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Der einzige Tourist im Ort
ОглавлениеSo nehme ich mir gleich für zwei Nächte ein schönes Hotelzimmer in Split, das ich – Glück im Corona-Unglück – jetzt schon für 10–15 Euro die Nacht bekomme. Ich schaue mir die wunderschöne Altstadt an, in der ich zurzeit wahrscheinlich der einzige Tourist bin. Meinem Körper tut die Unterbrechung merklich gut; die Wunden heilen weiter ab. In Split bin ich kurz vor der Halbzeitmarke meiner Schwimmstrecke, und gefühlt habe ich sie schon erreicht.
Am 28. Oktober, als das Wetter es zulässt, springe ich wieder ins Wasser und schaffe gleich 14 Kilometer entlang der Küste. Abends habe ich allerdings Probleme mit der Schulter. Hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass ich durch den Ruhetag aus dem Rhythmus gekommen bin. Ich bin jetzt im wahrscheinlich einfachsten Teilabschnitt der Schwimmstrecke. Von Split aus geht es 70 Kilometer südwärts, immer dicht entlang der Küste, die hier kaum Buchten hat und durch die vorgelagerten Inseln Brač und Hvar zum offenen Meer abgeschirmt ist. Ruhiges Wasser, kein Wind, 20 Grad und Sonne. Alle paar Kilometer kommt eine Ortschaft mit Gelegenheiten zum Essen – perfekte Bedingungen. Meist übernachte ich am Rand von kleinen Dörern, wo ich leer stehende Strandhütten, Bars oder Restaurants finde, unter deren Vordächer ich mich legen kann. Für mich sind das ideale Schlafplätze.
Mittlerweile habe ich mit 230 geschwommenen Kilometern die tatsächliche Halbzeitmarke geschafft. Es wird Zeit, die Schwimmstrecke zu Ende zu bringen. Das Wasser, das anfänglich noch »Badewannentemperatur« von 22 Grad hatte, wird schon deutlich kälter, und ich möchte im Dezember nicht mehr im Wasser sein. Nicht nur der klammen Finger und Füße wegen. Auch die Gefahr von plötzlichen Stürmen wächst.
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