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JOHANN ANDREAS BUCHNER Die Theresia-Heilquelle

1833 entdeckte der Greifenberger Landarzt Josef Hasinger in der Nähe seines Hauses eine schwefelhaltige Quelle. Er errichtete dort ein Badehaus das am 30. Oktober 1836 den Namen „Theresien-Heilbad“ erhielt. Durch den Bahnbau und die Errichtung einer Haltestelle erfuhr 1898 das Mineralbad einen wesentlichen Aufschwung.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Heilbad nicht mehr weiter betrieben. 1935 zog nach der Renovierung eine „Obergauführerinnenschule“ des nationalsozialistischen Bundes Deutscher Mädel (BDM) ein. Im Zweiten Weltkrieg diente es dann als Lazarett, ab 1945 als Unterkunft für rassisch Verfolgte. Nach einem Brand ließ es der Landkreis Landsberg zu einem Altenheim umbauen.

Am westlichen Ufer des Ammersees im bayerischen Oberlande, in einer höchst anmuthigen und gesunden Gegend erhebt sich eine freundliche Anhöhe, worauf das uralte Schloss Greifenberg prangt und in weiter Ferne glänzt. Es ist diess der Sitz des Freyherrlich von Perfall’schen Patrimonial-Gerichts Greifenberg. Südwestlich hinter dem Schlossberge erhebt sich eine zweite sanft aufsteigende Anhöhe, deren Boden, obgleich gegen 50 Fuss über dem Ammersee erhaben, durch aufsteigende Gewässer moorig ist. Ein Theil dieses Moorgrundes ist Eigenthum des Landarztes zu Greifenberg Hrn. Jos. Hasinger, welcher wegen seiner ärztlichen, chirurgischen und geburtshülflichen Kenntnisse und Geschicklichkeit, so wie auch wegen seiner Menschenfreundlichkeit und seines unverdrossenenen Eifers im Dienste der leidenden Menschheit, weit und breit in seiner Gegend gekannt, geschätzt und gesucht ist.

Es war im Jahre 1833 als Herr Landarzt Hasinger diesen an sein Wohnhaus gränzenden Moorgrund durch Ziehen eines Abzuggrabens zu verbessern suchte und dabei in einer Entfernung von etwa 700 Fuss(13) von seinem Hause eine Quelle entdeckte, welche, nicht so fast als Ursache der Versumpfung des Bodens, sondern vielmehr wegen ihrer sinnlich auffallenden Eigenschaften die Aufmerksamkeit des Eigenthümers sogleich in so hohem Grade fesselte, dass Hr. Hasinger selbst eine chemische Prüfung derselben vornahm und darin Eisen, Kohlensäure und Schwefelwasserstoff entdecken zu können glaubte. Später kam man in geringer Entfernung von der erstern noch auf eine zweite Quelle, mit ähnlichen jedoch etwas abweichenden Eigenschaften. Die scheinbar gehaltreichere Quelle liess Herr Hasinger tiefer graben, reinigen, zweckmässig gassen, bedecken und durch eine Röhrenleitung in sein tiefer stehendes Haus leiten, während die andere Quelle einstweilen nur mit einem Bretterdache versehen und während des Sommers über als provisorische Badeanstalt benützt wurde. Alle Umstände, die schöne und ungemein gesunde Lage, die Nähe von Landsberg, die nicht sehr beträchtliche Entfernung von Augsburg und München, der Mangel anderer Heilquellen in der Gegend, die Reichhaltigkeit der Quellen ganz in der Nähe des Wohnhauses des Eigenthümers so wie auch des Dorfes u. Schlosses Greifenberg an der Münchner-Landsberger Strasse, ganz besonders aber die sinnlichen Merkmale des Wassers, der eigenthümliche schwefelwasserstoffartige Geruch und der Gehalt an Eisen u.s.w., erweckten den Unternehmungsgeist des Herrn Hasinger so, dass er nicht säumte, die nächsten passenden Krankheitsfälle für Heilversuche durch seine Quelle zu benützen, welche auf die überraschendste Weise mit glücklichen Erfolgen gekrünt wurden. Aus den mündlichen und schriftlichen Mittheilungen des Herrn Hasinger wollen wir hier nur folgende Punkte in Kürze hervorheben: 1) Die Errichtung des Theresia – Heilbades betreffend. Als im Anfange des Jahres 1836 die königl. Genehmigung zur Errichtung dieser Anstalt erfolgte, waren bereits die Pläne hierzu entworfen und die nöthigen Baumaterialien herbeigeschafft, so dass der Bau des Badehauses rasch begonnen und in kurzer Zeit so weit ausgeführt werden konnte, dass schon in demselben Sommer darin gebadet wurde, und die Zahl der Badegäste im ersten Jahre bereits auf 144 stieg. Es war der Klugheit angemessen, das Unternehmen klein anzufangen, und den Bau so zu führen, dass das Haus in der Folge nach Bedürfniss vergrössert werden kann. Vorläufig wurden in dem neben dem Wohnhause aufgeführten Badehause 6 heitzbare und 10 unheitzbare Wohn- und Badezimmer eingerichtet, und beide Häuser durch einen bedeckten Gang in Verbindung gebracht. Am 15. October hatte die jugendliche Anstalt das unerwartete Glück, von Ihren Majestäten dem allgeliebten Herrscherpaare König Ludwig und Königin Therese von Bayern, in Begleitung von König Otto von Griechenland und von den königlichen Hoheiten Maximilian Kronprinz von Bayern, Prinz Luitpold, Prinz Karl, Prinz Ludwig Erb-Grossherzog von Hessen-Darmstadt und der Frau Erbgrossherzogin Mathilde k. Hoh. nebst zahlreicher Begleitung mit persönlichem Besuch und Allerhöchster Zufriedenheits-Bezeugung überrascht zu werden, worauf Seine Königliche Majestät geruhten, durch Ministeral-Rescript vom 30. October der Anstalt den Namen Theresia – Heilbad allerhuldvollst zu verleihen. Hocherfreut über diese glückliche und bedeutungsvolle Inauguration both der unermüdet thätige Unternehmer alle seine Kräfte auf, um mit kluger Umsicht seiner Anstalt eine zweckmässige Einrichtung zu geben, und im März 1837 machte er die Eröffnung des Theresia – Heilbades durch eine Anzeige bekannt. Wir entnehmen daraus folgende Punkte: Den Badegästen steht es frei, ob sie in der Anstalt selbst, oder im Wirtshause wohnen und speisen wollen; beiderseits wird im Voraus solide billige Bedienung und Bequemlichkeit versichert. Die Billigkeit erhellet aus folgenden Preisbestimmungen:

Ein Bad in kupferner Wanne kostet 24 kr.

„ „ „ hölzerner oder steinerner Wanne.. . . . . . . . . . . 18“ „ örtl. Fuss- oder Handbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3“

„ allgem. Schlammbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48“

„ örtl. „ „ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4“

„ Tropfbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3“

Badeschwamm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1“

Beheitzung des Badezimmers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3“

Ein heitzbares Zimmer mit 2 Betten kostet 36 bis 48 kr., und mit einem Bett 24 kr.; ein unheitzbares Zimmer 18 bis 24 kr.täglich. Der erste Mittagstisch (table d’hôte) 20 kr., der zweite 15 kr., der Abendtisch 9 bis 15 kr. Eine Tasse Suppe 2 bis 4 kr., Kaffee mit Brod 6 und Chocolade 7 kr. u. s. w.

Die Zahl der diessjährigen Badegäste, welche bis jetzt – Anfangs Juli – 85 beträgt, wird wahrscheinlich in der Folge öffentlich bekannt gemacht werden.

Therapeutische Erfahrungen. Der Herr Badebesitzer hat uns mehrere sehr interessante Krankheitsfälle, welche durch das Theresia-Heilbad in kurzer Zeit glücklich gehoben wurden, in seinen Briefen speziell mitgetheilt; wir glauben sie indessen hier nicht aufnehmen zu dürfen, theils um die Abhandlung nicht zu sehr auszudehnen, und theils weil wir hoffen, Hr. Hasinger wird die wichtigern seiner Beobachtungen selbst sammeln und mit der Zeit bekannt machen. Im Allgemeinen sey uns zum Schlusse nur die Bemerkung gestattet, dass unter den verschiedenen Krankheitsformen vorzüglich die Gicht in ihren verschiedenen Gestalten, als Gliedersucht, Steifheit, Anschwellungen der Gelenke, Gichtknotten, Hüftweh (Ischiatik), Gesichts- und Kopfschmerz, beginnender schwarzer Staar etc.; auch verschiedene Rheumatismen, wie Gliederreissen, Brustbeschwerden, mit chronischem trocknen Husten, rheimatisches Zahn- und Kopfweh etc.; ferner Hämorrhoidal – Beschwerden, Hypochondrie, Milz-, Leber- und Gallen-Krankheiten, Hysterie, Menstruations-Beschwerden, Bleichsucht, Fluor albus, Nervenschwäche, chronische Haut krankheiten , besonders Flechten, Krätze etc., chronische Geschwüre, Drüsen- und Balggesch wülste es hauptsächlich waren, welche durch den Gebrauch der Trink- und Badekur im Theresia-Heilbade bisher entweder vollkommene Heilung, oder wenigstens auffallende Erleichterung fanden.

Mich gelüstet's nach Idylle

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