Читать книгу Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1 - Johanne T. G. Joan - Страница 19

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13. Kapitel

Auch wenn er nicht an den Gott, den die Kirche lehrt, glaubte, hatte Gilberto einst wie sicher viele „Suchende“ in der Bibel nach der Wahrheit geforscht und konnte sich beinahe als bibelkundig bezeichnen. Die Erlösung der Seele durch den Glauben an einen Menschen, der zugleich Gottes Sohn war und für seine Sünde gestorben sein soll, entbehrte in seinen Augen jeglicher Vernunft. Auch wenn ihm die Vorstellung widerstrebte, das Leid eines Gekreuzigten für sein Heil hinzunehmen, hatte er sich dennoch Mühe gegeben daran zu glauben. So sehr er sich auch bemühte, blieb die Tür jedoch zu diesem Glauben fest verschlossen; es gelang ihm nicht die barbarische Hinrichtung eines Menschen als notwendig für sein Heil zu akzeptieren; diesen Gekreuzigten auch noch für die Schmerzen, die er angeblich um seinetwillen ertragen musste, zu danken.

Jedes Mal hatte er das Gefühl, den armen Mann immer und immer wieder eigenhändig ans Kreuz zu nageln. Es war definitiv nicht seine Wahrheit und nicht sein Weg zu der Erlösung seiner Seele. Oft musste er an seine Cousine Claudine denken, die mit dieser Religion die ganze Welt um sich herumplagte. Kann aus einer Quelle süßes und salziges Wasser heraussprudeln? Er hatte in seinem Leben mit vielerlei Glaubensbrüdern zu tun gehabt, doch neben den wenigen, die ihren Glauben bescheiden und authentisch lebten, kamen Glaubensfanatiker hinzu, die sich einbildeten selbst mit einer göttlichen Mission beauftragt zu sein und diejenigen, die die Bereitschaft eines Suchenden jemals an einen Gott zu glauben, durch ihre aufdringliche, schulmeisterliche Art und Intoleranz bereits im Keim erstickten. Und dann waren da solche, die ihr Leben ausschließlich nach der Bibel richteten, die in sich so widersprüchlich ist, dass die Konfusion und der Streit unweigerlich vorprogrammiert waren.

Im Elternhaus wurden keine Tischgebete gesprochen. Nachdem er aber von zu Hause ausgezogen war, hatte er sich zur Gewohnheit gemacht, am Tisch für das tägliche Brot zu danken. Doch irgendwann wurde ihm bewusst, dass er, der ein Dach über seinem Kopf hatte, täglich am gedeckten Tisch mit leckeren Speisen sich satt essen konnte und nie unfreiwillig Hunger erlitten hatte, den Eindruck erweckte, von Gott gegenüber jenen, die weder das eine, noch das andere hatten, bevorzugt zu sein. Manche Christen hatten ihm sogar ohne Ausschweifungen dreist erklärt, dass diese Ungleichheit der Wille Gottes sei.

Doch konnte ein Gott, der sowohl auf die „Guten“ als auch auf die „Bösen“ die Sonne scheinen und regnen lässt, niemals den einen mehr als den anderen bevorzugen? Daran bestand kein Zweifel! Wenn es einen Gott gibt, dann sind ihm alle Menschen gleich, insbesondere Kinder, die noch unschuldig sind und gerade sie waren von der Not in der Welt in allen erdenklichen Facetten am meisten betroffen. Von da an dankte er Gott nicht mehr für seine Nahrung und sein Wohlergehen, sondern er schämte sich gegenüber seinen Brüdern, die täglich hungerten und starben. Er leistete im Rahmen seiner Möglichkeit einen aktiven Beitrag gegen den Hunger und bat Gott höchstens um eine gerechte Verteilung der Nahrung in der Welt.

Alle Danksagungen für das eigene Wohlergehen und das der Familie, alle Dankgebete für die Erfüllung von zum Teil banalen Wünschen implizierten eine parteiische Haltung des Allerhöchsten gegenüber demjenigen, dem ein kleines Stückchen Brot trotz Gebet verwehrt bleibt. Die Ansicht derjenigen, die in die Erhörung ihrer zum Teil albernen Gebete einen vermeintlichen göttlichen Beistand interpretierten, empfand er schlichtweg als eine Gotteslästerung.

Seine Meinung zur römischen Kirche, die mit dem Anspruch auftritt, das Zentrum des Christentums zu sein, das mit „Liebe“ gleichzusetzen ist, war nicht allzu positiv. Er war der Ansicht, dass solange in der Welt auch nur ein Mensch an Hunger oder Not leidet, die Milliarden Reichtümer des Papsttums sowohl in Form von „schlafenden“ Kunstwerken, die den pompösen Vatikan schmücken, als auch flüssig oder in investierter Form, der Kirche nicht gehören und jenen zukommen, die es brauchen. Denn in diesem Sinne wurden diese Gelder von großzügigen Menschen gespendet. Das Leid eines Menschen und die Beendigung seiner Not ist immer vorrangig und allen anderen Investitionen übergeordnet; denn die Kinder, die täglich an Hunger sterben, können wir durch die geographische Ferne nicht sehen, sie sind dennoch ganz nah bei uns.

Diese Überzeugung war langsam, aber stetig in ihm gereift.

Das Geheimnis des wahren Evangeliums - Band 1

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