Читать книгу Eine Freundschaft aus dem Schicksal geboren - Jutta Andresen - Страница 5

[Kapitel 1]

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Es ist Montag, der 23. Dezember 2013. Dieser Tag ist ein ganz besonderer Tag, denn morgen ist Heiligabend. Ich liebe Heiligabend und es bringt mir immer wieder großen Spaß, alle Vorbereitungen für das Fest zu treffen. Heute bin ich schon früh aufgestanden, denn der Tag soll harmonisch und perfekt werden. Da aufgrund meiner Arbeit in einer Klinik der Beruf und das Familienleben schwer zu vereinbaren sind, bin ich frohen Mutes und freue mich auf die liebevolle Gestaltung der gesamten Wohnung. Der Rotkohl und die Rouladen stehen bereits auf dem Herd und es riecht köstlich. Die Weihnachtsbäume erstrahlen schon jetzt im Lichterglanz. In diesem Jahr haben wir, mein Mann und ich, uns das erste Mal für eine künstliche Weihnachtslandschaft entschieden. Wir finden sie wunderschön. Wahrscheinlich auch deshalb, weil wir dabei ein echtes Schnäppchen gemacht haben. Mein Mann Hans ist zurzeit noch an seinem Arbeitsplatz. Seit sechs Jahren sind wir mittlerweile verheiratet und ich liebe ihn sehr – er ist mein Traumprinz.

Ich beginne, den Tisch für den morgigen Tag zu decken, denn die ganze Familie wird erwartet: Die Kinder, Enkelkinder, Schwiegermutter, der Schwager und Onkel. Währenddessen lege ich schon einmal die CD von Rolf Zuckowski mit den Weihnachtsliedern in die Anlage. Es sind so fröhliche Lieder und sie erinnern mich an meine jüngste Tochter Tassi. Ihr Platz bleibt dieses Jahr leider leer, denn sie befindet sich zurzeit am anderen Ende der Welt. Vor ein paar Monaten ist sie im Rahmen ihres Studiums für ein Jahr nach Townsville in Australien gegangen und natürlich fehlt sie mir sehr. Noch gestern haben mein Mann und ich ihr Fotos von uns mit ihrem Lieblingsteddy Hugo per WhatsApp geschickt und mit ihr telefoniert. Sie klang so fröhlich und unbeschwert und es tat gut, ihre Stimme zu hören, und zu wissen, dass es ihr gut geht. Sie hatte einen jungen Australier kennengelernt und war schwer verliebt. Sein Name ist Andy und sie war gerade mit ihm aufgebrochen, um in ihren Semesterferien ein wenig mehr von diesem ihr noch unbekannten Land zu entdecken.

Ich mache eine kleine Pause, um mir die schönen Momente mit meiner Tassi ins Gedächtnis zu rufen: Als sie mir freudestrahlend Prospekte von Townsville zeigte und wir gemeinsam schwärmten, wie schön es dort wohl werden möge. Ich hatte ihr gesagt, wie stolz ich auf sie war, und bestand darauf, dass die erste Begegnung mit einem Känguru fotografisch für mich festgehalten werden müsse. Per Handschlag und Umarmung wurde diese Abmachung besiegelt. Es zaubert mir ein Lächeln auf meine Lippen und ich entschließe mich ganz spontan dazu, unsere Fotokiste hervorzuholen. Es ist etwas schwierig und mit Kraft verbunden, denn sie ist im Bettkasten des Schlafzimmer deponiert. Dies ist jedoch kein Problem, denn ich fühle mich gut und ein wenig Krafttraining für die Muskeln kann schließlich nicht schaden. Man ist nun mal nicht mehr die Jüngste!

Mit einer Tasse Tee und meiner Bilderkiste lasse ich mich nun also auf der Couch nieder. Ich liebe es, alte Bilder anzusehen: Aufnahmen meiner älteren Kinder und Enkelkinder, fröhliche, lustige, aber auch Bilder, die mich nachdenklich machen und mein Herz berühren. Ich lege ein Foto beiseite, das meine Freundin Yvonne gemeinsam mit meiner Tassi am Klavier zeigt. Die beiden mochten sich von der ersten Begegnung an. Es war eine besondere Verbindung. Leider verstarb Yvonne 1992 in den USA an Leukämie, doch bis heute ist sie noch immer ganz tief in meinem Herzen und ihr Bild hängt eingerahmt im Wohnzimmer an der Wand. Mich übermannt die Traurigkeit, doch diese vergeht schnell, als ich ein gemeinsames Foto von Tassi und ihrem Schulfreund Nicolas finde. Auf dem Bild sind sie ungefähr 10 Jahre alt und sitzen Popcorn essend auf der Couch. Beide waren während der Kindergarten- und Schulzeit unzertrennlich.

Sie wurden viel belächelt, aber sie hielten immer zusammen. Nicolas mochte es gar nicht gerne, dass Tassi die Namen aller Pokémon schneller aufsagen konnte als er. Dafür konnte er andere Dinge besser und sie ergänzten sich. Welch wertvolle und schöne Erinnerungen!

Ich nehme die beiden Fotos, lege sie auf die Kommode und mit erneutem Kraftaufwand hieve ich die Kiste wieder unter das Bett. Geschafft! Warum genau ich die Bilder herausgenommen habe, weiß ich nicht, aber es fühlte sich einfach richtig an.


Meine Freundin Yvonne mit Tassi.


Tassi mit ihrem Freund Nicolas.

Der heutige Tag sollte mein Leben komplett verändern, doch das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Eine Freundschaft aus dem Schicksal geboren

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