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DER JÜDISCHE KRIEG
ОглавлениеDas erste Werk des Flavius Josephus ist seine siebenbändige Darstellung des Jüdischen Krieges, die in den späten Siebziger- oder frühen Achtzigerjahren des 1. Jahrhunderts fertiggestellt wurde, das heißt etwa ein Jahrzehnt nach dem Ende dieses ersten jüdischen Aufstands.38 Das Werk wurde auf Griechisch geschrieben, allerdings erwähnt Josephus am Anfang von Buch 1 eine frühere Fassung „für die innerasiatischen Nichtgriechen in der Muttersprache“, womit wohl das Aramäische gemeint war.39 Flavius Josephus folgte einem Muster historischen Erzählens, wie es von den Griechen stammte. Berühmtestes Beispiel ist Thukydides’ Geschichte des Peloponnesischen Krieges in acht Büchern.40 Tessa Rajak merkt dazu an: „Bemerkenswert, ja geradezu kühn bei Josephus ist allein schon die Tatsache, dass er eine eigene jüdische Interpretation in eine Politikgeschichte eingeführt hatte, die formal vollkommen griechisch ist, und so die beiden Ansätze einander gegenüberstellte.“41
Wo Thukydides zum Auftakt den Krieg zwischen Athen und Sparta als „bei Weitem die gewaltigste Erschütterung für die Hellenen und einen Teil der Barbaren“ (I 1) bezeichnet, behauptet Flavius Josephus:
Der Krieg der Juden gegen die Römer erweist sich als der größte im Vergleich nicht nur mit den Kriegen unserer Zeit, sondern auch mit all denen, von denen wir Kunde überkommen haben, sei es, dass Städte gegen Städte oder Völker gegen Völker losbrachen. (Jüdischer Krieg 1, 1)42
Flavius Josephus folgt Thukydides’ Beispiel und führt sich als Augenzeuge vieler der von ihm geschilderten Ereignisse ein. Auf diese Weise präsentiert er sich als eine genaue und vertrauenswürdige Quelle:
Aus diesem Grund habe ich, Josephus, Sohn des Matthias, aus Jerusalem, ein Priester, der ich anfänglich die Römer bekämpft und an den späteren Ereignissen notgedrungen teilgenommen habe, mir vorgenommen, denen, die unter römischer Herrschaft leben, […] das darzulegen, was ich schon früher für die innerasiatischen Nichtgriechen in der Muttersprache zusammengestellt und übersandt habe.
(Jüdischer Krieg 1, 1)
Thukydides leitet seine Schilderung mit einer Ermittlung der Ursachen des Peloponnesischen Krieges ein, „damit nicht später einer fragt, woher denn ein solcher Krieg in Hellas ausbrach“ (II 23). Flavius Josephus beginnt seine Darstellung ähnlich, wenn er den Makkabäeraufstand dafür verantwortlich macht, jene Ereigniskette in Gang gesetzt zu haben, die zum Ausbruch des Jüdischen Krieges gegen die Römer führte.43 Kenneth Atkinson hebt hervor, dass Polybios’ Historien und Julius Caesars De bello Gallico (Der Gallische Krieg) Flavius Josephus’ Jüdischen Krieg ebenfalls beeinflusst haben, da alle diese Werke darauf abzielten, Rom sowie das Herkunftsland und den persönlichen Ruf des jeweiligen Verfassers zu verteidigen.44
Der Jüdische Krieg enthält mehrere Botschaften.45 Einerseits soll der Inhalt des Werkes unterworfenen Völkern, die unter römischer Herrschaft leben, als abschreckendes Beispiel dienen, die Möglichkeit eines Aufstands gar nicht erst in Erwägung zu ziehen.46 Andererseits schiebt Flavius Josephus mit Blick auf seine römische Leserschaft die Schuld am Jüdischen Krieg Extremisten und Kriminellen in die Schuhe, die weder für das Judentum noch für die Juden stünden. In dieser Hinsicht ist Der Jüdische Krieg ein apologetischer Versuch, die Mehrzahl der Juden zu entlasten, die sich an dem Aufstand beteiligt hatten, vor allem die Oberschichten – Flavius Josephus selbst inbegriffen. Wie Atkinson anmerkt: „Die Beschäftigung mit dem Jüdischen Krieg ist kompliziert, weil Josephus sowohl der Autor des Werkes als auch eine seiner Hauptfiguren ist.“47