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ZEIT IST UNERHEBLICH UND NIEMALS EINE SCHWIERIGKEIT FÜR DIE NATUR

FRÜHE THEORIEN DER EVOLUTION

IM KONTEXT

SCHLÜSSELFIGUREN

Comte de Buffon (1707–1788),

Jean-Baptiste de Lamarck (1744–1829)

FRÜHER

1735 Der Schwede Carl von Linné veröffentlicht Systema Naturae; die biologische Systematik hilft später, die Abstammung der Arten zu klären.

1751 In Système de la nature führt der französische Philosoph Pierre Louis Moreau de Maupertuis die Idee ein, dass Merkmale vererbbar sind.

SPÄTER

1831 Étienne Geoffroy Saint-Hilaire schreibt, dass plötzliche Umweltveränderungen neue Arten aus den existierenden entstehen lassen.

1844 In Vestiges of the Natural History of Creation meint der schottische Geologe Robert Chambers (anonym), dass sich einfache Lebewesen zu komplexeren entwickelt haben.

Vor dem 18. Jahrhundert herrschte die Vorstellung vor, dass Pflanzen- und Tierarten unveränderlich sind (»Essenzialismus«). Er wurde durch zwei Entwicklungen infrage gestellt: die Aufklärung, eine intellektuelle Bewegung von 1715 bis 1800, und die industrielle Revolution (1760–1840).

Die Aufklärung war vom wissenschaftlichen Fortschritt geprägt und davon, dass die religiösen Lehren verstärkt hinterfragt wurden, etwa die Schöpfung der Erde und aller Lebewesen in sieben Tagen. Im Zuge der industriellen Revolution wurden Kanäle, Bahngleise und Bergwerke gebaut, und so erreichte man Gesteinsschichten mit Tausenden von Fossilien, oft von Tier- und Pflanzenarten, die keiner jemals zuvor gesehen hatte. Demnach musste das Leben lange vor dem aus der Bibel berechneten Datum 4400 v. Chr. begonnen haben.

Anpassung bei Tieren

Im späten 18. Jahrhundert irritierte der Franzose George-Louis Leclerc, Comte de Buffon, kirchliche Autoritäten, indem er äußerte, die Erde sei viel älter, als die Bibel vermuten ließ. Sie sei aus geschmolzenem Material entstanden, das ein Komet aus der Sonne herausgeschlagen hatte und das 70 000 Jahre zum Abkühlen brauchte (was das Erdalter stark unterschätzte). Beim Abkühlen seien Arten entstanden und verschwunden und schließlich durch Vorfahren der heutigen Arten ersetzt worden. Er sah Ähnlichkeiten bei Löwen, Tigern und Katzen und schloss, dass 200 Arten von Vierbeinern aus nur 38 Vorfahren hervorgegangen seien. Zudem seien Änderungen der Körperform und -größe verwandter Arten eine Reaktion auf Umweltbedingungen.

Der Franzose Jean-Baptiste de Lamarck ging 1800 noch weiter.

»Die Natur ist das System von Gesetzen, das vom Schöpfer für die Existenz der Dinge und die Abfolge der Lebewesen eingerichtet wurde.«

Comte de Buffon Histoire naturelle, générale et particulière, 1764

In einem Vortrag am Museum für Naturgeschichte in Paris argumentierte er, dass Merkmale, die ein Lebewesen zu Lebzeiten erwarb, an die Nachkommen vererbt werden können – und solche Veränderungen über mehrere Generationen hinweg die Anatomie eines Tieres radikal ändern könnten.

Lamarck entwickelte sein Konzept der Transmutation in mehreren Büchern. So sollte der Gebrauch bzw. Nichtgebrauch von Körperteilen dazu führen, dass diese stärker, schwächer, größer oder kleiner würden. So hatten die Vorfahren der Maulwürfe wohl gute Augen, aber über Generationen hinweg wurden sie schlechter, weil sie beim Graben nicht gebraucht werden. Ähnlich hätten Giraffen langsam längere Hälse entwickelt, um Blätter an hohen Bäumen zu erreichen.

Triebkräfte der Evolution

Lamarcks Konzept vererbter erworbener Merkmale war Teil einer größeren frühen Evolutionstheorie. Auch meinte er, die frühen einfachsten Lebensformen seien direkt aus unbelebter Materie entstanden. So formulierte Lamarck zwei Hauptkräfte des evolutionären Wandels: Zum einen würden Lebewesen von einfachen zu komplexeren Formen auf einer »Leiter« des Fortschritts aufsteigen. Zum anderen würde die Vererbung erworbener Merkmale helfen, sich besser an die Umwelt anzupassen. Als Darwin die Theorie der natürlichen Selektion entwickelte, verwarf er viele Konzepte des Lamarckismus, aber beide Männer waren überzeugt, dass sich komplexe Lebewesen über enorme Zeiträume entwickeln.

»Bei jedem Tier … stärkt der häufigere und bleibende Gebrauch eines Organs dasselbe allmählich, entwickelt und vergrößert es.«

Jean-Baptiste de Lamarck »Erstes Gesetz«, Zoologische Philosophie, 1809 (dt.: 1876)


Fossilfunde veränderten die Vorstellungen vom Beginn des Lebens. Das erste gut erhaltene Plesiosaurierskelett (Plesiosaurus dolichodeirus) entdeckte 1823 Mary Anning in Dorset (England).

Jean-Baptiste de Lamarck


Der im Jahr 1744 geborene Jean-Baptiste de Lamarck besuchte ein Jesuitenkolleg, bevor er in die französische Armee eintrat. Als er nach einer Verletzung ausscheiden musste, studierte er Medizin und ging dann bei seiner Arbeit im Jardin du Roi seinem Interesse an Pflanzen nach. Mit Unterstützung des Comte de Buffon wurde er 1779 in die Akademie der Wissenschaften gewählt. Als das Hauptgebäude des Jardin zur Zeit der Französischen Revolution (1789–1799) zum Nationalmuseum für Naturgeschichte wurde, bekam Lamarck die Aufgabe, dort die Insekten, Würmer und Mikroorganismen zu erforschen. Er prägte den Begriff »Wirbellose« und nutzte einfache Arten oft, um eine »Leiter« des evolutionären Fortschritts zu illustrieren. Seine Arbeit war umstritten, 1829 starb er verarmt.

Hauptwerke

1802 Recherches sur l’organisation des corps vivants

1809 Philosophie zoologique

1815–1822 Histoire naturelle des animaux sans vertèbres

Big Ideas. Das Ökologie-Buch

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