Читать книгу Von den Einrichtungen der Klöster - Johannes Cassianus - Страница 43

8. In welche Zeit die mit Samstag Abend beginnenden Nachtwachen fallen, und in welcher Ordnung dieselben gehalten werden.

Оглавление

Was indessen die Nachtwachen betrifft, die jede Woche mit Anbruch des Samstag-Abendes gehalten werden, so dehnen die Vorsteher in den Klöstern zur Winterzeit, wann die Nächte länger sind, dieselben nur bis zum vierten Hahnenrufe aus; und zwar geschieht Dieß, damit die, welche die ganze Nacht über gewacht, doch noch die übrigen zwei Stunden ihren Körper kräftigen können und mit dieser kurzen Ruhe statt des Schlummers der ganzen Nacht sich begnügend nicht den ganzen Tag über von Schlaftrunkenheit ermattet seien. Diesen Brauch sollten auch wir mit aller Gewissenhaftigkeit beobachten und uns begnügen mit dem Schlafe, der uns nach dem Verlaufe der Nachtwachen bis zum Anbruche des Tages d. h. bis zu den Psalmen der Matutin (Prim) gestattet ist, und hierauf den Tag in der Verrichtung unserer Arbeiten und Dienstleistungen verbringen; denn sonst möchte die Ermüdung in Folge der Nachtwachen und unsere Schwachheit uns verleiten, den Schlaf, den wir der Nacht entzogen, während des Tages wieder zu beanspruchen, und es könnte den Anschein haben, als ob wir nicht so sehr dem Körper Ruhe entzogen als die Zeit der Ruhe und nächtlichen Erquickung nur vertauscht hätten. Denn unmöglich kann das gebrechliche Fleisch so der ganzen Nachtruhe entbehren, daß es den ganzen folgenden Tag ohne Schläfrigkeit und geistige Erschlaffung in unerschütterlicher Wachsamkeit sich aufrecht erhalten kann. Die Körperkräfte werden eher dadurch geschädigt als gefördert werden, wenn der Leib nicht nach Beendigung der Nachtwachen nicht wenigstens etwas Schlaf genießt. Und wenn deßbalb wenigstens ein einstündiger Schlaf, wie schon erwähnt wurde, vor Tagesanbruch gestattet wird, so werden wir, die wir die Nacht im Gebete zugebracht, von allen Stunden der Nachtwachen Gewinn haben. Auf diese Weise geben wir der Natur, was ihr zukommt, und haben nicht nothwendig, das am Tage wieder zu beanspruchen, was wir der Nacht entzogen haben. Denn Alles wird Jeder diesem Fleische zurückgeben, der ihm nicht vernünftiger Weise einen Theil zu entziehen, sondern das Ganze zu versagen sucht, der, besser gesagt, nicht das Überflüssige, sondern das Nothwendige wegschneiden will. Deßhalb muß man mit großem Schaden die Nachtwachen entgelten, wenn man sie ohne vernünftige Ueberlegung bis zum Tagesanbruch übermäßig ausdehnt. Ferner gibt man deßwegen den Nachtwachen eine Abwechslung durch die Dreiteilung des Gebetsdienstes, damit die Anstrengung durch diesen Wechsel gleichsam getheilt und so durch eine gewisse Annehmlichkeit die körperliche Erschöpfung beseitigt wird. Haben nämlich die Brüder die drei Antiphonen stehend gesungen, so respondiren sie alsdann, auf dem Boden oder ganz niedrigen Sitzbänken sitzend, während einer (versweise) vorsingt, drei Psalmen, welche einzeln von den einzelnen Brüdern in wechselnder Abfolge der andern dargeboten (vorgesungen) werden; und an diese reihen sie in derselben ruhenden Lage drei Lektionen. So vermindern sie die körperliche Anstrengung und führen ihre Nachtwachen mit größerer Aufmerksamkeit aus.

9. Warum wurden für den Samstag Vigilien verordnet, und warum tritt im Orient die Befreiung vom Fasten schon am Samstag ein?

Von der Zeit der apostolischen Predigt an, als die christliche Religion gestiftet wurde, verordnete man im ganzen Orient die Feier von Vigilien von Freitag Abend an; und zwar geschah Dieß aus dem Grunde, weil nach der Kreuzigung unsers Herrn und Heilandes am sechsten Tage der Woche die über dessen kaum geendigtes Leiden tiefbetrübten Jünger die ganze Nacht wachend ausharrten, ohne ihren Augen irgend welchen Schlaf zu gönnen. Deßhalb wird von dieser Zeit an die für diese Nacht angeordnete Feier der Vigilien bis auf den heutigen Tag im ganzen Orient gleichmäßig beobachtet. Und daher wurde ebenfalls von Männern, die zur Zeit der Apostel lebten, nach den anstrengenden Vigilien für den Samstag die Unterlassung des Fastens verordnet. Nicht mit Unrecht hält man sich an diese Sitte in allen Kirchen des Orients und glaubt sich auch nach einem Ausspruche des Ekklesiastes dazu berechtigt, der zwar noch einen mystischen Sinn hat, jedoch auch den Sinn nicht ausschließt, nach welchem uns geboten wird, beiden Tagen, dem siebenten sowohl wie dem achten, den gleichen Antheil zu widmen. Er sagt nämlich:41 „Gib Antheil an Sieben, wohl auch an Achten!“ Es kann nämlich dieses Aussetzen des Fastens doch nicht auf die Gemeinschaft mit dem Festtage der Juden bezogen werden, als ob die Christen gleich den Juden den Sabbath feierten; am wenigsten könnte Dieß von Jenen geschehen, die sich jeglichem jüdischen Aberglauben unzugänglich zeigen. Nein, das Fasten wird nur ausgesetzt aus Rücksicht auf die erwähnte Erholung des ermüdeten Leibes, der leicht müde und erschöpft würde, wenn er jede Woche des ganzen Jahres fünf Tage fasten und dazwischen nicht wenigstens an zwei Tagen sich erquicken würde.

Von den Einrichtungen der Klöster

Подняться наверх