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Ursächliche Lebenswirklichkeit

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Die ursächliche Lebenswirklichkeit ist ein unumstößliches Faktum, das wie eine graue Eminenz – und unabhängig von der bewussten Wahrnehmung – permanent vorhanden ist, weil sie Teil der menschlichen Grundstruktur und infolgedessen im erweiterten Sinne Erbgut ist.

Diese grundsätzliche Lebenswirklichkeit wird von den psychischen Basis- bzw. Elementarbedürfnissen und der Notwendigkeit zur ausreichenden Befriedigung entsprechend dem menschlichen Baukasten und der Identitätsproblematik (Stichwort: Urangst) definiert und ist für jeden Menschen auf dieser Welt überall dieselbe (siehe ausführliche Beschreibung der psychischen Grundbedürfnisse in vielen der vorherigen Kapitel).

In der Menschheitsgeschichte im Allgemeinen und in den modernen Gesellschaften im Speziellen ist die Präsenz der ursächlichen Lebenswirklichkeit zunehmend in den Hintergrund gerückt und wurde von der sich entwickelten (also nicht ursprünglich gegebenen), tatsächlichen wie individuellen und der überwiegend bewusstseinsbestimmten, wahrnehmenden Lebenswirklichkeit stark überlagert.

Ein Deutungsversuch: Die ursächliche Lebenswirklichkeit ist immer mehr ins Hintertreffen geraten, da die Auseinandersetzung mit der Identitätsproblematik (Stichwort: Sinnfragen) sich sowohl höchst beschwerlich wie Energie absorbierend gestaltet hat und im Resultat keine verbindlichen und befriedigenden Antworten gegeben werden konnten. Andererseits hat die Religion dem Menschen vermeintliche Antworten geliefert bzw. ihm diese abgenommen und so konnte er der Religion Verantwortung übertragen.

Obwohl die ursächliche Lebenswirklichkeit bloß noch unterschwellig und – bildlich formuliert – zugedeckt und meist nicht offensichtlich, hingegen weitgehend im Verborgenen respektive im Hintergrund besteht, hat sich ihre Bedeutung und Wichtig-/Notwendigkeit für den Menschen wie ihre Wirkungsweise und –kraft im Lauf der Zeit (= Menschheitsgeschichte) nicht bzw. lediglich unwesentlich geändert und ist nach wie vor die unbewusste, dirigierende Taktgeberin und das prägende wie dominierende Element für das menschliche Leben.

Allerdings genau diese Unterschwelligkeit und Unbewusstheit stellt eine immense Problematik dar, weil der Mensch dadurch nicht mehr seine eigentlichen Bedürfnisse kennt und benennen kann und daraus resultierend die von Ersatzhandlungen und künstlichen Befriedigungen geformte, tatsächliche und individuelle Lebenswirklichkeit, als die wesensbedingte Normalität ansieht und danach sein Leben ausrichtet.

Kurz gesagt: Dem Menschen fehlen die eindeutige, klare Ausrichtung und Orientierung und demgemäß die unabdingbare Sicherheit und Stabilität.

Je weniger die ursächliche Lebenswirklichkeit im Alltag (= tatsächliche und individuelle Lebenswirklichkeit) ins Gewicht fällt und Berücksichtigung findet, desto erheblichere psychische Schädigungen sind die Folge und desto größer ist der Bedarf an kompensatorischen Ersatzhandlungen und -befriedigungen.

Die ursächliche Lebenswirklichkeit kann, im Gegensatz zu den nachfolgenden, nicht vom Menschen beeinflusst und manipuliert werden.

Die Mensch-Erklärungsformel (Teil 5)

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