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[Kapitel 11]

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Der Alltag hat mich wieder voll im Griff. Ich habe meine ehrenamtliche Tätigkeit als Sterbebegleitung im Hospiz wieder aufgenommen. Das lenkt mich zwar ab, aber die Trauer will einfach nicht gehen und ich fange an, mit der Achterbahn meiner Gefühle zu leben. Auf und ab! Ich kann mich selber nicht einschätzen, aber ich erlaube mir manchmal, meine Traurigkeit durch ein Lächeln zu ersetzen. Dann übermannt mich aber so der Schmerz, dass ich es nicht aushalten kann.

Zu Hause steht das Foto von Tassi, zusammen mit einer Rose und einer Kerze. Es ist mein Zufluchtsort, an dem ich mit ihr spreche, ihr meinen Tagesablauf berichte und sie darum bitte, mich zu begleiten. Ich kann sie nicht umarmen, aber vor diesem Gedenkplatz finde ich meine Kraft und meine innere Ruhe.

Inzwischen sind 5 Monate vergangen, als mir meine liebe Kollegin Kirstin von einem englischen Medium erzählte. Sie hatte tragischerweise vor einigen Jahren auch ihren Sohn verloren und kann meine Situation deshalb gut verstehen. Gebannt hörte ich ihr zu und für mich war sofort klar, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Sein Name ist Billy Cook.

Wenn man trauert, versucht man nach jedem Strohhalm zu greifen, der Hoffnung gibt. Deshalb fange ich aufgeregt an, ihn über eine Suchmaschine ausfindig zu machen und ich habe Glück. Ich schreibe ihn an und frage nach einer Sitzung. Natürlich wäre ich auch bereit nach Großbritannien zu fliegen! Er gibt mir eine Telefonnummer in Berlin, denn dort ist er zwei Mal im Jahr.

Ich stelle mir die Frage: Gibt es ein Leben danach?

Hat ein Mensch wirklich die Fähigkeit, mit Verstorbenen zu sprechen? Wie funktioniert das?

Muss man daran glauben?

Viele Fragen begleiten mich, aber es ist mir egal, und ich möchte dort unbedingt hin! Ich bekomme einen Termin in 3 Wochen und bin wahnsinnig gespannt. Immer mehr fange ich an, mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass es ein Leben danach gibt, nur bin ich noch sehr skeptisch.

Alles ist noch durcheinander, und der Zettel mit dem Namen des jungen Fahrers liegt noch immer auf dem Tisch. Ich traue mich aber immer noch nicht, ihn auf Facebook zu suchen. Ich ertappe mich dabei, dass meine Gedanken ihn kurz streifen, und ich mich frage, wie es ihm wohl geht. Ich habe weiterhin Verbindung zu Andy, und er schickt mir die letzten Bilder von Tassi in Australien. Sie wirkt so glücklich. Es tut so weh. Detaillierte Informationen habe ich immer noch nicht, aber ich habe Kontakt mit Michael Smith und der Staatsanwaltschaft in Lismore aufgenommen. Dan, der Fahrer des Autos, ist angeklagt wegen fahrlässiger Tötung und Trunkenheit am Steuer und die voraussichtliche Gefängnisdauer ist auf 10 Jahre angesetzt.

Meine Leben hat sich verändert. Es gibt nur ein Leben vor dem 22. Dezember 2013 und ein Leben danach.

Es muss weiter gehen, nur wie?

Eine Freundschaft aus dem Schicksal geboren

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