Читать книгу Ich bin Luis! - Karin Dornhöfer-Neumann - Страница 14

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10. Glück gehabt!

Ich laufe den Weg zurück, den wir gekommen sind, es ist der einzige. So schlimm dunkel ist es gar nicht, denn oben am Himmel sind ganz viele Sterne. Ich muss nur aufpassen, dass ich in kein Loch oder so was trete. Wenn Pawlowa und Lukas mit dem Lieferwagen auftauchen, will ich schnell in die Büsche springen, ich höre sie ja kommen, so still, wie es hier rundherum ist. Irgendwo da draußen muss es doch jemanden geben, bei dem ich telefonieren kann! Daran denke ich ganz fest. Blöd nur, dass meine Knie und Arme jetzt ganz besonders weh tun.

Der Weg schlängelt sich, mal nach rechts, dann nach links. Man kann nicht weit sehen, weil überall Büsche am Wegrand stehen. Keine Ahnung, wie spät es jetzt ist. Wenn irgendwo ein Dorf kommt, sehe ich die Lichter ja bestimmt schon von weitem.

Plötzlich höre ich etwas. Ich bleibe stehen und strenge meine Ohren an. Ein Auto! Aber … es kommt nicht von hinten, sondern aus der Richtung, in die ich laufe. Ich verstecke mich hinter einem Dornengebüsch links von mir, gerade noch rechtzeitig, bevor ich mitten im Scheinwerferlicht gestanden hätte. Glück gehabt! Ein dunkles flaches Auto fährt vorbei in Richtung Kleingartensiedlung. Es ist kein Polizeiauto. Ob das der Kumpel von Pawlowa und Lukas ist?

Ich warte, bis der Wagen weit genug weg ist, dann wage ich mich aus meinem Versteck hervor … um sofort wieder hineinzuspringen. Genau jetzt kommen Pawlowa und Lukas aus der anderen Richtung und stoßen fast mit dem PKW zusammen. Ich will erst mal abwarten, bis die beiden Wagen fort sind. Das kann ja nicht so lange dauern. Auf keinen Fall will ich ihnen nochmal über den Weg laufen.

Erst jetzt wird mir voll klar, was ich da angerichtet habe. Die beiden werden von der Polizei gesucht und stecken ganz schön in der Patsche. Das wollte ich nicht! Aber wenn die mich los sind, kommen sie bestimmt irgendwie aus dem Schlamassel heraus. Hoffentlich.

Jetzt höre ich die Stimmen von Pawlowa und Lukas. Lukas brüllt wie ein Stier. Ein paar Sekunden lang kann ich mich vor Schreck nicht bewegen, dann siegt meine Neugier. Da stimmt etwas nicht! Die drei Männer schreien sich gegenseitig an. Im Schutz der Büsche schleiche ich näher heran. Im Scheinwerferlich der zwei Fahrzeuge kann ich nicht viel sehen, nur soviel, dass Pawlowa und Lukas die Hände in die Luft halten.

Mein Herz macht einen Satz. Der Mann aus dem anderen Auto hält eine Pistole in der Hand und richtet sie auf die beiden. Er ruft mehrmals „Wo ist sie?“

Ich bleibe stocksteif stehen und lausche. Der Fremde mit der Pistole meint mich! Pawlowa versucht zu erklären, dass ich weggelaufen bin. Aber der andere Mann zwingt ihn dazu, die hinteren Wagentüren zu öffnen und leuchtet mit einer Taschenlampe hinein.

Wer ist das? Vor Schreck geben meine Beine nach. Es ist ein Gefühl, als stehe ich direkt vor einem Abgrund. Irgendwie schaffe ich es, einen Schritt zurückzugehen und trete auf etwas.

Ein Stein.

Ich hebe ihn auf und umfasse ihn nachdenklich mit den Fingern. Eine Idee macht sich in meinem Kopf breit.

In einem Film habe ich mal gesehen, wie zwei Jungs, die verfolgt wurden, einen Stein in die entgegengesetzte Richtung geworfen haben, um den Verfolger glauben zu lassen, sie seien dort. Als dieser auch wirklich dorthin lief, konnten sie entkommen …

Ich bin ganz sicher, dass Pawlowa und Lukas von dem fremden Mann bedroht werden. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen, aber es scheint kein Freund von ihnen zu sein. Er hat jetzt kapiert, dass ich nicht im Wagen bin und schreit die beiden noch lauter an. Das sieht gar nicht gut aus.

Ohne weiter zu überlegen, hole ich aus und schleudere den Stein über die Köpfe der Männer hinweg. Das heißt, ich ziele so, dass er in diese Richtung fliegen soll. Tut er aber nicht, er ist viel zu flach. Mist! Im gleichen Moment dreht der Mann mit der Pistole sich zur Seite … und kriegt ihn voll an den Kopf.

Au weia! Der Mann fiept und klappt zusammen, wie im Film. Und eine Sekunde später liegen Pawlowa und Lukas auf ihm und halten ihn fest, aber das ist nicht mehr nötig, denn er bewegt sich nicht mehr.

„Verdammt nochmal, was war das jetzt?“ Pawlowa sieht sich verwirrt um und fährt sich mit der Hand durch die Haare. Ich setze mich zitternd in Bewegung.

Jetzt sehen mich die beiden.

„Kind Gottes! Warst du das?“

„Ja-ha … “

„Warum bist du weggelaufen? Wir haben dich überall gesucht.“

„Wer ist das …?“

„Das möchte ich auch gern wissen. Sieh dir mal sein Gesicht an? Kennst du ihn vielleicht?“

Ich hole tief Luft und schaue auf den bewusstlosen Mann hinab. Pawlowa richtet die Taschenlampe auf ihn. Mein Mund klappt auf.

Ja, ich kenne ihn.

Es ist der Mann mit der Sonnenbrille.

Ich bin Luis!

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