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Ethik und Epigenetik
ОглавлениеWissenschaftler meinen, wir kämen mit einem angeborenen ethischen Kompass zur Welt. Meine Frage geht weiter: Gibt es so etwas wie eine epigenetische Codierung ethischen Verhaltens?
Eine Erbmoral?
Die gängige Meinung: Das Ethische hat sich evolutionär nur deshalb behauptet, weil es sich für die Genprogramme auszahlte, ethisch zu handeln. Die Moral hatte weniger Verlierer. In der allgemeinen Konkurrenz waren jene Gruppen im Vorteil, die über eine effiziente Binnenmoral verfügten. Das ermöglichte ihre Stärkung nach außen. Demnach würden Überlebensdeterminanten – epigenetisch – bestimmen, was ethisch wäre.
Dieser soziobiologische Standpunkt wurde durch das Christentum überhöht. Die Vertreter der epigenetisch Glaubenden verweisen darauf, dass mit dem Christentum, vor allem auch zur Zeit der Aufklärung, ein weiteres Erklärungsmodell für die Wurzeln der Ethik in die geistige Landschaft Europas kam. Etwas, das von den Soziobiologen völlig ausgeblendet wird: Die Brüderlichkeit sei deswegen zu akzeptieren, weil alle Menschen ihre Existenz einem gemeinsamen Weltenbaumeister verdanken und deshalb Brüder im wörtlichsten Sinn des Wortes seien.
Nicht nur Brüder im Geiste, sondern tatsächlich.
Damit begann ein zusätzliches Argument, unabhängig von theologischen Überlegungen, in die geistesgeschichtliche Diskussion einzufließen: Was Ethik ist und wodurch sie entsteht. Für die Entstehung mögen die Soziobiologen recht haben. Mittlerweile gibt es in der Interpretation ethischer Normen einen Fortschritt, der den reinen Überlebensvorteil auf eine brüderliche, gotteskindhafte Ebene hievt.
Mit Epigenetik und Ethik betritt ein weiterer naturwissenschaftlicher Vorgang die Bühne, der das unterstreicht: die Spiegelneuronen.