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10. Die Stille und Kürze des Gebetes (der Orationen) bei den Aegyptiern.

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Wenn sie zu der genannten Gebetsfeier, welche sie „synaxis“24 nennen, sich versammeln, so beobachten Alle ein so tiefes Schweigen, daß, während doch die Brüder in einer so zahlreichen Schaar zusammenkommen, man glauben sollte, es sei ausser dem, welcher in der Mitte stehend den Psalm absingt, kein Mensch sonst zugegen. Und Dieß gilt besonders von der Oration, welche den Psalm schließt; hiebei wird kein Speichel ausgeworfen, kein Räuspern gehört, kein Husten, kein schläfriges Aufsperren des Mundes läßt sich vernehmen, als ob Einer zerstreut oder schlecht aufgelegt wäre oder gähnte, kein Seufzer wird ausgestoßen, welcher die Umstehenden etwa stören könnte, keine Stimme ausser der des vorbetenden Priesters wird laut, es sei denn, daß eine solche durch ein Ueberströmen des Geistes dem Munde entflieht und gleichsam unwillkürlich dem Herzen entsteigt, dann nämlich, wenn es von übermäßiger und nicht überwältigender Andachtsglut entzündet ist, so daß aus den verborgenen Tiefen der Brust gleichsam gewaltsam hervorbricht, was die entflammte Seele nicht mehr in sich zu verschließen im Stande ist. Wer aber aus Lauigkeit des Geistes laut betet oder etwas Derartiges, wie oben erwähnt, von sich gibt, von dem behaupten sie, daß er in zweifacher Hinsicht fehle. Er versündige sich erstens an seinem eigenen Gebete, indem er es nämlich Gott nachläßig darbringe. Zweitens störe er auch durch sein unordentliches Geräusch die Andacht der Anderen, welche vielleicht viel inbrünstiger hätten beten können. Daher besteht die Vorschrift, daß das Gebet (die Oration) schnell beendigt werde, damit nicht etwa, wenn man länger in demselben verharre, eine gewisse Lähmung des Geistes eintrete, welche auf den Eifer nachtheilig einwirken könnte. Eben deßhalb soll das Gebet auch, so lange es noch glüht, gleichsam dem Rachen des bösen Feindes entrissen werden. Denn wenn dieser uns auch stets feindlich ist, so ist doch gerade dann seine Wuth um so größer, wenn er sieht, daß wir uns im Gebete gegen ihn zu Gott wenden; er beeilt sich alsdann durch Erregung von zerstreuenden Gedanken und fremdartigen Stimmungen unsern Geist von der Andacht des Gebetes abzuziehen, und gibt sich alle Mühe, die anfängliche Glut des Herzens zu unterdrücken und auszulöschen. Darum hält man kurze, aber häufig wiederholte Gebete für nützlicher; denn wenn man oftmals den Herrn anruft, so bleibt man beständig mit ihm vereinigt. Betet man dabei in gedrängter Kürze, so entgeht man dadurch auch den Nachstellungen des Teufels, der uns gerade dann nachdrücklich zu verfolgen pflegt, wenn wir beten.

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