Читать книгу Das Limit bin nur ich - Jonas Deichmann - Страница 28
Gestrüpp
Оглавление15 Kilometer Wasser liegen zwischen mir und diesem Ausgangspunkt. Ich teile die Strecke für zwei Tage ein, um für die schwierige Querung ausgeruht zu sein. Unterwegs gibt es allerdings keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Um mich nicht mit Verpflegung für die ganze Zeit zu belasten – ich müsste dafür den zusätzlichen Dry-Bag hinter mir herziehen, der mich beim Schwimmen sehr aufhält –, habe ich die grandiose Idee, am Abend des ersten Tages einfach wieder zurück nach Sućuraj zu laufen, um dort zu essen und noch einmal zu übernachten. Es sind nur sechs Kilometer, ein Spaziergang, denke ich.
Tja, dumm gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser Teil der Insel ist mit so dichtem, stacheligem Gestrüpp bewachsen, dass ich drei Stunden bis in den Ort brauche. Feste Schuhe wären hier ein Traum, erst recht angesichts meiner wunden Füße … Beim Rückweg am nächsten Morgen schwimme ich die letzten zwei Kilometer lieber, als mich noch mal durch diesen Dornendschungel zu kämpfen. Ja, man lernt die kleinen Dinge zu schätzen.
Am Abend des 5. November erreiche ich die Bucht Smokvina, meinen Ausgangspunkt für die Querung. Die Bucht ist traumhaft schön. Es gibt ein paar leer stehende Sommerhäuser, sonst nur wilde Küstenlandschaft. Abends kommt ein Fischer vorbei, der mich auf der Veranda seines Hauses übernachten lässt und mich mit Informationen zum Wetter für den morgigen Tag versorgt.
Ich weiß, dass die acht Kilometer lange Querung, für die ich fünf bis sechs Stunden kalkuliere, einige Gefahren birgt. Es darf währenddessen kein Wind aufkommen, sonst könnte ich unkalkulierbar abgetrieben werden. Ich telefoniere mit meinem Vater und verabrede ein Zeitfenster, in dem ich drüben angekommen sein muss. Wenn ich mich nicht melde, wird er versuchen, von der Schweiz aus die Seenotrettung zu alarmieren.