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DAS NACHLEBEN DER WERKE DES FLAVIUS JOSEPHUS

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Warum haben Flavius Josephus’ Werke die Zeiten überdauert, während so viele andere antike Autoren in Vergessenheit geraten sind? Der Grund ist einfach: Weil Christen sie bewahrt haben. Für die Christen war Flavius Josephus ein wichtiger Zeuge von Ereignissen, die sich zu Lebzeiten Jesu und danach zugetragen hatten. Christliche Autoren wie Eusebius, der im frühen 4. Jahrhundert Bischof von Caesarea war, benutzten seine Schriften, um die Juden für Jesu Tod verantwortlich zu machen, ein Verbrechen, für das (ihrer Ansicht nach) Gott sie bestrafte, indem er die Zerstörung des Jerusalemer Tempels zuließ.58 Auch eine Passage in den Jüdischen Altertümern (18, 63–64) verweist auf Jesus, allerdings ist man sich nicht einig, ob die Zeilen tatsächlich aus Flavius Josephus’ Feder stammen, oder ob sie nachträglich von christlichen Kopisten eingefügt wurden. Falls es sich um eine Originalpassage handelt, so weisen einige Stellen Spuren späterer Bearbeitung und Abänderung auf:

Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, werden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher verkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.59

In anderen Passagen, von denen man annimmt, dass sie von Flavius Josephus verfasst, aber später bearbeitet wurden, wird Johannes der Täufer erwähnt (Jüdische Altertümer 18, 116–119) oder Jakobus, „der Bruder des Jesus“ (20, 200).

Flavius Josephus ist der letzte antike jüdische Autor, der über die Geschichte der Juden schrieb und dessen Schriften erhalten geblieben sind.60 Ein gewaltiges Korpus jüdischer Literatur wurde nach 70 n. Chr. von den jüdischen Gelehrten (Rabbis) verfasst. Diese Werke enthalten rabbinische Entscheidungen zum biblischen Recht und zu anderen mit dem religiösen Leben verbundenen Angelegenheiten. Allerdings interessierten sich die Rabbis nicht für die Schriften jüdischer Autoren wie Flavius Josephus und Philon, da diese für die rabbinische Methode, die Tora auf der Folie des mündlichen Rechts auszulegen, ohne Bedeutung sind. Außerdem hielten die Rabbis die jüdischen Aufständischen für wirre Fanatiker, die Unglück über Israel gebracht hätten. Während für Christen die Schriften des Flavius Josephus wichtige Beweise für Ereignisse liefern, die sich zu Jesu Lebzeiten und nach seinem Tod zutrugen, waren sie aus jüdischer Sicht eine bleibende Erinnerung an das Trauma des Jüdischen Krieges. Auf die Aneignung dieses Autors durch die Christen, die seine Werke benutzten, um eine antijüdische Botschaft zu formulieren, reagierten die Juden mit einer Abkehr von ihm.61

Dank des Jüdischen Krieges sind wir über den Jüdischen Krieg besser informiert als über irgendeinen anderen Aufstand einheimischer Völker gegen Rom. Der Aufstand hat weit über die jüdische Tradition hinaus eine Bedeutung bewahrt; in den Evangelien sagt Jesus die Zerstörung des Zweiten Tempels vorher:

Und Jesus ging aus dem Tempel fort, und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels. Er aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. (Mt 24, 1f.; siehe auch Mk 13, 1f., Lk 21, 5f.)62

Das christliche Interesse an der Bewahrung der Schriften des Flavius Josephus speiste sich aus einem Supersessionismus und einem Triumphalismus. Der Sieg des Christentums über das Judentum wird durch Flavius Josephus’ Augenzeugenbericht über die von Jesus prophezeite Zerstörung des Tempels bestätigt: Gott bestrafte mit diesem Zerstörungswerk das jüdische Volk für dessen Schuld am Tod Jesu.

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