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DIE SCHATZHÖHLE
ОглавлениеAls das britische Mandat endete und Palästina aufgeteilt wurde, wurde das Nordwestufer des Toten Meeres (nördlich von En Gedi) jordanisches Territorium, während das Westufer von En Gedi aus südwärts Israel zugeschlagen wurde. Seit 1967 allerdings kontrolliert Israel das Nordwestufer, als Teil des Westjordanlands (Westbank), das israelische Truppen im Sechstagekrieg eroberten. Nachdem in den Jahren 1946 und 1947 bei Qumran die ersten Schriftrollen entdeckt worden waren, zogen Beduinen (Wüstennomaden) auf der Suche nach weiteren Schriftrollen südwärts auf israelisches Hoheitsgebiet. Als Reaktion darauf erkundeten israelische Archäologen in den Jahren 1960 bis 1962 die Region. Mehrere Wissenschaftler waren beteiligt, wobei jedem eine andere Schlucht zugewiesen wurde. Viele Höhlen in diesen Schluchten erbrachten archäologische Funde, die aufsehenerregendsten Überreste aber wurden im Nachal Mischmar und im Nachal Chever entdeckt. Beide Täler liegen zwischen En Gedi und Masada.21
Für das Wadi Nachal Mischmar war der israelische Archäologe Pesach Bar-Adon zuständig, eine schillernde Persönlichkeit – einen Teil seines Lebens verbrachte Bar-Adon unter Beduinen. In einer Höhle hoch oben in der Felswand des Nachal Mischmar fand er ein Versteck, das 429 Gefäße enthielt, in Strohmatten gewickelt (sechs aus Hämatit, sechs aus Elfenbein, die übrigen aus Kupfer) – daher spricht man hier von der „Schatzhöhle“. Die Gefäße enthielten kupferne Meißel und Äxte, Keulenköpfe, Kronen, Szepter, Feldzeichen und viele Gegenstände von unbekannter Funktion, darunter durchlöcherte Flusspferd-Hauer. Zudem fand man Gefäße und Werkzeuge aus Ton und Stein, Textilien (größtenteils Flachs, etwas Wolle), Objekte aus Stroh und Leder, darunter ein Paar Sandalen, und einen Webstuhl. Der Höhlenboden war von einer dicken Schicht aus Wohnüberbleibseln bedeckt – Asche von Feuerstellen und Herden mit Nahrungsresten (Tierknochen, Weizen, Gerste, Linsen, Zwiebeln, Knoblauch, Oliven, Datteln und Eicheln). In dieser Höhle wie auch in zwei Höhlen in der Nähe wurden außerdem Bestattungen gefunden.
Einige der Gefäße aus der Höhle im Wadi Nachal Mischmar
Durchlöcherte Flusspferd-Hauer aus der Höhle im Wadi Nachal Mischmar
So spektakulär diese Funde auch sind, umso erstaunlicher sind sie wegen ihres prähistorischen Ursprungs, stammen sie doch sämtlich aus dem Chalkolithikum, der Kupfersteinzeit (4. Jt. v. Chr.). Heute wissen wir über das Chalkolithikum weitaus mehr als damals, als Bar-Adon diese Entdeckungen machte, und doch sind die Funde aus der Schatzhöhle nach wie vor einzigartig. Was Qualität, Quantität und Vielfalt betrifft, gibt es bis heute nichts Vergleichbares, und Funktion und Zweck dieser Behältnisse sind unbekannt. Woher stammten sie, und warum wurden sie im Inneren der Höhle versteckt? Bar-Adon mutmaßte, dass es sich bei den Behältnissen um „Ritualgerätschaften“ handele, die in dem nahe gelegenen chalkolithischen Tempel bei En Gedi oder an einer anderen (nicht identifizierten) Kultstätte verwendet wurden.22