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DIE NATUR RUND UM MASADA

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Für das Drama des Massenselbstmords, von dem Flavius Josephus berichtet, bildet die Natur eine passende Kulisse.1 Die steilen Abhänge des Berges ragen gegenüber dem Toten Meer etwa 400 Meter in die Höhe. Das Tote Meer ist die tiefste Stelle auf Erden, denn es erstreckt sich auf dem Grund des Großen Afrikanischen Grabenbruchs, einer 6400 Kilometer langen Erdspalte, die von der Südtürkei bis nach Ostafrika verläuft. Wer von der bergigen Region um Jerusalem zum Toten Meer fährt, verspürt wegen des raschen Geländeabfalls um ungefähr 1200 Meter in weniger als einer halben Stunde ein ständiges Knacken in den Ohren.

Der Große Afrikanische Grabenbruch entstand, als sich die Kontinentalplatten – die Arabische und die Afrikanische – voneinander trennten: Dort, wo die Kontinente auseinanderdrifteten (Kontinentalverschiebung), entstand ein großer Spalt.2 Die Kontinentalplatten bewegen sich sowohl vertikal als auch seitlich, wobei sich die arabische Seite nordwärts und die afrikanische südwärts verschiebt. Am nördlichen Ende hat sich die Arabische Platte in die bereits bestehende Landmasse geschoben und sie dabei angehoben – so entstand das Hermon-Bergmassiv im Grenzgebiet zwischen Libanon, Israel und Syrien. Weil die Kontinentalverschiebung ein kontinuierlicher Prozess ist, kommt es entlang der Riftzone häufig zu Erdbeben. Die Landstraße 90 in Israel folgt dem Großen Afrikanischen Grabenbruch vom See Genezareth im Norden durch das Jordantal, am Westufer des Toten Meeres entlang, durch die Arava-Senke und endet in Eilat am Roten Meer. Die meisten Masada-Besucher fahren über diese Straße zur Ostseite des Berges, wo der Schlangenpfad beginnt und die Talstation der Seilbahn sie erwartet.

Nur wenige Landschaften auf der Welt können es mit der atemberaubenden Schönheit der Region rund um das Tote Meer aufnehmen, vor allem wenn am Spätnachmittag die Sonne den See dunkelblau und die Berge auf seiner östlichen Seite (in Jordanien) tief orange färbt. Die Flanken des Großen Grabenbruchs bestehen hier aus steilen, zerklüfteten Felswänden, die sich 400 Meter oder mehr über den See erheben.


Topographische Karte von Masada und Umgebung

Die felsige Abbruchkante entlang der Westseite des Toten Meeres ist durch das Tethysmeer entstanden, das, bevor es das Mittelmeer gab, vor ungefähr 100 Millionen Jahren die gesamte Region bedeckte. Als das Tethysmeer zurückging, verfestigten sich die Sedimente, die sich an seinem Grund gesammelt hatten, zu Schichten aus Kalkstein, Dolomit und Kreide (die durchsetzt ist mit Einschlüssen aus Feuer- oder Hornstein).

Der Große Afrikanische Grabenbruch entstand ab der Zeit vor etwa drei Millionen Jahren. Er durchschnitt diese Gesteinsschichten und schuf die Abbruchkante entlang der Westseite des Toten Meeres. Der Pegel des Toten Meeres schwankte im Lauf der Zeit. Vor etwa 25.000 Jahren lag er nur etwa 180 Meter unter dem Meeresspiegel, heute sind es etwa 430 Meter. Während dieses Zeitraums sammelten sich alluviale Sedimente am Grund des Sees. Als der Pegel sank, traten diese Ablagerungen an den Rändern zutage. Heute ist das Gebiet rund um das Tote Meer umgeben von den erodierten Überresten dieser Sedimente, die aus weichen, kreideweißen und lehmartigen Ablagerungen bestehen, den sogenannten Lisanmergeln – ihre weiße Farbe bildet einen Kontrast zu dem darunter liegenden braunen Kalkstein und Dolomit.3 Am Fuß des Masada-Felsens sind die Mergelablagerungen von Rinnen im Ödland zerschnitten worden. Viele antike Stätten im Jordantal und entlang des Toten Meeres, darunter auch Qumran (wo die berühmten Schriftrollen gefunden wurden), liegen auf Terrassen aus Lisanmergel. Einige der Schriftrollenhöhlen bei Qumran wurden von Menschenhand in den Mergel getrieben. Bei anderen handelt es sich um natürliche Höhlen in den Felshängen aus Kalkstein und Dolomit.

Das Tote Meer liegt am östlichen Rand der Judäischen Wüste. Im Gegensatz zur Wüste Negev und zur Sinai-Wüste weiter südlich, die zu einer Trockenzone gehören, die den Globus auf diesem Breitengrad umgibt und auch die Sahara umfasst, wurde die Judäische Wüste durch die Bedingungen vor Ort geschaffen.4 Der Bereich erstreckt sich in einem „Regenschatten“: Das Judäische Gebirge im Westen verhindert, dass Regen ihn bewässert. Das Judäische Gebirge ist eine Bergkette, die von Norden nach Süden mitten durch Israel verläuft. Jerusalem liegt oben auf diesem Gebirgszug auf ungefähr 800 Metern Höhe über dem Meer, während sich die Berge im Süden der Stadt etwa 1000 Meter über dem Meeresspiegel erheben. Fährt man von Jerusalem nach Westen, fallen die Berge zu Vorgebirgen und dann zur Schefala-Niederung ab, bevor sie die Küstenebene entlang des Mittelmeeres erreichen. Die Niederschläge nehmen vom Mittelmeer aus gen Osten (landeinwärts) zu, die Feuchtigkeit kondensiert und regnet entlang der Westseite des Judäischen Gebirges ab. Im Osten jedoch, wo das Gelände zum Toten Meer hin abfällt, verdunsten sie. Im Regenschatten entsteht somit eine Wüste. Die Ostseite des Toten Meeres (in Jordanien) ist ebenfalls Wüste, aber aufgrund von Niederschlägen, die verdunsten und oben auf die diesseitigen Berge fallen – die Berge von Moab und Edom, die höher sind als das Judäische Gebirge –, gibt es hier mehr Süßwasserquellen.

Auf der westlichen Seite der Wasserscheide des Judäischen Gebirges geht also Regen nieder, und die östliche Seite (die Judäische Wüste) bleibt trocken. Ein Teil der Niederschläge dringt durch Risse im Grundgestein und speist Aquifere (unterirdische Grundwasserleiter), deren Wasser nach Osten hin abfließt. An Stellen, wo die Abbruchkante entlang des Toten Meeres die Aquifere freigelegt hat, findet man ganzjährig wasserführende Süßwasserquellen. Dort sind Wüstenoasen wie jene bei Jericho und En Gedi entstanden, beide nördlich von Masada (ein/en/ajn/ain bedeutet auf Hebräisch und Arabisch „[Wasser-]Quelle“). Eine andere Ansammlung kleiner Quellen ist südlich von Masada bei En Bokek zu finden. Risse im Boden und entlang des Toten Meeres, die von der dauernden tektonischen Aktivität im Großen Afrikanischen Grabenbruch herrühren, lassen Wasser aus anderen unterirdischen Quellen aufsteigen, und sumpfige Brackwasserquellen entstehen, wie beispielsweise bei En Feschcha (Einot Tzukim), En el-Ghuweir und En Tureiba südlich von Qumran. Unmittelbar südlich von En Gedi entstehen durch Wasser, das von tiefen unterirdischen Quellen emporsteigt und sich mit Mineralien vermischt, bevor es die Oberfläche erreicht, heiße Schwefelquellen.5

Die felsige Abbruchkante entlang des Toten Meeres ist von Dutzenden Schluchten zerschnitten, bei denen es sich fast durchweg um durch Wassererosion geschaffene trockene Flussbetten oder Trockentäler handelt (arabisch wadi; hebräisch nachal). Das Wasser von den Regenfällen im Judäischen Gebirge, das nicht im Boden versickert, fließt hinab zum Toten Meer. Unterwegs vereinigt es sich zu kleinen Flüssen und wäscht die Betten mit der Zeit aus. Dies geschieht allerdings nur, wenn in kurzer Zeit genug Regen fällt, dass der Boden durchgeweicht wird – dann fließt eben Wasser in Sturzbächen durch die Trockentäler zum Toten Meer. Solche Sturzbäche oder Sturzfluten sind allerdings selten und kommen allenfalls in der Regenzeit von Oktober bis Mai vor. Die Niederschlagsmenge rund um das Tote Meer liegt im Jahresdurchschnitt bei weniger als 50 Millimetern. Während der Sommermonate, wenn die Temperaturen auf durchschnittlich 32 bis 38 Grad Celsius steigen, fällt wenig oder gar kein Regen.6

Bei einer so rauen Landschaft und so wenig Niederschlag ist es nicht verwunderlich, dass um das Tote Meer herum Ödland ist. Außerhalb der Oasen finden wir Pflanzen allenfalls in den Betten und Schwemmfächern der Schluchten. Die Bäume, wie etwa Akazien, sind typisch für Savannen oder Wüsten. Ihre winzigen Blätter speichern Feuchtigkeit, und zahlreiche Dornen schützen sie vor grasenden Tieren. Doch die meisten Pflanzen sind sehr viel kleiner, und viele blühen nur während der Regenzeit, hauptsächlich von Januar bis März.7 Es gibt erstaunlich viele Wildtiere – etwa Schlangen und Eidechsen, Skorpione und Käfer, Wüstenschnecken, Wüstenmäuse, Füchse, Schakale, Hyänen, Singvögel und Greifvögel und sogar ein paar Leoparden. Schliefer (die aussehen wie große Ratten, tatsächlich aber zur Familie der Dickhäuter gehören, als deren kleinste Vertreter) und Steinbock (eine Art wilde Bergziege) sind in felsigen Gebieten in der Nähe der Oasen weit verbreitet, vor allem während der Sommermonate, wenn Wasserquellen anderswo austrocknen und Vegetation fehlt. Gelegentlich erhascht man auf den Hochebenen einen flüchtigen Blick auf Gazellen.8

Masada liegt auf einem Berg aus Kalkstein und Dolomit, von dem aus man auf das Südwestufer des Toten Meeres blickt. Geologisch handelt es sich um einen Horst, das heißt eine von den umliegenden Felsklippen durch tiefe Schluchten getrennte erhöhte Felsnase. Ihre Spitze ist flach, daher haben wir hier einen Tafelberg, und von oben betrachtet hat er die Form eines Diamanten. Die Hochebene misst von Nord nach Süd ungefähr 580 Meter, was in etwa der Länge von fünf Fußballfeldern entspricht, und von Ost nach West an ihrer breitesten Stelle ungefähr 200 Meter. Zu allen Seiten hin fallen schroffe Steilhänge ab. Der Name Masada (hebräisch Mezadá) leitet sich von dem Wort für Festung, insbesondere für eine Bergfestung, in der Hebräischen Bibel ab (mezad) – das passt recht gut zum optischen Eindruck.

Masada

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