ein Engel.
Brigitta errötet, als sie BlitzKeys letzte Zeile liest. Eilig sucht sie auf ihrem Rechner nach den Dateien, um sie auf den Server zu laden.
„Glaubst du, dass er mit dem SDK etwas anfangen kann?“
„Ich weiß nicht. Mein Kumpel hat gemeint, dass man die meisten Dongles relativ leicht austricksen kann, solange man ungefähr weiß, wie die Treiber für die Dinger funktionieren.“
„Das sagt mir jetzt rein gar nichts.“
„Im SDK ist der vollständige Quellcode für einen Beispieltreiber enthalten“, Brigitta beginnt zu kichern, „den die meisten Entwickler aus Faulheit einfach nur an ihr eigenes Programm anpassen.“
„Das ich nicht dein ernst, oder?“
„Programmierer sind eben faul.“
WarBeast: SDK liegt auf dem Server.
BlitzKey: Okidoki! Ich saug’s mir mal.
indigoFLX: Wenn du Hilfe beim Cracken brauchst, sag Bescheid. Ich hab in den nächsten Wochen ziemlich viel Freizeit.
BlitzKey: Bescheid!
mr_pixel: Wie kommt’s?
CyberLord: Ziehen die dich erst im Herbst ein?
indigoFLX: Nö! Bin untauglich! Kein Bund, kein Zivi!
CyberLord: Du vaterlandsloser Geselle.
mr_pixel: OMG
BlitzKey: Du glücklicher vaterlandsloser Geselle. :(
CyberLord: Wie hast du das denn hinbekommen? Körperlich bist du bestimmt fitter als Martin und selbst den haben sie genommen.
mr_pixel: Hey!
CyberLord: Nix für ungut, aber du weißt, was ich meine.
mr_pixel: Ja, leider!
indigoFLX: Vermutlich fanden sie die Antworten beim psychologischen Test nicht so knusprig. Sonst hätten sie mich kaum zum Bundeswehrpsychologen geschickt. Ich hab aber keinen Plan, ob’s das am Ende war.
BlitzKey: Manche Leute haben einfach immer nur Glück.
„Kennst du das Ergebnis deiner Untersuchung?“, fragt Brigitta.
„Du meinst vom Psychofritzen?“
„Ja.“
„Nicht wirklich. Ist mir aber egal. Beim Bescheid der Ausmusterung lag ein Zettel mit irgendwelchem bürokratischen Kauderwelsch bei, für das man sicherlich auch einen Crack benötigt.“
„Das kann ich mir gut vorstellen“, erwidert Brigitta lachend.
„Willst du mal sehen, wie so etwas aussieht?“
„Ja, warum nicht?“
Carl holt das graue Briefkuvert aus dem Rucksack, das er ihr in die Hand drückt. Sie nimmt das Schreiben heraus und überfliegt den Text. „F vierundachtzig Punkt fünf“, murmelt sie gedankenverloren.
„Sagt dir das Kauderwelsch irgendwas?“
Brigitta schüttelt energisch mit dem Kopf. „Bin nur froh, dass ich als Frau nicht zum Bund muss.“
„Das kann ich sehr gut verstehen.“
„Chattest du länger mit den Jungs?“
„Warum fragst du?“
„Ich möchte mit dir kuscheln.“
„Versteckt sich dein Lover noch unter dem Bett?“
„Ist mir egal! Der Sex mit dir ist viel schöner.“ Ohne vom Monitor aufzusehen, streckt ihr Carl den Arm entgegen. Sie schmiegt sich zärtlich an ihn. Während er die letzten Zeilen in das Chatfenster tippt, küsst er Brigitta bereits liebevoll in den Nacken.