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[Kapitel 2]

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Inzwischen ist mein Mann Hans von der Arbeit gekommen und wir sitzen beide frisch geduscht, jedoch etwas müde, aber zufrieden, auf unserer Couch. Gemeinsam genießen wir glücklich und mit voller Vorfreude unseren Feierabend. Weihnachten kann kommen. Eigentlich sollten wir mit einem Gläschen Sekt anstoßen, aber wir beide sind einfach zu müde.

Es ist ungefähr 21.45 Uhr als es an unserer Haustür klingelt. Mein Mann und ich sehen uns an, ein Blick genügt und wir sind uns einig, um diese Zeit die Tür nicht mehr zu öffnen. Wir wohnen etwas außerhalb der Stadt und haben keine direkten Nachbarn, also wer würde um diese Uhrzeit etwas Dringendes von uns wollen? Doch das Klingeln hört nicht auf, ganz im Gegenteil, es geht über in ein Dauerklingeln. Hans entschließt sich, nun doch die Tür zu öffnen, während ich ins Badezimmer gehe, um mir etwas überzuziehen. Ich höre Stimmen und als es begann, laut an der Wohnungstür zu klopfen, fühle ich, dass etwas nicht stimmt. Eine Stimme fragt meinen Mann: „Ist Ihre Frau zu Hause?“ Mein Herz fängt laut an zu schlagen und als ich die Tür vom Badezimmer öffne, stehe ich zwei jungen Polizisten gegenüber, die mich bitten, mich hinzusetzen. Ich habe Angst, dass meinen Kindern oder Enkelkindern etwas passiert sein könnte, denn das wäre für mich das Schlimmste. Aus weiter Ferne höre ich einen der Polizisten fragen: „Haben Sie eine Tochter, die Tasja heißt?“ „Ja!“, antwortete ich. Mein Herz schreit: „Nein, bitte nicht!“ Ich ahne, etwas ganz Schlimmes ist passiert.

Ich erlebe alles nur noch wie in einem Traum. „Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Tochter gestern, am 22. Dezember, bei einem Verkehrsunfall in Australien ums Leben gekommen ist. Es tut uns sehr leid. Unser Beileid!“

Ich weine nicht, ich bin ganz stumm.

Ich möchte schreien, doch ich kann nicht.

Neeeeeeeein, das kann nicht sein!

Erst gestern haben wir noch telefoniert, und sie ist glücklich, und es geht ihr gut!

Ich bitte Hans darum, mich zu kneifen, dass es nicht wahr ist.

Bitte, lass mich aus diesem bösen Traum erwachen. Bitte!

Es fühlt sich an, als wenn die Welt stehen bleibt.

Ich bin wie erstarrt.

„Möchten Sie vielleicht etwas essen? Die Rouladen sind ganz frisch gemacht!“, frage ich die Polizisten. Doch sie verneinen. Ich habe das Gefühl, sie sind mit mir überfordert. Sie tun mir leid. Doch sie bleiben sitzen und sehen mich mitleidig an. Stumm höre ich ihre Frage: „Sollen wir Ihnen einen Pastor rufen?“ Ich glaube, Sie sind froh, wenn Sie entlastet werden. Ich kann es auch voll verstehen. Wie in Trance sage ich: „Ja, gerne, ich bin aber nicht in der Kirche.“

Als der Pastor meiner Gemeinde kommt, verabschiedeten sich die beiden jungen Polizisten, sie sind bestimmt erleichtert. Noch immer kann ich den Moment nicht begreifen und der Pastor fragt, ob wir das „Vater unser“ beten sollten. Ich willige ein. Eine große Hilfe ist er nicht, auch fragt er, ob er am kommenden Abend nochmals vorbeischauen solle, es sei schließlich Weihnachten.

Nein, meine Tassi ist nicht weg!

Sie ist noch da und alles ist nur ein wirklich böser Traum!

Bitte lass mich wieder aufwachen!

Hans fährt mich in die Klinik, die Notfallaufnahme dort ist mein zweites Zuhause. Die Kollegen vom Nachtdienst kümmern sich liebevoll um mich, die Umarmungen tun so gut. Ich werde gefragt, ob ich eine Nacht dortbleiben wolle und sie geben mir eine Beruhigungstablette. Da ich ein absoluter Medikamentengegner bin, wirkt diese sofort, und ich bekomme alles nur noch durch eine Nebelwand mit. Mein Kopf ist die reinste Leere und ich kann nicht begreifen, dass meine kleine Tochter nie wiederkommen wird.

Lieber Gott, ich habe im Leben aus Unwissenheit wirklich nicht alles richtig gemacht, und es tut mir aufrichtig leid.

Aber warum bestrafst du mich so?

WARUM?

Eine Freundschaft aus dem Schicksal geboren

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