Читать книгу Von den Einrichtungen der Klöster - Johannes Cassianus - Страница 29
13. Warum man nach Beendigung der nächtlichen Andacht nicht mehr schlafen soll.
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Diese mühevollen Übungen verrichten sie mit aller Gewissenhaftigkeit einmal deßwegen, weil sie glauben, mit allem Eifer das Opfer ihrer guten Werke Gott darbringen zu sollen, dann aber hauptsächlich aus zwei weiteren Gründen; und wenn wir nach Vollkommenheit streben, so sollen wir Dieß wohl beachten. Zunächst soll verhütet werden, daß der böse Feind die durch das nächtliche Gebet erlangte Reinheit des Herzens durch irgend ein Traumbild beflecke; denn dieser ist derselben stets neidisch und stellt vorzugsweise ihr unablässig nach. Wenn wir für unsere Fehler und Nachlässigkeiten Genugthuung dargebracht und unter Thränen und Seufzern durch unser Bekenntniß Verzeihung erlangt haben, so beeilt sich der Feind zur Zeit der Ruhe uns zu beflecken und ist gerade dann vorzüglich bestrebt, unser Gottvertrauen zu erschüttern und zu schwächen, wenn er sieht, daß wir uns mit größerer Glut durch die Reinheit unseres Gebetes zu Gott hinwenden. So versucht er zuweilen Diejenigen, welche er während der ganzen Nacht nicht verwunden konnte, in jener kurzen Stunde ihrer Tugend zu berauben. Der zweite Grund aber liegt darin, daß, wenn auch kein solches Schreckbild des Teufels auftaucht, auch ein reiner Schlaf, der sich einstellt, in dem Mönche, wenn er aufwacht, Trägheit und Schlaffheit des Geistes erzeugt, für den ganzen Tag seine Kraft lähmt, die Schärfe der Sinne abstumpft und ihm jene geistige Salbung raubt, welche ihn den Tag über gegen alle Nachstellungen des Feindes mit Vorsicht und Stärke zu waffnen im Stande ist. Deßhalb lassen sie auf die durch die Regel gebotenen Nachtwachen besondere Wachen von ihrer Seite folgen und beobachten sie mit noch größerer Gewissenhaftigkeit, damit Jene durch die Psalmen und Gebete erlangte Reinheit nicht verloren gehe und zu gleicher Zeit auch die Zerstreuungen des Tages um fo eifriger vermieden werden.