Читать книгу Das Limit bin nur ich - Jonas Deichmann - Страница 18
Schreckmoment
ОглавлениеKurz vor Biograd spüre ich eine ablandige Strömung und stelle erschrocken fest, dass ich immer mehr vom Land wegtreibe. Ich komme kaum gegen diese Strömung an. Fünf Kilometer vor der Küste wäre für den Notfall noch die Insel Pašman, doch da möchte ich auf keinen Fall hin. Nach zehn Minuten volle Kraft voraus schaffe ich es mit Mühe und Not, aus der Strömung rauszukommen und halte mich für den Rest des Tages ganz dicht am Ufer.
»Und wenn dich die Bora aufs offene Meer hinaustreibt«, hatte mich kurz vor dem Start – halb im Ernst, halb im Spaß – in München ein Bekannter gefragt, »was machst du dann?« – »Dann lege ich mich quer über mein Floß und lasse mich bis zur nächsten Insel treiben – oder, wenn es hart auf hart kommt, über die ganze Adria bis nach Italien«, hatte ich geantwortet. So leichthin mit einem Lächeln. Die Wirklichkeit jetzt ist nicht ganz so geil. Wenn man in der Situation drinsteckt, wird einem schon ziemlich anders.
Doch es geht gut aus, ich komme glücklich in Biograd an und werde mit Barbecue und Kuchen sehr herzlich von meinen Freunden Maria und Milan aufgenommen. Der Duft vom Grill hängt mir noch tagelang wie ein süßer Traum nach, besonders wenn ich mal wieder den ganzen Tag von Müsli leben muss.
Es folgen zwei schwere Tage mit Gegenwind, an denen ich nur wenige Kilometer schaffe. Wenigstens ist die Infrastruktur gut. Es kommen immer wieder Ortschaften, in denen ich mich versorgen kann, und abends schwimme ich in eine Bucht, in der ich einen geschlossenen Campingplatz finde. Ich lege mich mit dem Schlafsack in einen verlassenen Pavillon mit herrlichem Blick aufs Meer und fühle mich bei Meeresrauschen wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Das ist es wieder, dieses Glücksgefühl.
Jetzt ändert sich auch das Wetter, es wird schön! Die nächsten Tage erwarten mich beste Bedingungen. Es wird wärmer, 18 Grad, und der Wind weht konstant aus Nord – Rückenwind! Ich komme sehr gut voran, muss jetzt allerdings von Insel zu Insel einige längere Querungen von mehreren Kilometern bewältigen. Dabei ist es schwierig, die Orientierung zu halten, weil hinter jeder Insel wieder eine weitere Insel liegt und die Orientierungspunkte schwer auszumachen sind. Mein Blickpunkt liegt gerade mal zehn Zentimeter über der Wasseroberfläche. Ich navigiere mit der App, kann aber das Handy nur benutzen, wenn ich an Land bin. Deshalb suche ich mir von Land aus jeweils eine Landzunge, auf die ich zuschwimme. Trotzdem verliere ich mehrmals die Orientierung.