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BUDAPEST – DIE ZUKUNFT KANN KOMMEN

Nach k.-u.-k.-Monarchie und sozialistischer Dürre blüht Ungarns Hauptstadt auf


Die Millionenstadt an der Donau hat viele Facetten: Da gibt es einerseits die Zeugen der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit ihren noch immer sichtbaren Errungenschaften, andererseits das Erbe trüber Ostblockzeiten. Heute erlebt Ungarns Kapitale den Wandel zu einer angesagten Destination für coole Städtetrips und trendige Partys. Besucher haben die Wahl …


Das Museum der Bildenden Künste steht am Heldenplatz.

Die Donau teilt Budapest nicht, sie verbindet die beiden einst selbstständigen Teile Buda auf der westlichen und Pest auf der östlichen Seite: seit Jahrhunderten der beste Platz, um mit prachtvollen Bauten die Macht des einstigen Königreichs Ungarn zu untermauern. Große Brücken waren notwendig, um die breite Donau zu überwinden, wie die Elisabethbrücke oder die 375 Meter lange Kettenbrücke.

Rund 50 Meter oberhalb der Donau dominiert der Burgberg das hügelige Buda. Mit der historischen Standseilbahn Sikló geht es gemächlich in einer Steigung von 48 Prozent auf das breite Plateau. Der Burgpalast selbst entstand erst im 18. Jahrhundert, er beherbergt heute die Nationalgalerie sowie das Historische Museum. Hinter dem Burgtheater beginnen die Kopfsteinpflastergassen von Buda. Tagsüber wimmelt es hier von Touristen, doch abends ist ein romantischer Bummel stimmungsvoll, besonders, wenn er eine der Weinstuben in der Fortuna utca miteinbezieht. Als weitere Höhepunkte Budas gelten die Matthiaskirche mit den typischen gelbgrünen Dachziegeln sowie die Fischerbastei im Zuckerbäckerstil mit genialer Aussicht auf die illuminierte Kettenbrücke.

Der Glanz der Gründerzeit

Das Budapest von heute ist eine lebendige Stadt der Gegensätze. Im Vergleich zum hügeligen Buda präsentiert sich das flache Pest auf der östlichen Donauseite als »Paris des Ostens« mit seinen riesigen Boulevards wie der 2,3 Kilometer langen Andrássy út, die stadtauswärts bis zum Stadtwäldchen führt. Diese Prachtstraße, die tatsächlich an die Champs-Élysées erinnert, findet ihren Abschluss im weitläufigen Heldenplatz mit dem Milleniumsdenkmal, aufgestellt 1896 zur Erinnerung an die Landnahme durch die Magyaren 1000 Jahre zuvor. Das kulturelle Stadtleben ist gleich zweimal präsent mit der Kunsthalle und dem Museum der bildenden Künste. Gründerzeitbauten säumen das Viertel entlang der eleganten Flaniermeile Andrássy út und repräsentieren das stolze Selbstbewusstsein der Stadt zur Zeit der letzten Jahrhundertwende.


Der Burgpalast in Buda, das größte Gebäude der Stadt, dominiert das Donaupanorama.


Eindrucksvoll sind auch Nationalgalerie und Burgtheater in Buda.

Damals blühte Budapest förmlich auf und trieb den Fortschritt voran: 1896 eröffnete hier die erste Metro Europas. Die im Stil des Historismus gestaltete pompöse Staatsoper am Beginn des Boulevards zählt zu den schönsten Opernhäusern Europas. Weitere kleine Bühnen in unmittelbarer Umgebung der Staatsoper beleben die Theaterszene. Die große Ringstraße überquert den Boulevard und führt bis zum repräsentativen Westbahnhof (Nyugati pu), der ein Jahrhundert nach seinen Glanzzeiten so baufällig wurde, dass erst eine Rekonstruktion unter Federführung einer Fast-Food-Kette Ende der 1980er-Jahre seinen Fortbestand sicherte. Der wichtigere Ostbahnhof (Keleti pu) am anderen Ende der Ringstraße empfängt die EuroCity-Züge aus München oder Bratislava.


Das Parlament liegt direkt am Donauufer.

Die versunkene Welt der Kaffeehäuser

Die Vielfalt an klassischen Kaffeehäusern verbindet Budapest mit Wien und Prag, so mancher Einwohner kehrte einst regelmäßig in sein verlängertes Wohnzimmer ein und schlürfte einen Einspänner, eine Melange oder einen starken Mokka. Bis zu 600 Cafés soll es in Budapest zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegeben haben, nur ein Bruchteil konnte sich in die Neuzeit retten aus der K.-u.-k.-Epoche, die rückblickend humorvoll mit »Kaffee und Kuchen« ausgeschrieben wird. Ein Prachtexemplar ist das New York Café in einem einstigen Versicherungspalast, dem heutigen Boscolo Hotel. Berühmt ist vor allem das damals weniger elitäre Café Gerbeaud am Platz Vörösmarty tér.

Längst hat die Globalisierung Einzug gehalten in der Haupteinkaufsstraße Váci utca, die parallel zur Donau verläuft und dabei die breite Rákóczi út überquert, die Verlängerung der Elisabethbrücke gegenüber des Gellért-Hügels und seiner Zitadelle. Zwischen Souvenirshops, Antiquitätenhändlern und den Modeläden der westlichen Welt sind in den Nebengassen hin und wieder Kunsthandwerkbetriebe und einheimische Geschäfte auszumachen.


Straßenbahn auf der Freiheitsbrücke.

Budapester Erfindung: die »Ruinenbars«

Zum Pflichtprogramm zählt der Besuch der Großen Markthalle am südlichen Ende der Váci utca. Von außen an ein Bahnhofsgebäude oder eine Messehalle erinnernd, eröffnet sich im Innern eine Wunderwelt: Allerlei Sorten Obst und Gemüse wie die unvermeidlichen Zwiebeln, Paprika und scharfen Gewürze werden hier feilgeboten – die Hauptzutaten der ungarischen Küche mit ihren typischen Gerichten wie Gulasch, Lecsó, Rostbraten oder dem importierten Wiener Schnitzel. Leichtere Speisen ergänzen seit geraumer Zeit das Angebot, ungarische Küche muss nicht mehr deftig sein. Am besten beobachtet man das rege Treiben in der Halle bei einem Langos genannten Fladenbrot im Obergeschoss der Marktgalerie. Rund um die Markthalle haben sich immer mehr Bars etabliert, in denen sich Budapest abends von seiner jungen, spannenden Seite zeigt. Das Nachtleben spielt sich nicht nur in edlen Klubs ab wie in der Hotel Buddha-Bar, sondern auch in den sogenannten »Ruinenbars«, das sind häufig mehrstöckige Klubs in leer stehenden Gebäuden, gern künstlerisch dekoriert. Eine Ausgehszene mit vielen Klubs und Pubs hat sich in den vergangenen Jahren in der Straße Király utca breitgemacht, die vom zentralen Platz Deák Ferenc tér parallel zur Andrássy út führt.

Im August wird eine Insel zur Partyzone

Das Parlament am Donauufer von Pest wirkt in seinem Stil der englischen Neogotik wie eine zu groß geratene Kopie der Londoner Houses of Parliament ohne Big Ben, dafür mit einer 96 Meter hohen Neorenaissance-Kuppel sowie byzantinischen und venezianischen Einflüssen. Wo heute die ungarische Nationalversammlung tagt, kann man die Krönungsinsignien besichtigen. Weiter nördlich lädt die 2,5 Kilometer lange Margareteninsel inmitten der Donau zu Ausflügen ein, ob am Strandbad, im Thermalbad des Grand Hotels oder auf Landauer-Fahrrädern für bis zu vier Personen.

Budapest zeigt sich den Besuchern als trendige Stadt, die sich immer wieder neu erfindet. Zu den Superlativen im Veranstaltungskalender zählt das einwöchige Sziget-Festival im August, wenn 400 000 Besucher auf der Insel Óbudai Sziget das größte Musikfestival Mitteleuropas feiern und Budapest in eine einzige Partyzone verwandeln.

TOP ERLEBNIS

BUDAPESTER BADEFREUDEN

Kur und Wellness werden in der ungarischen Hauptstadt großgeschrieben, seit die ersten einfachen Bäder im 16. Jahrhundert durch türkischen Einfluss entstanden. Inzwischen zählt man gut 500 Mineral- und Thermalquellen in mehr als hundert Einrichtungen von historischen Hotels bis zu orientalischen Badeanstalten. Im Jugendstilbad des »Hotel Gellért« frönen morgens mehr Einheimische als Hotelgäste ihrem Baderitual.

Das stilvolle Széchenyi-Bad im Stadtwäldchen östlich des Zentrums von Pest wartet mit 12 000 Quadratmetern auf. Das Thermalwasser kommt aus 1246 Metern Tiefe, die Badetemperatur beträgt etwa 38 Grad Celsius. Regelmäßig kann man Badegäste beim Schachspielen im Wasser beobachten. Sehenswert ist auch die neobarocke Schlossarchitektur der von außen völlig abgeschirmten Anlage.

WEITERE INFORMATIONEN

www.budapestinfo.hu Széchenyi-Bad: Állatkerti körút 9–11, www.szechenyibad.hu


Beliebt: das Széchenyi-Bad in Pest.

Das Reisebuch Europa

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