Читать книгу p¡r@t€Z - Jo L.L. Roger - Страница 14
0b0000111: [Die Unschuldigen]
ОглавлениеMit geschulterter Sporttasche und Sonnenbrille im Haar schlendert Vincent über den tristen, ausladenden Pausenhof. Aufgrund des weißen Oberhemds und des dunklen Jacketts sticht er zwischen den Mitschülern deutlich hervor. Selbst unter den Klassenkameraden der Oberstufe bleibt sein Kleidungsstil die Ausnahme. Mehrmals schaut er sich zu den beiden Lehrerinnen der Pausenaufsicht um. Wie so häufig stehen die älteren Damen gemeinsam vor der breiten Treppe zur Aula, rauchend und in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Die beiden interessieren sich kaum für die Schüler um sie herum. Vincent bleibt für einen Moment stehen. Mehrere Jungs aus der Mittelstufe beobachten ihn aus einiger Entfernung. Nachdem er Carl am Rande des Pausenhofs auf einer kahlen Betonbank vor einer Reihe frisch gepflanzter Birken entdeckt, gibt er den Jungs einen Wink. Sie folgen ihm zur Bank. Zwischen Carls Füßen lehnt ein prall gefüllter Rucksack am Beton. Er hebt die Hand zum Gruß.
„Servus! Wie geht’s?“, erwidert Vincent.
„Bestens!“
„Hast du alles dabei?“
Carl deutet mit der flachen Hand auf den Rucksack.
„Super!“ Ohne zu zögern, stellt Vincent seine Tasche neben ihm auf der Bank ab. Unterdessen treffen die anderen Mitschüler ein.
„Hallo, Leute! Hi, BlitzKey!“, begrüßt sie Carl.
„Servus, Alter!“, erwidert BlitzKey, der die rotbraunen Haare zu einem zotteligen Pferdeschwanz zusammengebunden hat.
„Ich hab deine Disketten dabei.“
„Großartig! Was willst du dafür?“
„Passt schon, du hattest noch ein paar Floppies von den letzten Savegame-Editoren gut.“
Während sich eine Traube von jungen Männern und pubertierenden Jungs um die drei Freunde bildet, öffnet Carl den Rucksack.
„Es ist so weit! Der Shop hat geöffnet“, verkündet Vincent.
Die Runde antwortet mit allgemeinem Gelächter. Nachdem er sich nochmals umgesehen hat, holt Carl einen ersten Stapel selbst gebrannter CDs hervor. Auf jeder Hülle klebt ein Post-it mit dem Namen des Empfängers und dem Preis. Ein Käufer nach dem anderen reicht ihm den vereinbarten Kaufpreis in zehn oder zwanzig DM-Scheinen.
„Bestellungen für nächste Woche nehme ich entgegen, sonst einfach bis Freitag mit Carl oder mir quatschen“, erinnert Vincent die Kunden.
„Nicht vergessen! Ausreichend Floppies mitbringen, falls euch CDs zu teuer sind“, ergänzt Carl.
Aus der Runde erklingt zustimmendes Geraune. Erst nach dem Pausengong verschwinden die Schüler mit ihren CDs und Disketten in Richtung Klassenzimmer. Nur Vincent und BlitzKey bleiben neben Carl sitzen. Dieser zählt das kleine Geldbündel nach und zahlt Vincent seinen Anteil aus.
„Das hat sich heute aber für euch gelohnt“, stellt BlitzKey fest.
Carl schüttelt den Kopf. Er packt das Geld in die Hosentasche. „Zurzeit läuft’s eher mäßig. Es gibt keine interessanten Games.“
„Yep, da hast du leider recht! Falls ihr beiden nächstes Wochenende Zeit und Lust habt, könnt ihr bei mir auf eine Netzwerk-Session vorbeischauen. Hab gerade sturmfrei, da meine Alten auf einem Wellnesstrip sind.“
„Das klingt vielversprechend! Ich komme auf jeden Fall“, antwortet Vincent.
„Wie sieht’s bei dir aus, Carl?“
„Müsste schon hinhauen.“
„Super! Ich hätte nämlich nix dagegen, wenn du mir ein bisserl mit dem Netzwerk aushilfst.“
„Soll ich eine Kiste als Server mitbringen?“
„Das wäre saugeil, dann könnte ich ein paar mehr Leute einladen.“
„Wer kommt sonst noch?“, fragt Vincent.
„Bisher haben nur Thorsten und Martin zugesagt. Die meisten Jungs aus der K13 wollen lieber fürs Abi lernen. Auf meine Nasen aus der Zwölften habe ich aber weniger Böcke!“
„Das klingt schon mal nach Spaß“, erwidert Carl.
BlitzKey wirft einen ungeduldigen Blick auf die große Uhr auf dem Pausenhof. Sie zeigt 11:29 Uhr an. „Müsst ihr nicht rein?“, fragt er die anderen.
„Ich habe montags die fünfte Stunde immer frei“, frohlockt Vincent.
„Hab eigentlich Musik-Grundkurs, aber da ich dieses Semester nicht fürs Abi brauche, spar ich mir den Blödsinn.“
„Boah! Ihr Säcke habt ein Leben! Wir sehen uns. Muss leider zum Mathe-Leistungskurs.“ Die Jungs verabschieden sich per Handschlag, als der zweite Gong zum Beginn der fünften Unterrichtsstunde ertönt. BlitzKey hastet über den Hof zum Seiteneingang des Hauptgebäudes. Abgesehen von Vincent und Carl halten sich weitere Kollegiaten im Raucherbereich unter der Uhr auf, die ebenfalls schwänzen oder freihaben. Vincent rutscht zu Carl und zeigt ihm die Notizen mit den Bestellungen.
„Sieht so aus, als hätten wir dieses Wochenende nicht nur etwas auf der LAN-Party zu tun.“
„Hast du alles von der Liste?“
„Muss ich erst zu Hause checken, aber nichts davon ist schwer zu finden.“
„Du musst mir unbedingt mehr von den guten FTP-Servern verraten. Seitdem du ständig im Netz rumhängst, komm ich mir ziemlich blöd vor. Ich kann kaum etwas besorgen, weil du alles seit Wochen hast.“
„Such dir halt ne Freundin, die internetkompatibel ist!“, witzelt Carl.
„Da redet der Richtige! Dein Leben als Mönch ist nix für mich.“
„Stimmt doch gar nicht.“ Carl schüttelt energisch den Kopf.
„Wann hat Kiki mit dir Schluss gemacht? Ende der Elften?“
Carl blickt zu Boden. In seinen Gedanken sieht er sofort die groß gewachsene, athletische Blondine mit dem freundlichen, knabenhaften Gesicht. Mit den Fußspitzen fährt er über den Staub auf dem Betonboden. „Mitte der Zwölften“, murmelt er.
„Sorry. Wollte nicht gemein sein, aber ich dachte, du wärst inzwischen über sie hinweg.“
„Bin ich eigentlich auch“, seufzt Carl. „Die letzten anderthalb Jahre sind nur so schnell verflogen, dass ich nicht bemerkt habe, wie alleine ich bin.“
„Solange dich die anderen nicht für andersrum halten, ist es doch okay.“
„Bloß weil ich auf Tomboys stehe, bin ich lange kein Homo!“
„Man könnte es beinahe glauben, schließlich trägt Kiki nie Röcke oder Kleider.“
„So maskulin ist sie nun auch wieder nicht!“
„Weiss nicht, aber wenn ich daran denke, wie deine Ex auf dem Eis hinlangt, würde ich mir wie Schwarzeneggers Ehefrau vorkommen.“
„Das war ein Ausrutscher, den sie sehr bedauert hat.“
„Sie hat das andere Mädel ausgeknockt und ihr zwei Zähne ausgeschlagen!“
„Ich sagte doch, dass es ihr unendlich leidgetan hat. Obwohl das beim Eishockey durchaus mal passiert, falls du dich mit der Torhüterin anlegst“, entgegnet Carl, der Vincent einen bösen Blick zuwirft.
„Na ja, ich fand Kiki eben nie sonderlich feminin. Fast wie einer der Jungs, nur mit Möpsen, heißem Fahrgestell und nem geilen Knackarsch!“
„Kannst du bitte aufhören von meiner Ex zu schwärmen, sonst fange ich tatsächlich an sie zu vermissen.“
„Okay, ich bin schon ruhig.“ Vincent steckt sich eine Zigarette an. Da die Sonne hinter den Wolken hervorkommt, schiebt er seine Sonnenbrille auf die Nase. Fragend bietet er Carl die Schachtel an. Dieser schüttelt den Kopf. „Möchtest du nicht wieder mit ihr zusammen sein? Ich hab den Eindruck, sie mag dich noch immer, sonst würde sie nicht jede zweite Woche zur Redaktionssitzung der Schülerzeitung antanzen.“
„Keine Ahnung?“, entgegnet Carl schulterzuckend. „Wenn sie mit mir reden will, weiß sie, wo sie mich findet.“
Die beiden jungen Männer beobachten schweigend die Klassenkameraden unter der Uhr. „Mir ist langweilig“, seufzt Vincent.
„Dann wünsch ich dir viel Spaß in der Schule! Ich mach mich vom Acker.“
„Arbeitest du heute im PC-Laden?“
„Ja. Es dürfte einiges an neuer Software reingekommen sein. Mal sehen, ob ich etwas abstauben kann.“
„Cool!“ Die beiden stehen auf und schultern ihre Taschen. „Wir sehen uns morgen!“, verabschiedet sich Carl.
„Tschüss!“ Während Vincent mit Zigarette im Mundwinkel zu den Klassenkameraden trottet, verlässt Carl den Pausenhof in Richtung Fahrradschuppen.
* * *
Vor dem langen Metallregal stehen mehrere Pappkartons. Carl öffnet den Obersten, um die bunten Schachteln mit den 3½ Zoll Disketten in das Regal zu räumen. Ein Kollege stellt eine Sackkarre mit weiteren Kisten neben ihm ab. „Das sind erst mal alle“, erklärt der ältere Mann. „Falls du mehr brauchst, musst du Bescheid geben. Ich bin in der Werkstatt.“
„In Ordnung.“
Der Kollege schlurft gemächlich durch den Laden, bevor er hinter der Theke verschwindet. Sorgfältig füllt Carl die Regalböden mit den diversen Verbrauchsmaterialien und Kleinteilen auf, bis er alle Kisten geleert hat. Nachdem er fertig ist, stellt er die leeren Kartonagen neben der Tür zur Werkstatt ab. Hinter der Theke holt er ein Buch aus seinem Rucksack. Noch bevor er das Taschenbuch aufschlagen kann, hört er jemanden an der Ladentür. Neugierig blickt er zur Tür, um zu sehen, wer das Geschäft betritt. Die zierliche Blondine mit den kindlichen Gesichtszügen trägt eine Brille und bändigt die strähnigen, kinnlangen Haare mit einem Haarreif. In der Hand hält sie ein Notizbuch. Sie bleibt an den frisch befüllten Regalen stehen und sucht dort etwas. Neugierig beobachtet Carl das Mädchen von seinem Platz hinter der Kasse. Sie streckt sich, um die Artikel auf obersten Regalboden besser zu sehen. Dabei erkennt er das Logo der TU München auf ihrer Tasche. Nachdem sie im Regal nichts findet, das ihr Interesse weckt, sieht sie sich mehrmals suchend um. Als sie Carl hinter der Theke bemerkt, geht sie auf ihn zu. „Grüß Gott! Können Sie mir sagen, wo ich CD-Rohlinge finde?“
„Servus!“
Sie bleibt vor ihm stehen und lächelt ihn erwartungsvoll an.
„CD-Rohlinge gibt es bei mir. Wir legen die nicht aus, da die ziemlich teuer sind und sonst sehr schnell Füße kriegen.“
Die junge Frau kichert bei Carls Antwort. Er mustert sie für einen Moment. Hinter ihren schmalen, rechteckigen Brillengläsern bemerkt er grünblaue Augen, die er auf Anhieb sympathisch findet.
„Wie viele brauchst du?“
„Wie viele habt ihr denn?“
Carl zögert für einen Augenblick. Er mustert sie ein weiteres Mal. „Du weißt, dass CD-Rohlinge deutlich mehr als Floppies kosten und du dafür einen Brenner benötigst?“
„Ja, aber ich brauche keine Disketten.“
„In Ordnung. Einen Moment bitte!“
Sie nickt. Im Kassensystem sucht Carl nach dem Lagerbestand des Artikels. Obwohl er die Artikelnummer auswendig kennt, klickt er mit der Maus umständlich durch die Menüs. Aus den Augenwinkeln beobachtet er das Mädchen. Sie ignoriert ihn jedoch. Die junge Frau studiert den ausgelegten Flyer für PC-Komponenten. Umständlich bewegt sie ihren Zeigefinger Zeile für Zeile über die Preisliste.
„Ich kann dir Philips Rohlinge für 12 DM pro Stück anbieten.“
„Der Preis ist in Ordnung“, bestätigt sie beiläufig. „Wie viele hast du?“
„Bist du sicher, dass du mehr als einen benötigst?“
Das blonde Mädchen schaut von der Preisliste auf. Ihr Lächeln ist verschwunden. „Ich brauche hundert Stück.“
Ungläubig starrt er sie an. Als sie sein Erstaunen bemerkt, kehrt ihr fröhliches Lächeln zurück.
„Ernsthaft? Willst du dir das komplette Internet auf einmal runterladen?“
Aus ihrem Lächeln wird ein herzliches Lachen. Bevor sie antwortet, fährt sie sich durch die Haare und rückt den Haarreif zurecht.
„So etwas in der Art.“
„Das dauert aber eine ganze Weile!“
„Nicht, wenn du mit 10 Megabit angebunden bist.“ Sie bemerkt Carls erstaunten Gesichtsausdruck. Das freundliche Lächeln verwandelt sich in ein schelmisches Grinsen.
„Okay!“ Er wirft dem Mädchen einen ratlosen Blick zu. „Ich hab noch fünf Päckchen, das wären dann fünfzig Stück.“
„Besser als nichts!“, erwidert sie mit strahlenden Augen.
„Brauchst du sonst noch etwas? Ein paar Festplatten oder ein RAID oder eine Cray?“
„Vielleicht“, antwortet sie lachend.
„Verrätst du mir auch was?“
„Wenn du mir verrätst, ob ich Mengenrabatt auf die Rohlinge bekomme!“
Carl seufzt.
„Ich zahle auch in bar!“
Er tippt einige Befehle ins Kassensystem, um sich den Mitarbeiterrabatt für die Rohlinge anzeigen zu lassen. „Du kannst sie für 500 haben, wenn du mir einen Gefallen tust.“
„Welchen?“
„Verrätst du mir deine Telefonnummer?“
„Nur wenn du mir deinen Namen verrätst!“
„Ich bin Carl.“
„Brigitta.“
„Warum willst du meine Telefonnummer?“
„Um dich anzurufen?“
„Ja, klar! Warum willst du mich anrufen?“
„Nun ja“, beginnt Carl. „Du bist irgendwie witzig und hast hundertmal schnelleres Internet als ich.“
„Ist das alles?“ Brigittas Lächeln schwindet.
„Nein. Vielleicht können wir uns mal nach der Schule treffen oder so.“ Brigitta errötet. Als Carl dies bemerkt, blickt er zu Boden. „Das hätte ich jetzt nicht sagen sollen, oder?“ Da sie ihm nicht sofort antwortet, schaut er zögernd zu ihr. Mit einem Kugelschreiber notiert sie ihre Telefonnummer auf einer leeren Seite des Notizbuchs.
„Du gehst noch zur Schule?“
„Ich mach gerade Abi. Bist du bereits mit der Schule fertig? Machst du eine Ausbildung?“
„Ich studiere im vierten Semester Informatik.“
Bei diesen Worten verschlägt es Carl die Sprache. Er beugt sich über die Theke, um Brigitta genauer zu betrachten. Instinktiv weicht sie zurück. „Du siehst so jung aus!“
„Das höre ich häufiger.“
„Ich hätte dich vielleicht auf siebzehn oder achtzehn geschätzt.“
„Hm, danke!“ Die beiden beobachten sich für einige Augenblicke, bis sie auf die Preisliste deutet. „Verkauft ihr auch Dualprozessor Mainboards?“
„Sag mal, machst du dich über mich lustig oder interessiert dich das Zeug tatsächlich?“
„Ich brauche einen schnelleren Rechner, da ich viel unter Linux programmiere. Dafür sind zwei CPUs doch nicht schlecht, oder?“
„Und ich dachte im ersten Moment, du hast dich hier im PC-Laden verlaufen, weil du den Mac-Händler schräg gegenüber übersehen hast.“
Brigitta schaut Carl verwundert an. Nachdem sie einen Augenblick nachdenkt, beginnt sie zu lachen.
„Ich kann dir ein Angebot zusammenstellen, falls du willst. Es gibt mittlerweile einige preiswerte Mainboards für die neuen Pentium CPUs. Hab mir selbst eins zugelegt, da ich viel mit Windows NT arbeite.“
„Das wäre lieb“, antwortet sie. Sie nimmt den Haarreif aus den Haaren und schüttelt den Kopf. Sorgfältig streicht sie die blonden Strähnen hinter die Ohren.
„Nimmst du alle CDs?“
„Ja!“
„Gut, dann packe ich sie dir ein.“ Aus einer Vitrine hinter der Theke sucht er die Rohlinge zusammen. Zu den vier ungeöffneten Schachteln packt er zehn einzelne Rohlinge in eine Plastiktüte. Einige Mausklicks später druckt er die Rechnung aus. Sie zahlt die 500 DM wie versprochen in bar. Routiniert übergibt Carl die Ware mit der Quittung. Sie nimmt die Plastiktüte von der Theke und wendet sich zur Ladentür.
„Gibst du mir deine Telefonnummer oder hast du es dir anders überlegt?“
Sie hält noch während ihrer Bewegung inne. Langsam dreht sie sich zurück zu ihm. „Ich hatte es dir versprochen, oder?“
„Hast du. Falls du aber ...“
Brigitta holt eilig ihr Notizbüchlein aus der Tasche. Sie blättert zum Beginn der leeren Seiten und reißt das Blatt mit der Nummer behutsam heraus. Sie faltet die Notiz und reicht sie Carl. „Meine letzte Vorlesung geht heute bis um 17 Uhr, aber du darfst gerne am Abend anrufen. Ich bin meistens am Lernen oder im Internet.“
„Ich freu mich darauf! Bis später.“
„Ciao!“, verabschiedet sich Brigitta und winkt ihm zu. Fasziniert blickt er ihr hinterher. Erst nachdem sie den Laden verlassen hat, faltet er den Zettel auseinander, auf dem eine Münchner Telefonnummer steht. Eilig lässt er ihn im Geldbeutel verschwinden. Carl atmet tief durch und greift zum Taschenbuch. Nach wenigen Zeilen legt er es zur Seite.
* * *
In einer Ecke des Zimmers stehen zwei aneinander geschobene Schreibtische, die Platz für Disketten, CDs, PC-Bauteile und Unmengen an Papieren neben den drei Monitoren bieten. Darunter verbergen sich mehrere beigefarbene Gehäuse ohne Seitenwände. Die Kabel dahinter bilden ein undurchschaubares Gewirr. Eine Armee von Lüftern surrt leise, aber mit unangenehm hoher Frequenz. Carl sitzt mit einem Physikbuch vor den ausgeschalteten Röhrenmonitoren. Neben dem Buch liegt ein Block, in den er Diagramme kritzelt. Er macht eine letzte Notiz, bevor er die Hausaufgaben beiseitelegt. Laut gähnend streckt er den langen Körper. Ungelenk steht er auf, um die Lampen und Monitore einzuschalten. Er nimmt Buch und Block, legt sie zu den anderen Schulbüchern in das IKEA-Regal und öffnet seinen kleinen Kühlschrank zwischen Regal und Zimmertür. Von dort holt er eine Flasche Afri Cola. Nach einem kräftigen Schluck kehrt Carl zum Schreibtisch zurück. Mit einer sanften Bewegung der Maus deaktiviert er den Bildschirmschoner. Der spartanische Linuxdesktop ist mit unzähligen Fenstern übersät, auf denen Fortschrittsbalken von Downloads und endlose Textzeilen diverser Chatkanäle gruppiert sind. Mit der Maus positioniert er einige Chatfenster neu, um sich einen besseren Überblick über die laufenden Diskussionen zu verschaffen. Gelangweilt schiebt er die Maus beiseite und schaltet den Monitor aus. Er rollt mit dem Bürostuhl zu einem anderen PC.
In der obersten Tastenreihe der Tastatur steckt Brigittas Telefonnummer. Er faltet sie auseinander und betrachtet die Nummer. Auch an diesem PC beendet er den Bildschirmschoner. Dahinter verbirgt sich ein Windowsdesktop, der mit unzähligen Icons der diversen Programme zugepflastert ist. Er startet den Netscape Navigator, klickt auf den AltaVista Bookmark und tippt die Telefonnummer in das Suchfeld. Für einige Momente scrollt er durch eine endlose Liste mit unsinnigen Ergebnissen, bevor er die Maus zur Seite schiebt. Carl kippelt auf dem Bürostuhl vor und zurück. Lange starrt er die Notiz an. Schließlich rollt er mit dem Stuhl zum Regal. Behutsam legt er den Zettel zwischen Telefon und Faxgerät ab. Er atmet tief durch und greift sich ans Ohr. Vorsichtig zieht er einen gelben Ohrstöpsel aus dem Gehörgang. Das Rauschen der Lüfter dröhnt für wenige Atemzüge wie der Turbinenraum eines Kraftwerks. Erst nachdem er sich an den Geräuschpegel im Zimmer gewöhnt hat, hebt er den Hörer ab. Er zögert. Sein Blick wandert erneut zu Brigittas Notiz. Deutlich spürt er seinen hämmernden Pulsschlag. Mit den Fingerspitzen fährt er über den Apparat. Die Finger sind kalt, taub und dennoch schweißnass. Er zittert, als er die Nummer auf dem Zettel wählt. Es klingelt am anderen Ende der Leitung.
„Brigitta hier“, meldet sich eine freundliche Stimme.
„Hallo, Brigitta! Hier ist Carl.“ Er atmet nochmals tief durch. „Ich hoffe, du bist nicht überrascht, dass ich anrufe.“
„Nein, überhaupt nicht. Ich hatte sogar Angst, dass du kneifst.“
„Freust du dich über meinen Anruf?“, fragt er mit zitternden Worten nach.
„Ja, klar! Vielen Dank noch mal, dass du mir die CDs so günstig verkauft hast, das war wirklich sehr lieb.“
„Gern geschehen! Was machst du im Moment?“
„Nichts Besonderes. Ich bin im Internet unterwegs und suche nach Tutorials, wie man am einfachsten auf eine SQL-Datenbank zugreifen kann.“
„Das klingt kompliziert, brauchst du das für die Uni?“
„Eigentlich nicht. Zumindest nicht im Augenblick. Es interessiert mich nur, da ich an einem Programm schreibe, für das ich es gebrauchen könnte.“
„Was programmierst du?“
„Ein kleines Tool zur Verwaltung von ... Dingen.“
„Dingen?“
„Ähm ja. Wie soll ich es am besten beschreiben? Es ist ein Tool, um Downloads aus dem Internet zu katalogisieren und für das Brennen auf CDs vorzubereiten.“
„Aha.“
„Klingt jetzt komisch, oder?“
„Nicht unbedingt. Ich wundere mich nur, was du aus dem Internet herunterlädst.“
„Was glaubst du, was ich im Internet mache?“
„Keine Ahnung, wahrscheinlich ganz brav auf irgendwelchen Uni-Websites herumsurfen und für dein Studium recherchieren?“
Als Antwort hört er Kichern von der anderen Seite der Verbindung.
„Pornos wirst du dir bestimmt nicht ansehen?“, fragt er besorgt.
„Nein danke. So nötig habe ich es nicht. Bist du oft auf Pornosites unterwegs?“
„Nein, ich interessiere mich für andere Dinge im Internet“, erwidert Carl mit beleidigtem Tonfall.
„Was denn?“
„Spiele und Anwendungssoftware hauptsächlich.“
„Warez?“, unterbricht Brigitta.
Carl zögert. „Ja“
Brigitta schweigt.
„Bist du schockiert?“
„Nicht im Geringsten. Ich bin nur überrascht, dass du offen darüber redest.“
„Jobst du bei der GVU oder so? Muss ich mir jetzt Sorgen machen?“
„Nein, du brauchst dir deswegen keine Sorgen machen“, versichert Brigitta. „Was glaubst du denn, wofür ich die CD-Rohlinge gekauft habe?“
„Du lädst dir ebenfalls Warez herunter?“
Brigitta antwortet ihm mit einem weiteren Lachen. „Es ist doch das normalste der Welt, digitale Informationen mit anderen auszutauschen.“
„Teilst du deine persönlichen Daten auch mit jedem?“
„Nein, natürlich nicht! Dafür bin ich viel zu schüchtern.“ Sie atmet tief durch. „Ich mag dich, weil du dich heute im Laden nicht über mich lustig gemacht hast. Die meisten Leute beurteilen mich nur nach meinem Aussehen. Die Wenigsten nehmen mich ernst, weil ich so kindlich wirke und ein Männerfach studiere.“
„Ich dachte eigentlich, ich hätte mich im Laden zumindest ein klein wenig über dich lustig gemacht?“
„Nein überhaupt nicht! Du warst ziemlich nett und hast gezeigt, dass du Humor besitzt.“
„Passiert es dir häufig, dass sich Leute über dein Studium lustig machen?“
„Ja! Leider!“, seufzt Brigitta.
„Das tut mir leid.“
Die beiden schweigen sich für einige Atemzüge über das Telefon an, bis Brigitta das Gespräch in eine neue Richtung lenkt. „Bist du oft online?“
„Ja. Zumindest wenn ich genug Kohle für meine Telefonrechnung habe.“
„Verstehe“, kichert sie.
„Brauchst überhaupt nicht lachen, nur weil ich nicht studiere.“
„War nicht böse gemeint. Ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, wie es ohne schnelles Internet im Wohnheim wäre.“
„Leider werde ich mir wohl kein Zimmer in einem Studentenwohnheim leisten können, falls ich in München studiere.“
„Was möchtest du studieren? Und wo willst du studieren?“, fragt sie sofort dazwischen.
„Ich habe mich bisher nicht entschieden, da ich noch Zivildienst ableisten muss.“
„Verstehe!“ Brigitta hält kurz inne. „Kennst du das IRC?“
„Natürlich! In welchem Netz bist du unterwegs?“
„Meistens im EFnet.“
„Du hängst mit den großen Boys und Girls rum?“
„Könnte man so sagen!“
„Ich bin bereits eifersüchtig!“
„Warum? Du kannst dort die öffentlichen Chatkanäle jederzeit besuchen.“
„Das stimmt zwar, aber mit meiner popligen ISDN-Leitung brauche ich gar nicht erst probieren irgendwas herunterzuladen.“
„Wollen wir uns im IRC unterhalten?“, fragt Brigitta.
„Gerne!“, erklärt Carl, der das Telefon aus dem Regal nimmt und vorsichtig zum Schreibtisch zurückrollt. „In welchem Kanal treffen wir uns?“
„Wie wäre es mit #warezwarez?“
„Warum habe ich nur gefragt?“
Aus dem Telefonhörer erklingt erneut freundliches Kichern. Er klemmt sich den Hörer unter das Ohr, um beide Hände für die Tastatur freizuhaben. „Bist du schon drin?“
„Moment! Muss mich erst einloggen.“
„Gut. Schick eine Message an WarBeast, wenn du so weit bist.“
Nachdem Carl im vereinbarten Chatkanal angekommen ist, scrollt er durch die Liste der anwesenden Nutzer. Problemlos findet er ihren Spitznamen, dennoch zögert er einige Augenblicke, diesen tatsächlich anzuklicken. Sein Puls rast. „Bin jetzt im Chat. Mein Nickname lautet indigoFLX.“
„Oki!“
„Ganz schön voll hier.“
„Du musst mal vorbeischauen, wenn die Amis aus der Schule kommen.“
„Kann mir gut vorstellen, dass dann die Hölle losbricht.“
In Brigittas Nutzerinformationen erkennt Carl, dass sie sich in weiteren Chatkanälen der Warez-Szene aufhält. Er klickt auf ihren Namen und beginnt zu tippen. „Du bist in einer ganzen Reihe von Chats unterwegs.“
„Ja. Man findet leider nicht überall gute Software.“
„Kann ich mir denken.“
„Wollen wir im Chat weiter texten?“
„Klaro! Obwohl ich deine Stimme lieber hören möchte.“
„Ich würde dir lieber in die Augen schauen“, erwidert Brigitta.
„Wollen wir uns treffen?“
„Heute?“
„Nein, nicht heute, aber irgendwann die nächsten Tage?“
„Gerne!“
„Gut! Lass uns dann uns etwas im Chat ausmachen.“
Die beiden legen auf.
WarBeast: Hey!
indigoFLX: Bitte nicht enttäuscht sein, wenn ich recht lahm tippe. Hab in der Schule nie das Zehnfingersystem gelernt.
WarBeast: Ich werd’s verkraften. Hab’s auch nie gelernt und beim Programmieren stört’s mich nicht.
indigoFLX: O.K.
WarBeast: Bist du sicher, dass wir uns wirklich treffen sollen? Bin ich dir nicht zu aufdringlich?
indigoFLX: Wie kommst du darauf, dass du aufdringlich bist?
WarBeast: Na ja, die meisten Jungs sind überrascht, wenn man als Frau so direkt mit ihnen redet.
indigoFLX: Das stört mich nicht. Eher im Gegenteil.
WarBeast: Dann ist’s gut! Spielst du gerne Videogames?
indigoFLX: Selbstverständlich! Warum fragst du?
WarBeast: Hatte mich gewundert, ob du auch einen PC mit DOS zum Zocken hast.
indigoFLX: Was spielst du so?
WarBeast: Im Moment ziemlich viel Quake.
indigoFLX: Ist die finale Version schon draußen?
WarBeast: Nein, aber QuakeTest macht absolut süchtig, wenn man mit acht Leuten im Netz spielt.
indigoFLX: Das kann ich mir vorstellen! Ich wünschte, ich hätte eine Standleitung, dann könnten wir sofort gegeneinander antreten.
WarBeast: *roflmao*
indigoFLX: ???
WarBeast: Glaubst du, dass du eine Chance hast?
indigoFLX: Na klar, ich zocke Shooter seit Wolfenstein und DOOM.
WarBeast: Oki, dann vielleicht.
indigoFLX: Du bist ganz schön von dir überzeugt!
WarBeast: Ja! :P
indigoFLX: Was treibst du am Wochenende?
WarBeast: Lernen, Coden, Studentenbude aufräumen, falls ich dazu komme, Einkaufen, so Sachen halt.
indigoFLX: Ich meinte, ob du Zeit für ein Treffen hast.
WarBeast: Was würdest du machen wollen?
indigoFLX: Ein Freund plant am Samstag eine LAN-Party. Wenn du Zeit und Lust hast, können wir zusammen hingehen.
WarBeast: Das klingt nach Spaß! Was zockt ihr?
indigoFLX: Ich weiß noch nicht. Ich hab’ vor einigen Tagen Descent 2 bekommen, aber vermutlich enden wir wieder bei Duke Nukem 3D.
WarBeast: Wann findet die LAN-Party statt?
indigoFLX: Wir treffen uns Samstagmittag und schauen, wie lange wir es aushalten.
WarBeast: Ich bin auf jeden Fall dabei!
indigoFLX: Großartig! Ich freue mich schon, dich wiederzusehen.
WarBeast: Ich auch! Sorry, muss mal kurz AFK.
Fasziniert von der Unterhaltung schiebt Carl die Tastatur zur Seite. Er lehnt sich nach vorne und starrt auf den Monitor, um die letzten Zeilen nochmals zu lesen. Da sie noch nicht zurück ist, steht er auf und geht zum Kühlschrank. Er gönnt sich die nächste Flasche Afri Cola. Wieder am PC wippt er auf dem Stuhl vor und zurück. Gespannt wartet er, ob sie in den Chat zurückkehrt.
WarBeast: Bin wieder da. :)
indigoFLX: welcome back
WarBeast: Suchst du noch nach Games für das Wochenende?
indigoFLX: Eigentlich nicht, meine Kumpels haben immer eine ‚Was der Bauer nicht kennt ...‘ Einstellung, wenn es um Spiele geht. Außerdem dauert es bei mir immer ewig, bis ich komplette Games gezogen habe.
WarBeast: Hatte ich vergessen. Soll ich dir mal einige Chatkanäle und Server zeigen, die ich verwende?
indigoFLX: Bin schon neugierig. :)
WarBeast: Du musst mir dann aber auch deine Lieblingsplätze im Netz zeigen!
indigoFLX: Ich habe das Gefühl, das wird eine lange Nacht.
WarBeast: Na und?
Auf dem Monitor poppen mehrere Einladungen für weitere Chaträume auf. Die wenigsten davon sind öffentlich zugänglich. Ungläubig klickt Carl auf die Fenster, um zu akzeptieren.
* * *
Ein großer Teil der Schüler der Oberstufe, selbst die Nichtraucher, stehen im Raucherbereich unter der Uhr. Die jüngeren Mitschüler toben auf dem Hof, stecken ihre Nasen in Bücher und Hefte oder verzehren ihr Pausenbrot. Carl betritt das Schulgelände über einen Seiteneingang. Seine Haare sind zerzaust, die Augen mit Blut unterlaufen und die Kleidung des Vortags ist zerknittert. Auf dem Weg zur Uhr blickt er sich mehrfach um. Nachdem er einen Bogen um die Damen der Pausenaufsicht gemacht hat, begrüßt er Vincent und Martin, die genüsslich rauchen. „Servus, Leute!“
„Du siehst ganz schön fertig aus!“, stellt Martin fest.
„War eine lange Nacht.“
„War die Party gut?“
„So etwas in der Art.“ Carl lacht mechanisch.
„Was gibt’s Neues?“, erkundigt sich Vincent.
Auf Carls Gesicht erscheint ein Grinsen. Er blickt sich um, bevor er in den Rucksack greift und eine CD herausholt. Nachdem er sie Martin wortlos in die Hand gedrückt hat, wartet er auf dessen Reaktion. Dieser betrachtet das handgeschriebene Label. Für einen nachdenklichen Moment steckt er sich die Zigarette in den Mundwinkel, um das Jewelcase behutsam mit beiden Händen festzuhalten. Die ungläubigen Blicke wandern erst zu Carl dann zu Vincent. Martin nimmt die Kippe aus dem Mund und drückt sie auf dem Betonboden aus. „Das ist nicht wirklich auf der CD, oder? Du verscheißerst mich?“, fragt er mit weit aufgerissenen Augen.
„Warum sollte ich? Du löcherst mich seit Ewigkeiten, dass du endlich professionell arbeiten willst. Jetzt bekommst du dein Programm dafür.“
„Da sind tatsächlich die Versionen für Mac und UNIX dabei?“
„Yes, Mr. Pixel!“, salutiert Carl scherzhaft. „Das komplette Paket.“
„Die Windowsversion funzt auch?“
„Ja! Hab’s bereits installiert, aber ich blick noch nicht durch, wie ich mit FrameMaker ein Layout erstellen kann. Die alte Software gefällt mir irgendwie besser für unsere Schülerzeitung.“
„Jetzt musst du dir nur nen Mac oder ne Silicon Graphics Workstation kaufen, damit du vollkommen happy wirst“, witzelt Vincent. Er greift nochmals zur Zigarettenschachtel. Da ihn sein überglückliches Gegenüber bettelnd ansieht, bietet er den beiden ebenfalls Zigaretten an. Martin nimmt die Offerte dankbar an.
„Ich könnte einen Kaffee brauchen!“, brummelt Carl.
„Bist du am Samstag zu BlitzKeys Party eingeladen?“, fragt Martin.
„Natürlich! Habt ihr ihn heute schon gesehen?“
„Bisher noch nicht“, erwidert Vincent.
„Mist. Ich wollte ihn fragen, wie viele Leute kommen, da ich jemanden mitbringen will.“
„Wen denn?“
„Kennst du nicht. Ist jemand, den ich durch den PC-Laden kenne.“
„Du redest jetzt hoffentlich nicht von deinen altbackenen Kollegen?“
„Nein. Ist ein Kunde, mit dem ich gelegentlich über Games und Computer Hardware quatsche.“
„Dann passt es. Deine spießigen Kollegen brauch ich wirklich nicht.“
„Keine Sorge!“, antwortet Carl mit einem Lacher.
„Was wollt ihr am Wochenende spielen?“, fragt Martin.
„Wahrscheinlich Duke Nukem, aber ich hätte noch Descent 2 im Angebot. Falls wir acht Leute sind, könnten wir den QuakeTest ausprobieren.“
„Verdammt, dann muss ich unbedingt kommen! Hab das Ding beim letzten Mal verpasst.“
„Komm vorbei“, ermutigt ihn Carl, „im Zweifelsfall habe ich einen zweiten PC dabei, wenn deine alte Kiste dafür nicht ausreicht.“
„Danke, danke. Ich mach mir eher Gedanken wegen meiner Freundin. Wahrscheinlich will sie wieder irgendetwas mit mir unternehmen.“
Vincent schaut ihn überrascht an. Nachdem er lange an der Zigarette gezogen hat, zuckt er mit den Schultern. „Du bist der Mann, also musst du die Hosen anhaben. Kannst deine Neue gerne zur Party mitbringen, dann hätten wir wenigstens jemanden, die in der Küche mithilft. Sonst muss sie eben auf dich verzichten. Wenn sie es gar nicht aushält, verräumst du sie im Zweifel vorher, damit Ruhe ist.“
„Sie ist eher eine Sensible. Ich bezweifle, dass sie Interesse an einer LAN-Party hat.“
„Hat sie dich noch nicht rangelassen?“, bohrt Vincent nach.
„Das ist es nicht.“
„Also hat sie noch keine Haare zwischen den Beinen?“, entgegnet Vincent mit einem Kopfschütteln.
„So viel Romantik bin ich nicht gewohnt. Wir sehen uns später!“, verabschiedet sich Carl, bevor Martin auf die Stichelei reagieren kann.