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VON AUFRICHTIGKEIT, ARBEIT UND ARROGANZ

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Ich lerne Michael als äußerst bodenständigen und sympathischen Kerl kennen. Bis heute frage ich mich, woher sein zweifelhafter Ruf stammt, arrogant zu sein. Das kann ich in keiner Weise bestätigen. Nicht einmal ansatzweise.

Michael ist stets ein aufrechter Mann. Auch sein Körper ist immer aufgerichtet. Vielleicht wirkt das arrogant? Kommt es möglicherweise ebenfalls „falsch“ rüber, wenn er auf der Rennstrecke zu hundert Prozent fokussiert und konzentriert seinen Job erledigt? Eben ein absoluter Vollprofi, durch und durch. Ein Perfektionist. Ihm deswegen Arroganz zu unterstellen, finde ich nicht in Ordnung.

Die Mitbewerber sitzen längst beim Essen, da hat er das Geschehen noch gar nicht richtig „verdaut“ und mit seinem Team als „Nachspeise“ über Verbesserungen diskutiert. Nichts überlässt er dem Zufall.

Ein Satz von ihm ist mir bis heute im Gedächtnis: „Erfolg ist planbar!“ Auf der Suche nach „Kleinigkeiten“ taucht er nach dem Rennen oft bei uns im Übertragungswagen auf mit der Bitte, sich die eine oder andere Sequenz noch einmal vor Augen führen zu dürfen. Die Rennställe hatten damals noch keine eigenen Aufzeichnungen. Zeitweise wird er von Teamchef Ross Brawn begleitet. Das Duo lässt sich Zeitlupen zeigen, verschiedene Streckenabschnitte immer und immer wieder vorspielen und hört nicht auf, die Konkurrenz zu beobachten. Beim Regenrennen in Japan studiert Schumacher die Fahrt von Damon Hill: „Da, wie geht das? Guck dir das an! Der Asphalt ist total nass, trotzdem gleitet er wie auf Schienen dahin.“ Als „Andenken“ geben wir Michael meist eine Kassette von der TV-Übertragung mit auf den Heimflug. Schon im Flieger dreht er sich nicht im Schlaf um, sondern analysiert hellwach Kurve für Kurve. Ein Besessener bis ins Kleinste. Nur so wirst du ein Großer. Genau das macht einen Weltmeister aus – einen siebenfachen!

Und noch eines möchte ich klipp und klar festhalten: Egal, was die Leute über ihn reden, ob sie ihn verehren, lieben oder hassen, ihn unsympathisch und arrogant finden: Den Einfluss, den Anteil, die Bedeutung, die Deutschland in der Formel 1 erlangt hat, geht einzig und allein auf Michael Schumacher zurück.

Doch wer dermaßen erfolgreich und populär in der Öffentlichkeit steht, muss sich irgendwann eine Art Schutzpanzer zulegen. Jeder Schritt wird verfolgt. Es gibt de facto kein Privatleben mehr. Ich finde, die eine oder andere patzige Antwort von ihm im Fernsehen macht ihn zutiefst menschlich.

Kai Ebel - Von Schumacher bis Schumacher

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