Читать книгу Kai Ebel - Von Schumacher bis Schumacher - Kai Ebel - Страница 6

VON SCHUMACHER BIS SCHUMACHER

Оглавление

„In der Zeit vor Michael Schumacher war das einzig Deutsche in der Formel 1 die Zündkerze von Bosch!“ An dieses Zitat des damaligen RTL-Chefs Dr. Helmut Thoma muss ich immer denken, wenn ich mich an den Weg in die Boxengasse – sprich an meine Anfänge – erinnere.

Ganz ehrlich, zu diesem Zeitpunkt ist die Formel 1 im deutschen Fernsehen nicht mehr als eine Randsportart. Bitte das nicht als Kritik an den Fahrern wie Bernd Schneider, Jockel Winkelhock oder Christian Danner zu verstehen. Aber sehen wir der Wahrheit ins Auge: Deutschland und die Formel 1 sind in dieser Phase einfach zwei Paar Schuhe. Und zwar verschiedene. Milde betrachtet: Die mediale Aufmerksamkeit ist höchst überschaubar. Und auch die Fans werfen nur ab und zu einen Blick auf das Geschehen.

Rückblende. Zu Beginn der 1990er-Jahre verliert RTL die Rechte am Fußball. Der Sender muss sich daraufhin umorientieren und neu strukturieren. Der damalige Sportchef Burkhard Weber bittet mich zum Vier-Augen-Gespräch: „Kai, du als Box-Spezialist. Wir haben gerade mal drei oder vier Kämpfe pro Jahr. Das ist ein bisschen wenig und wird arbeitstechnisch wohl nicht ausreichen. Aber wir besitzen ja jetzt die Formel-1-Rechte – bisher mehr oder weniger ein Ein-Mann-Unternehmen, das möchte ich größer aufbauen. Ich denke, dass du da gut reinpasst.“

Zwei Buchstaben fehlen vom Box- zum Boxen-Spezialisten. Dennoch ist es ein Riesenschritt. Ähnlich wie der ORF mit Kommentatoren-Legende Heinz Prüller besteht auch RTL nur aus einer „One-Man-Show“: Willy Knupp, Gott hab ihn selig.

Ich fühle mich rund um den Box-Ring wohl wohler als in einer Boxengasse und antworte Burkhard mit angezogener Handbremse: „Naja, ich weiß nicht recht. Die fahren da so im Kreis herum. Ich habe kein Benzin im Blut. Ist das wirklich was für mich?“ Burkhard lässt nicht locker und gibt weiter Gas: „Doch, doch, doch. Guck es dir einfach mal an. Da kann bestimmt jede Menge daraus gemacht werden.“

Gesagt, geguckt. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr positive Facetten fallen mir auf: „So ein paar Auslandstrips könnten ganz spannend sein. Da lernst du sicher viele interessante Leute kennen.“

Gedacht, gereist. Ich trete also die erste „Fahrt“ an. Ich weiß es noch genau, es ist der Große Preis von Spanien in Barcelona 1992 – „Gran Premio de España“. Meine Premiere. So wie die Piloten habe auch ich alle Hände voll zu tun. Orientierungsphase. Einlernen der Abläufe. Einhalten der Regeln. Studieren der Sitten und Gebräuche. Schnell bemerke ich: Der Formel-1-Zirkus ist ein richtiges Big Business. Als Journalist hast du die Möglichkeit, aus dem Vollen zu schöpfen. Alle und alles da! Einfach hinlangen. Die weltweit größten Autokonzerne zeigen vor Ort ihr riesiges Potenzial. High-Tech an allen Ecken und Enden – ohne Ende. VIPs, sonst nur auf den TV-Bildschirmen ersichtlich, erscheinen hier als ganz „normale“ Gäste. Die „Scorpions“ sind zum Beispiel zugegen, jene legendäre Band, die kurz zuvor mit dem Song „Wind of Change“ in den absoluten Musik-Olymp aufgestiegen ist. Ein Ohrwurm, trotz dröhnender Geräuschkulisse. Alles „stürmt“ auf mich ein. Ich bin beeindruckt. Spätestens jetzt befällt mich das Formel-1-Fieber. Bis heute hat es mich nicht losgelassen.

Kai Ebel - Von Schumacher bis Schumacher

Подняться наверх