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„SCHUMMEL-SCHUMI“ TRIFFT MICHAEL HART

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In so einer Profikarriere ist natürlich nicht immer alles eitel Wonne. Wenn ein Mensch – in diesem Fall eben ein Sportler – in der Öffentlichkeit steht und absolute Höchstleistungen vollbringt, suchen diverse Leute dauernd Gründe, um ihn zu diffamieren. Stichwort „Schummel-Schumi“. Ein Begriff, den die BILD-Zeitung aus dem Boden stampft, im wahrsten Sinn des Wortes: Die Holzplatte am Unterboden des Benetton-Ford passt nicht, entspricht nicht den Vorschriften. Der Sieg im Großen Preis von Belgien 1994 wird Schumacher deshalb aberkannt.

Mit diesen Anschuldigungen hat Michael wirklich hart zu kämpfen. Er nimmt für sich in Anspruch, ein ehrlicher Mensch zu sein. Und soweit ich das beurteilen kann, ist er das während seiner Karriere auch immer gewesen.

Fest steht: Michael ging immer ans Limit. Sonst wäre der Erfolg ausgeblieben. Das bedeutet in der Formel 1, gewisse Regeln genau auszuloten. Das schließt nicht aus, einmal eine gewisse Grenze zu überschreiten. Über das Ziel hinauszuschießen. Genau das hat sein Team gemacht. Ich betone: Sein Team und nicht die Person Michael Schumacher. An ihm bleibt es natürlich letztlich hängen. Der Name „Schummel-Schumi“ ist geboren. Diese „Taufe“ passt ihm gar nicht. Überflüssig.

Auch für mich als Reporter ist das eine schwierige Phase. Schumi weckt Deutschland gerade aus dem Dornröschenschlaf. Die Formel 1 bekommt einen neuen Helden geschenkt. Die ganze Nation ist verzückt. Beim Heim-Grand-Prix in Hockenheim campieren die Fans schon zwei Wochen vorher rund um den Ring, damit sie das Rennen live verfolgen können. Und wir armen „Medienschweine“ müssen der Sache „Schummel-Schumi“ nachhetzen, kritische Fragen stellen, einen Helden ins Wanken bringen und in die Knie zwingen. Das macht keinen Spaß. Das fällt mir schwer. Dafür übe ich diesen Job nicht aus. Lieber gönne ich jemandem seinen Erfolg. Bei der Fußball-WM steht die ganze Nation ja auch hinter der Mannschaft und will, dass Deutschland den Titel holt.

Mein Credo, angelehnt an den Boxsport: Bis zur Gürtellinie okay, darunter nicht, weil Tiefschlag. Ich habe mit Michael offen über die Causa „Schummel-Schumi“ gesprochen. „Pass auf, da muss ich kritisch ran und nachfragen.“ Ich wusste ja, nicht er hat etwas ins Auto eingebaut, sondern sein Team. Dennoch, diesbezüglich sind wir nicht immer auf demselben Kurs. „Musstest du das jetzt unbedingt fragen?“, lautet seine Gegenfrage. „Ja, es geht hier nicht um mich, sondern um deine Millionen Fans da draußen. Ich verstehe die Zusammenhänge, denen müssen wir sie erklären.“ Das führt zwischen uns zu vielen Diskussionen. Ein ständiges Hin und Her. „Wie hättest du die Frage formuliert?“, frage ich ihn. Er verstand, worum es ging.

Ich verstehe, dass es seine Anhänger und auch seine Kontrahenten nicht immer leicht haben mit ihm. Etwa in Monaco 2006: die legendäre „Rascasse-(R)Ausfahrt“. In den letzten Minuten des Qualifyings steuert Michael – mit doch recht bescheidener Geschwindigkeit – seinen Boliden in die Leitplanke. Das führt unweigerlich zum Abbruch. Aufgrund dieses „Unfalles“ kann Fernando Alonso seine Runde nicht beenden. Somit „verfällt“ für ihn die Chance auf die Pole-Position.

Für alle Experten ist klar: Das war reine Absicht! Die FIA bestraft Schumacher und reiht ihn ans Ende des Starterfeldes. Mit solchen Aktionen nimmt sich „Schummel-Schumi“ das eine oder andere Mal selbst aus dem Rennen.


© Damien Meyer / AFP / picturedesk.com

Perfektionist im Auto: Michael Schumacher

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