Читать книгу Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1 - Johanne T. G. Joan - Страница 22
Оглавление16. Kapitel
Die Wochen und Monate vergingen, noch hatte Carlucci niemandem über seine Entdeckung gesprochen. Die Hinweise mit auf eine Verschwörung bereits im Frühchristentum wurden während dessen derart erdrückend, dass er eine Schutzmauer um sich errichtet hatte, um die Erkenntnisse, die er nach und nach tätigte und die stets zu dem gleichen Schluss führten, überhaupt verkraften und die Aufgabe, die sich ihm stellte, ausführen zu können. Zu seinem Schutz hatte es sich allmählich ein geistiges Vakuum erschaffen, das ihm erlaubte, sich selbst als sein eigener unbeteiligter Zuschauer zu betrachten. Er stellte mittlerweile nicht mehr die Frage nach Recht oder Unrecht, Wahrheit oder Lüge – das alles bekümmerte ihn nicht mehr. Er suchte wie ein Wissenschaftler, der eine Formel sucht. Wertung und Urteil, Emotionen, Frustrationen hatte er verbannt, er funktionierte nur noch. Wie ein Roboter, der weder Schmerz noch Freude verspürt, gleich einer Maschine, die zur Lösung einer bestimmten Aufgabe programmiert ist und zur Kenntnis nimmt, abwägt, sortiert, ordnet, zusammenzählt, verwirft und neu rekonstruiert und sonst alle ihm erteilten Befehle ohne Wenn und Aber ausführt.
Mittlerweile war es ihm egal, wie die Wahrheit letztendlich aussehen würde; ob die Juden wirklich an allem die Schuld trugen, ob die Person Jesus wirklich der Sohn Gottes war, der für seine Sünde gestorben war; ob Paulus überhaupt existiert hatte. Ihn interessierte nur die Schlussformel, die sich aus der Rechenaufgabe mit einer Menge „Unbekannten“ ergeben und zur Lösung des Rätsels führen würde, allein das war von Belang.
Die laufende Bestätigung seiner Vermutungen war der Treibstoff, der die „Maschine“ anfeuerte. Immer wieder kam er an einen Punkt, an dem er erkennen musste, dass „der Sieger die Geschichte macht“. Wie oft hatte er diesen Satz im Zusammenhang mit seinen Entdeckungen gedacht?
Carlucci wusste, dass er die endgültige Antwort auf dieses Enigma nicht in den allgemeingültigen Schriften finden würde. Die Schriften, die der Allgemeinheit zugänglich sind, sind die Schriften, die keine Gefahr für die Kirche bedeuten. In den Geheimarchiven gab es eine Menge Evangelien, aber die meisten führten immer zu dem Jesus der kanonisierten Evangelien zurück. Deshalb würde er sich auf die Suche nach anderen Schriften machen, nach solchen, zu denen die Kirche weder Stellung bezieht, noch darüber ein Wort verliert, wie die der Essener Evangelien.
Er war an einem Punkt angelangt, wo für ihn kein Zweifel mehr daran bestand, dass die sogenannte Heilige Schrift das Produkt einer Verschwörung war. Nun war die Zeit reif, mit seinem Freund Gilberto ein Treffen zu vereinbaren, um ihn in die Angelegenheit einzuweihen. Am besten in seinem Arbeitszimmer, wo alle Dokumente zur näheren Erläuterung vorlagen.