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Benjamin war erst zum zweitenmal in Dougs Haus zu Gast. Besser: im Haus von Doug und Frankie. Oder einfach nur im Haus von Frankie, denn es war seit zwei oder drei Generationen im Besitz ihrer Familie, und Doug hatte im Grunde nur eingeheiratet. Nach seinem ersten Besuch hatte Benjamin sich geschworen, nie mehr wiederzukommen, denn es hatte ihn zu stark mitgenommen. Er hatte keine Lust mehr darauf, ständig unter die Nase gerieben zu bekommen, was Doug alles durch seine Heirat gewonnen hatte. Doch Emily hatte das Wochenende in London genossen, und Doug und Frankie hatten sie eingeladen wiederzukommen, und im übrigen fühlte sich Benjamin gegen seinen Willen von dem Ort angezogen: Er merkte, daß er in seinem Leben an einen Punkt gelangt war, an dem er nur noch demütig um die Erlaubnis bitten konnte, wie eine halbverhungerte Katze hinter den kleinen Bissen jenes Lebens herhetzen zu dürfen – und sei es nur für ein paar Tage –, das er eigentlich selbst einmal hatte führen wollen. Dieses Leben – für Benjamin immer nur ein abstraktes Ideal, durch Doug mit seiner Blitzkarriere und guten Partie jedoch auf einmal konkret geworden – beinhaltete (unter anderem) folgendes: ein Haus im Wert zwischen zwei und drei Millionen Pfund, das sich über fünf Stockwerke erstreckte und in einem stillen und versteckten Winkel zwischen King’s Road und Chelsea Embankment stand, ein Ort, so angenehm und ruhig, wie er in der Londoner Innenstadt kein zweites Mal zu finden war; vier unglaublich hübsche, fröhliche, engelhafte Kinder (zwei davon, wie festgehalten werden mußte, nicht Dougs eigene) sowie ein ausufernder Haushalt, der fast nur aus blutjungen, betörenden Frauen zu bestehen schien: Aupair-Mädchen, Kinderfrauen, Haushaltshilfen – osteuropäische Flüchtlinge jeder Art und Sorte, alle Anfang zwanzig und so umwerfend gutaussehend, daß sie ebensogut als Top-Hostessen oder Pornostars hätten arbeiten können. Und vor allem natürlich Frankie selbst. Die Hon. Frankie Gifford, früher ein Model (was sie mit einem Schwarz-Weiß-Portfolio beweisen konnte) und jetzt eine wichtige Figur beim Spendensammeln im Bezirk Chelsea, eine undefinierbare und etwas rätselhafte Tätigkeit (ein Beruf?), aber immerhin eine, die ihr zwischen den Schwangerschaften etwas zu tun gab.

Frankie war blond, schlank und Ende Dreißig, wirkte mit ihrer Singsang-Stimme und dem etwas einschüchternden Lächeln einer gläubigen Christin (genau das war sie auch) jedoch fast zehn Jahre jünger. Durch ihren Glauben hatte sie wenigstens etwas mit Benjamin und Emily gemeinsam, die sie zwar mochte, aber – im Doppelpack – lediglich als ein weiteres Objekt ansah, das ihre mitfühlende Aufmerksamkeit. verdiente. Benjamin, der dies spürte, regte sich insgeheim darüber auf, ärgerte sich aber zugleich darüber, daß ihn dies nicht davon abhielt, sich Frankie ohne Hose vorzustellen. Ihre Gegenwart versetzte ihn jedesmal in einen kleinen Rausch, und vielleicht war das der eigentliche Grund dafür, daß er diesem Wochenendbesuch schließlich doch noch zugestimmt hatte.

Als Benjamin früh am Sonntagmorgen aufstand, weil er in die Küche gehen wollte (drei Tage nach der Aufzeichnung von Pauls triumphalem Fernsehauftritt), stellte er fest, daß von den anderen Erwachsenen nur Frankie auf war. Ranulph, ihr fünf Monate alter Sohn, zappelte auf ihrem Schoß, und sein Gesicht, seine Hände und sein Oberkörper waren fast flächendeckend mit irgendeiner schleimigen Babynahrung beschmiert. Frankie, deren weißer Morgenrock ebenfalls beschmiert war, versuchte, einen Kaffee zu trinken, aber immer, wenn sie den Becher an die Lippen setzen wollte, zappelte das Baby, und sie verkleckerte die Flüssigkeit entweder auf ihren Schoß, ihre Füße oder den Fußboden. Auf einem der Regale stand ein Radio aus gebürstetem Stahl, aus dem leise Classic FM erklang, und wie üblich erkannte Benjamin die Musik: Es war Ravels Introduktion und Allegro, ein Werk, das stets Bilder eines unerreichbaren Paradieses in ihm wachrief und durchaus zu diesem Umfeld paßte.

»Du bist früh auf«, sagte Frankie, und ihr zweiter Gedanke war: »O Mann, ich sehe bestimmt furchtbar aus.«

Benjamin war unfähig, etwas Galantes zu sagen, wenn er das Gefühl hatte, es könnte lüstern oder sexistisch klingen. Diese Macke plagte ihn schon seit mehr als zwanzig Jahren. Statt Widerspruch einzulegen und zu sagen: »Nein, du siehst toll aus« – was wohl angebracht gewesen wäre –, fragte er deshalb nur: »Hast du gut geschlafen?«

»Einigermaßen«, sagte Frankie. »Daß ein bestimmter Herr meine Brustwarzen keinen Moment in Ruhe lassen kann, ist dabei natürlich nicht sehr hilfreich.«

Benjamin neigte gegenwärtig so stark zum Sexualneid, daß er kurz glaubte, sie meine Doug. Aber dann schenkte Frankie ihrem Söhnchen ein zärtliches Lächeln, und er sah seinen Irrtum gerade noch rechtzeitig ein. Um seine Verwirrung zu verbergen, ging er zum Herd und setzte den Kessel auf.

»Emily braucht eine Tasse Tee, bevor sie sich in die Welt hinauswagen kann«, erklärte er. »Wir dachten, wir stehen jetzt auf und gehen dann um zehn Uhr zum Gottesdienst.«

»O gut, ich komme mit«, sagte Frankie. »Wirklich eine Erleichterung, mal auf ein paar Freunde von Duggie zu stoßen, die den Gottesdienstbesuch nicht für irgendeine Form von Perversion halten.«

Sie gingen zur Morgenmesse in der St Luke’s Church, Sydney Street, und dort konnte Benjamin sich für eine kurze Stunde im Ritual vergessen und den Druck der Unzufriedenheit abschütteln, der so oft in ihm aufstieg und ihn zu überwältigen drohte. Als sie die Kirche verließen, hatte er Blickkontakt mit Emily – selbst das wurde immer seltener –, und da eine vorübergehende Nähe zwischen ihnen entstanden war, lächelten sie einander herzlich an. Danach hielten sie sich noch ein bißchen draußen in der Sonne auf, ohne sich viel zu sagen zu haben, während Frankie mit anderen Gemeindemitgliedern sprach. Wahrscheinlich sah sie fast alle diese Leute jede Woche, umarmte sie aber trotzdem mit einer Leidenschaft, als wäre sie Jahrzehnte von ihnen getrennt gewesen. Sie schien jeden zu kennen und von allen als eine Art Heilige betrachtet zu werden: Wenn sie mit jemandem sprach, wurde sie von anderen Menschen umlagert und umschwirrt, als buhlte man um das Privileg, sie berühren zu dürfen. Ihre zwei älteren Kinder waren zu Hause geblieben, doch sie hatte sich Ranulph mit einem Babytuch vor den Bauch gebunden – er hatte sein Gesicht zwischen ihren Brüsten vergraben –, und Coriander Gifford-Anderton, ihre zweijährige Tochter, klammerte sich an ihre Hand und wartete geduldig schweigend, wobei sie manchmal einen wachsamen Blick die sonnige Straße hinauf und hinunter warf, als hegte sie eine tiefe Skepsis gegen die Welt, die sie später einmal erbte.

»Gut«, sagte Frankie, die sich nach ihrem hastigen, sozialen Ringelreihen wieder zu ihnen gesellte. »Wohin jetzt?«

»Ich wollte noch in ein paar Läden«, sagte Emily.

»Oh, Mami!« protestierte Coriander daraufhin. »Du hast mir das Tarussell versprochen.«

»Es heißt Karussell, mein Liebling. Ka, ka. Aus irgendeinem Grund hat sie Probleme mit den K’s«, erläuterte Frankie.

»Wo ist das Karussell?« fragte Benjamin.

»Ach, sie meint das kleine Ding im Park am Ende der Straße.«

»Ich komme gern mit«, sagte Benjamin – der das ergreifen wollte, was er für eine Chance hielt, ein bißchen mehr Zeit allein mit Frankie und ihrer Tochter zu verbringen. »Du kannst mich doch kurz erübrigen, Em, oder?«

»Oh, wie nett von dir!« sagte Frankie. Sie ergriff Emily beim Arm und begann, sie eilig davonzuschieben. »Du glückliches Mädchen«, sagte sie zu Coriander, »da hast du Benjamin ganz für dich allein.« Und zu Emily: »Komm mit, ich zeige dir den neuen Stoffladen, von dem ich dir neulich erzählt habe.«

Coriander tastete zögernd nach Benjamins Hand. Schwer zu sagen, wer von beiden sich verlassener oder stärker vor den Kopf gestoßen fühlte, als sie den zwei Frauen nachsahen, die in Richtung King’s Road verschwanden.

Auf dem Weg zu den Geschäften rief Frankie kurz Doug an, der noch im Bett lag. Das Gespräch war kurz, neckisch und geheimnisvoll und hatte etwas mit Fluchen zu tun. Danach erklärte sie Emily: »Duggie war die ganze Woche stinkig, weil ich in einen Sex-Streik getreten bin.«

»Einen Sex-Streik?« sagte Emily und ging vom Bürgersteig, um einer verrückten, platinblondierten Frau mittleren Alters auszuweichen, die Inlineskates fuhr und dabei mit sich selbst zu reden schien. In Wahrheit verhandelte sie nur per Head-Set über irgendeinen Flug. Offensichtlich war es noch nicht bis nach Chelsea durchgedrungen, daß der Sonntag ein Tag der Ruhe war.

»Damit er nicht mehr ständig flucht«, erklärte Frankie. »Mir ist erst kürzlich aufgefallen, wie oft er das tut. Sogar vor den Kindern, das ist das Problem. Es geht nicht so sehr um Hugo und Siena – ich meine, um Himmels willen, die hören ja schon Schlimmeres in der Schule –, aber in letzter Zeit ist Corrie öfter zu mir gekommen und hat mich Sachen gefragt wie: ›Mami, was ist ein Schwanzlutscher?‹ oder: ›Was ist ein Wichser?‹ und – ja, und noch Schlimmeres, und deshalb habe ich ihm gesagt, das müsse aufhören. Jedesmal, wenn er vor den Kindern flucht, bedeutet das einen Tag keinen Sex. Zwei Tage für ›Scheiße‹ und drei Tage für ›Herrgott nochmal‹. Zutritt verboten.«

»Bestrafst du dich damit nicht auch selbst?«

Frankie lachte. »Nicht wirklich. Fünf Monate nach einer Geburt ist Sex noch nicht so toll. Das weißt du sicher auch noch, oder?«

Ihr Patzer wurde ihr sofort bewußt. Andererseits vergaß man immer, daß Emily und Benjamin keine Kinder hatten. Vielleicht, weil sie so gut mit den Kindern anderer Leute waren.

»Guck mal, Benjamin, guck doch mal!«

Coriander stand triumphierend oben auf der höchsten Rutsche – die eigentlich für Kinder ab fünf gedacht war – und wartete, bis Benjamin nähergekommen war, um sich seiner Bewunderung und ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein zu können, dann stürzte sie sich hinunter. Sie ließ ihn auch beim Rutschen keine Sekunde aus den Augen, damit ihn nichts von ihr ablenkte, und übersah aus diesem Grund den kleinen Jungen, der unten auf der Rutsche saß und nicht wußte, wie er rechtzeitig verschwinden sollte. So kam es zu einem dramatischen Zusammenstoß, bei dem der Kleine auf den Gummibelag geschubst wurde. Benjamin rannte hin, hob den Jungen auf und klopfte ihm den Dreck ab. Er heulte ein bißchen, schien die Sache aber heil überstanden zu haben. Sein Vater, der nebenan auf einer Bank saß und den Wirtschaftsteil des Sunday Telegraph las, hatte gar nichts mitbekommen.

An diesem Vormittag waren viele Väter auf dem Spielplatz, und viele Kinder bemühten sich um eine Aufmerksamkeit, die sie nicht bekamen. Trotz der Abwesenheit ihrer Eltern schlug sich Coriander in dieser Hinsicht nicht schlecht. Wie es schien, hatten die meisten Kindermädchen am Sonntag frei, weshalb es die Pflicht der Väter war, sich ein wenig ihren Kindern zu widmen, während die Mütter zu Hause blieben und das taten, was sie im Laufe der Woche, wenn sich die Kindermädchen um ihre Kleinen kümmerten, aus irgendwelchen Gründen nicht auf die Reihe bekamen. In der Praxis bedeutete dies, daß die Kinder sich selbst überlassen waren und einigermaßen verwirrt und verloren herumtobten, während die Väter, schwer beladen mit Zeitungen und Literbechern Kaffee von Starbucks oder Coffee Republic, genau das zu tun versuchten, was sie ohne die Kinder am Hals auch zu Hause getan hätten.

Coriander wollte als nächstes zur Wippe. Während Benjamin sie auf und ab wippte, wurde er Zeuge eines höchst kuriosen Dramas, das sich in der Ecke mit den Schaukeln zu entfalten begann. Darauf saßen zwei kleine Mädchen, die jedoch beide nicht schaukelten. Eines von ihnen, ein ernst dreinblickendes Kleinkind mit hellen Augen und dunklen Locken, saß reglos und gelangweilt da. Ihr Vater hatte sich an das Metallgestell der Schaukel gelehnt und blätterte in der Herald Tribune. Das andere Mädchen – ihrer Nachbarin auf der Schaukel im Aussehen nicht ganz unähnlich – versuchte, mit ruckelnden Bewegungen den nötigen Schwung zu holen, konnte es aber noch nicht richtig. »Daddy, Daddy!« begann sie zu rufen, doch ihr Vater hörte sie nicht, und außerdem hatte er einen Cappuccino in der einen Hand und in der anderen ein Handy, mit dem er offenbar mit einem Geschäftskollegen in Sydney telefonierte. Umstände, unter denen es ihm natürlich unmöglich war, seiner Tochter Anschwung zu geben. Als er sein Gespräch beendet hatte, trank er den letzten Schluck Kaffee, warf den Becher in einen Mülleimer, nahm eines der reglos auf ihrer jeweiligen Schaukel sitzenden Mädchen auf den Arm und strebte dem Ausgang des Spielplatzes zu. Das Pikante an der Sache war, daß der Mann nicht das Mädchen auf dem Arm hatte, das ihn als »Daddy« bezeichnet hatte. Dieses Mädchen blieb wie erstarrt sitzen und starrte mit steigender Verzweiflung der immer kleiner werdenden Gestalt nach, bei der es sich, wie zu vermuten war, um ihren Vater handelte. Währenddessen las der andere Mann fröhlich weiter seine Herald Tribune, ohne sich bewusst zu sein, daß seine Tochter soeben Opfer einer irrtümlichen Entführung wurde.

Da keiner der beiden Männer die Verwechslung zu bemerken schien und die Mädchen zu verblüfft waren, um etwas zu sagen, rannte Benjamin los und hielt den Cappuccino-Trinker am Ausgang des Spielplatzes auf.

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte er. »Es geht mich natürlich nichts an, aber – könnte es sein, daß dieses Mädchen nicht Ihre Tochter ist?«

Der Mann warf einen Blick auf das Kleinkind, das er auf dem Arm hatte. »Scheiße«, sagte er. »Sie haben recht. Das ist nicht Emerald.« Er lief zurück zur Schaukel und sprach den anderen Vater an, der gerade seine Tribune zusammenfaltete. »Ist das Ihre?« fragte er.

»Daddy!« Emerald, die Wangen tränenüberströmt, streckte ihm die Arme entgegen. Darauf folgte ein hastiger Kindertausch, viel peinlich berührtes Lachen, und gerade, als Benjamin zur Wippe zurückkehrte, tat sich die Spielplatzpforte wieder mit einem Quietschen auf, und es erschien eine bekannte, wenn auch unerwartete Gestalt, die ein sichtlich unwilliges, dreijähriges Mädchen hinter sich herzog.

»Susan!«

»Benjamin? Was in aller Welt machst du denn hier?«

»Ich bin mit Dougs Tochter hier. Wir verbringen das Wochenende bei ihnen.«

»Ist sie das?« fragte Susan und sah zu dem Mädchen, das in stummer Verblüffung auf der abgesackten Wippe saß. »Das ist Lavender oder Parsley oder wie sie heißt? Gut.« Sie hob Antonia hoch und setzte sie auf das andere Ende der Wippe. »Na, los, ihr beiden – spielt. Das erwartet man von euch, also macht schon. Herrgott noch mal, ich klinge wie Miss Haversham, oder?«

Susan setzte sich auf eine Bank und klatschte mit der Hand auf den Platz neben sich.

»Und was machst du in London?« fragte Benjamin.

»Wir sind für den Tag hier runtergefahren. Hat zweieinhalb Stunden gedauert. Und alles nur wegen deines verdammten Bruders. Meine Güte, ich weiß wirklich nicht, warum ich je auf ihn höre. Gestern abend verkündet er urplötzlich, daß wir heute kommen sollen, damit Antonia genötigt werden kann, mit Doug Andertons Kindern zu spielen. Ist anscheinend wichtig, daß die beiden Busenfreundinnen werden – daß 120 Meilen zwischen ihnen liegen, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Alles muß sich immer um ihn und seine beschissene Karriere drehen ...«

»Und wo steckt Paul jetzt?«

»Oh, er ist nicht mitgekommen. Er ist für eine nachträgliche Analyse der dämlichen Fernsehshow, in der er neulich aufgetreten ist, nach Kennington gefahren. Mit seiner Medienberaterin, bitte schön! Hast du die Sendung am Freitag gesehen?«

»Ja.«

»Ein totaler Reinfall. Er hat die ganze Zeit nichts Witziges gesagt. Aber wie sollte er auch – man hat ihm den Sinn für Humor ja gleich nach der Geburt herausoperiert. Nein, er ist auf der Chelsea Bridge aus dem Auto gesprungen, hat mir die Nummer gegeben und mir alles weitere überlassen. Also habe ich bei Doug zu Hause angerufen und irgendeine Tusse ans Telefon bekommen, die kaum ein Wort Englisch sprach ...«

»Wahrscheinlich Irina. Sie ist aus Timişoara.«

»... und gemeint hat, wahrscheinlich seien alle hier. Darum bin ich hier. Und die beiden jetzt auch.«

Sie warf einen Blick auf die Mädchen, die immer noch in derselben Position reglos auf der Wippe saßen und einander mit schockiertem Abscheu anstarrten. Benjamin ging hin und sagte: »Na, ihr beiden, wo liegt das Problem?« und drückte die Wippe ein paarmal rauf und runter. Danach machten die Mädchen allein weiter, wenn auch etwas halbherzig. Susan gesellte sich zu ihnen und befestigte eine wirre Haarsträhne Antonias mit einer Schmetterlingsspange.

»Sehen wir Daddy bald?« fragte das kleine Mädchen.

»Das«, sagte Susan, »fragen wir uns alle. Angeblich will er sich mit uns zum Mittagessen treffen, aber ich würde nicht darauf wetten. Nicht; wenn er die Wahl zwischen uns und seiner Medienberaterin hat.«

Susan klang fröhlich, doch an der Art, wie sie seinen Arm drückte, merkte Benjamin, daß ihre Fröhlichkeit aufgesetzt war. Er wollte etwas Tröstendes sagen, doch ihm fiel nichts ein.

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