Читать книгу Das Reisebuch Europa - Jochen Müssig - Страница 33
Heimat der Künstler
ОглавлениеAuch das Louvre oder das Slavia, ebensolche Institutionen, die über alle Stürme der Geschichte hinweg die Wohnzimmer renommierter Musiker und Autoren waren, gehören zu Báras Stammlokalen. Dort haben sie, ob Genies oder verkrachte Existenzen, Karten oder Billard gespielt und die Welt verändert, zumindest bis zum nächsten Morgen: Komponisten wie Bedřich Smetana (1824–1884), Dichter wie Rainer Maria Rilke (1875–1926) und natürlich Franz Kafka (1883–1924). Mit seiner Geburtsstadt verband Kafka zeit seines kurzen Lebens eine ambivalente Liaison. »Prag lässt nicht los. Dieses Mütterchen hat Krallen«, hat er schon als 19-Jähriger behauptet.
Der Dichter, dessen Werke erst nach seinem Tod Kult und Mythos wurden, ist in einem Denkmal gegenüber der Spanischen Synagoge im alten Judenviertel verewigt, das strenge Liebhaber dieses Weltliteraten als gewöhnungsbedürftig empfinden. Immerhin bezeichnet es einen historisch-symbolischen Ort. Hier verläuft die Grenze zwischen den Vierteln Altstadt und Josefov im Dreieck zwischen jüdischer, protestantischer und katholischer Bevölkerung und Kultur. Außerdem hat die Familie Kafka an mehreren Adressen in der unmittelbaren Umgebung gewohnt.
Rundgänge auf Kafkas Spuren und durchs jüdische Quartier mit seinen Synagogen und dem Friedhof aus dem frühen 16. Jahrhundert bieten viele Stadtführer an. Man kann sich der Geschichte des ehemaligen Gettos und der 12 000 Grabsteine aber auch ebenso gut allein überlassen. Die berühmten Gräber des Rabbi Löw oder des Bürgermeisters, Mäzens und Rabbiners Mordechai Maisel und anderer bis heute verehrter Gelehrter und Geistlicher wird man leicht finden, weil davor immer Trauben von gläubigen Juden aus aller Welt stehen, die nach der Sitte ihrer Vorväter einen Stein auf die Grabstelen legen.
Das mechanische Uhrwerk der Astronomischen Uhr am Alten Rathaus wurde 1410 gebaut.
In großzügiger Architektur: Prager Jugendstilcafés.