Читать книгу Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1 - Johanne T. G. Joan - Страница 15

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9. Kapitel

Gilberto war ein sehr einfacher Mann und gehörte zu den Menschen, die sich als zufrieden bezeichneten. Er führte diese Zufriedenheit auf seine geregelte Lebensweise, auf seine Ernährung und auf das häufige Fasten zurück, dem er den gesunden, flüssigen und leuchtenden Blutstrom in seinen Adern verdankte. Eine besondere Beschaffenheit des Blutes, die er immer wieder bei sich und seinen Patienten festgestellt hatte. Er ging so weit zu behaupten, dass Fasten sämtliche Erziehungsfehler und sonstige Faktoren, die seine junge Seele jemals gekränkt hatten, heilen könnte.

Er besaß kein Radio und auch keinen Fernseher und er vermisste es auch nicht.

Auf die Schreckensmeldungen und blutrünstigen Bilder und die Sexszenen, die alle mittlerweile ohne Rücksicht auf die Jugend gesendet wurden, konnte er gut verzichten. Wenn es etwas zu erfahren gab, war er manchmal einer der ersten, der es über seine Patienten erfuhr.

In diesen Angelegenheiten hatte er eine klare Meinung: Die Nachrichten, die die Medien senden, haben keinen Aufklärungscharakter mehr, sondern sind mittlerweile größtenteils darauf aus, die Sensationslust ihrer abhängig gewordenen Klientel zu stillen. Vor den Berichten und Reportagen, die teilweise an frevelhaften Voyeurismus grenzen und die manche Zuschauer vor Scham erröten lassen sollten, kann sich niemand mehr schützen. Eine Dekadenz, die die zarte Seele unserer Kinder in ihren Grundfesten beleidigt und verletzt, die wie alle anderen tolerierten Abhängigkeiten, ihr sträfliches Profil verloren hat und deren Einstellung überhaupt nicht in Frage kam, weil die Anzahl derer, die davon nicht ablassen können, überwiegt.

Wie ihre von höheren Stellen her kontrollierte und dosierte Gesundheit, erfährt die sogenannte gut informierte Masse dennoch nur die Dinge, die sie erfahren soll und darf. Gleich einem Drogensüchtigen, der an einem Joint zieht, saugt der sensationsabhängige Verbraucher den gesendeten negativen und angsteinflößenden Informationsmüll ein und schwimmt gar freiwillig, gleich einem Fisch in einer trüben und schmutzigen Brühe, aus der allerlei Gefahren aus der Dunkelheit auftauchen könnten und dem die Angst vor dem plötzlich aufgerissenen Rachen eines hungrigen Hais, den er nicht kommen sah, wie sein eigener Schatten verfolgt und sein Leben lang plagt. Diese Angst war ein Teil des Komplotts, daran zweifelte Gilberto nicht. Denn diese Furcht machte hörig und manipulierbar. Man hatte dem Konsumenten bewusst verschwiegen, dass es irgendwo oberhalb der trüben Wasserschicht, in der er sein Leben lang tauchte, einen Ort gibt, wo er nicht unter notorischer Furcht und Verfolgung leiden müsste. Ein Ort, an dem er gelassen die Gefahr von weitem kommen sehen könnte, weil das Wasser dort klar ist.

„Ich muss wissen, was alles in der Welt passiert! “, lautet die Alibiformel derjenigen, die unter der Sensationsabhängigkeit leiden.

Jahr ein Jahr aus negativen Meldungen. Solche, welche die ohnehin schon im Menschen bestehende Urangst noch größer werden lassen und von der nicht einmal die Reichen mit viel Geld sich loskaufen können. Eine im Laufe eines Lebens erworbene Angst, die viele Gesichter und verschiedene Namen besitzt, dennoch immer den gleichen Ursprung hat: die verletzte Seele.

Angst vor Krebs und vor anderen Krankheiten, Angst vor Einbrechern, Angst davor, Geld oder einen lieben Menschen zu verlieren, Existenzängste, Neid, Missgunst, Eifersucht, Zwangsverhalten, Depressionen, Hoffnungslosigkeit, Angst vor dem Tod, Angst vor der Hölle usw. Ängste, die die Strafanstalten und Psychiatrien immer voller werden lassen.

Gilberto war sich sicher: Über unsere Gedanken vereinnahmt die Angst den Menschen.

Gedanken, die den Mensch, wie böse Geister jagen und knechten, arge Geister, die ihm immerzu ähnlich einem Tinnitus Dinge ins Ohr „flüstern“, die er nicht hören will, und ihm um seinen inneren Frieden oder gar nicht selten um seinen Schlaf bringen. Wichtige und belanglose Gedanken, die er nicht vermag, auch nur annähernd zu kontrollieren. Angreifende Gedanken, die mit ihm in den Kampf gehen und sich vor seinem inneren Auge auftürmen, sich im Kreise drehen und die den Taten eines entfesselten Wahnsinnigen gleichen, der planlos umherirrt, sich mit einer Sache beschäftigt und sie im gleichen Augenblick wieder verwirft, um sie von Vorne erneut anzugehen oder plötzlich aus dem Nichts sich einer anderen Aufgabe widmet.

Rar sind jene, die im Einklang mit sich selbst und in Gegenwart ihres inneren Friedens ein authentisches Leben führen und die Dinge denken, die sie denken wollen. Jene, die nicht in die Falle des listigen Systems gefallen sind. Solche, die nicht das Denken den Medien überlassen, die über die Angst ihre Opfer manipulieren, zum Konsum anspornen und den Menschen durch den Kauf vieler Dinge, die er nicht benötigt, eine andere Wirklichkeit seines Glücks vorgaukeln wie ein Raucher oder ein Alkoholiker, der sein Glück darin sieht, seine Abhängigkeit zu frönen. Wie eine Frau, die ihren wahren Wert nicht erkennt und sich mit einem Haufen goldenen Schmucks behängt, feudale Kleider anzieht, und allerlei verschwenderische Maßnahmen für ihr „jugendliches Aussehen“ über sich ergehen lässt, um nach außen etwas darzustellen.

„Das Wasser, mit dem die Welt ihren Durst stillt ist salzig und nur derjenige, der nichts besitzt und glücklich ist, trinkt aus einer reinen süßen Quelle“, fasste Gilberto seine persönliche Meinung zusammen. Seine eigenen Erfahrungen und alle Kenntnisse, die er sich durch die intensive Beobachtung seiner Patienten und deren Lebens- und Krankheitsgeschichten angeeignet hatte, hatten ihn zu diesem Bild der modernen Konsum- und Mediengesellschaft geführt.

Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1

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