Читать книгу Ich bin Luis! - Karin Dornhöfer-Neumann - Страница 17

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13. Bei Onkel Harald

Jemand fährt mir mit einem feuchten und rauen Waschlappen über das Gewicht. Ich grunze und blinzle in das lachende Gesicht von einem Wolf.

Hä?

Im ersten Moment weiß ich nicht, wo ich bin, aber dann erkenne ich den Großen, und alles fällt mir wieder ein.

Onkel Richard! Ich muss ihn anrufen oder ihm einen Brief schreiben, heute noch!

Die Sonne scheint durch die Gardinen und macht lustige Muster auf dem Dielenboden. Der Große fiept, ich glaube, er muss mal raus. Ich strecke mich, gähne wie eine Katze und stehe auf. Im Haus ist es still. Auf dem Weg zur Eingangstür höre ich Schnarchen von oberhalb der Treppe.

Mein Magen grummelt vor sich hin. Ich lasse den Großen hinaus und die Tür offenstehen, damit er wieder rein kann. Dann gehe ich leise die Treppe hoch. Hier oben sind drei Zimmer, bei zweien davon stehen die Türen offen. In dem einen entdecke ich den schlafenden Lukas, in dem anderen ist Nick gerade wach geworden, rauft sich die verstruwwelten Haare, glotzt mich an und stöhnt. „Ich dachte, ich hätte das alles nur geträumt …“ Er lässt sich wieder in sein Kissen zurückfallen.

„Tut mir leid. Ist Lukas' Onkel gekommen? Vielleicht kann ich bei ihm meinen Onkel Richard anrufen.“

„Was? Nein, der ist nicht aufgetaucht. Und ein Telefon gibt es hier nicht.“

Er steht schwerfällig auf und streckt sich. Dabei knackt es überall in seinem Körper, und aus seiner Kehle kommen die komischsten Laute. Wenn er dabei nicht so böse gucken würde, sähe das ganz witzig aus.

„Kannst du uns was zum Frühstück machen?“, brummt er. „Schaffst du das?“

„Öhm … ja, klar!“

„Dann mach dich mal nützlich, ich habe Hunger.“

Gemeinsam mit dem Großen laufe ich hinunter in die Küche. Im Kühlschrank finde ich außer der Butter noch Eier und Speck. Das sieht schon mal gut aus.

Während ich den Speck in einer Pfanne auslasse, weicht der Große mir nicht von der Seite und schaut mir zu. Ich fülle seine Schüssel mit Hundefutter. Er braucht keine halbe Minute, um sie zu leeren. Dann leckt er sich über das Maul und postiert sich wieder vor mir.

„Mehr gibt es jetzt nicht“, erkläre ich. „Das war schon mehr, als Prince Charles immer bekommt, das muss reichen, okay?“

Es wird Zeit, die Eier in der Pfanne aufzuschlagen. Während sie vor sich hinbrutzeln, poltert ein zerknittert aussehender Lukas die Treppe herunter. Sein Gesicht strahlt.

„Hey! Das riecht ja wie bei meiner Mama.“

Ich bitte ihn Brot abzuschneiden und den Tisch zu decken, dann taucht auch Nick auf und sieht sich an, was ich da mache. „Hm. Gar nicht so schlecht. Du bist zu was zu gebrauchen.“

„Im Schrank ist nur löslicher Kaffee“, sage ich und deute auf den Wasserkocher, der gerade dampfend und sprudelnd mit einem Plopp abschaltet. Ich habe bereits zwei große Tassen mit Kaffeepulver gefüllt, und Nick schüttet das kochende Wasser darauf. Sofort ist die Luft mit leckerem Kaffeeduft erfüllt.

„Mann, hab' ich einen Hunger!“ Lukas sitzt schon am Tisch und strahlt.

Ich wende die Eier mit dem Speck und schalte schon mal die Herdplatte ab. Zwei Minuten später verteile ich alles auf zwei große Teller und stelle sie auf den Tisch.

„Boah! Lecker.“ Lukas grapscht sich sofort einen davon und beginnt lautstark zu essen.

„Die Eier sind jetzt alle“, erkläre ich und setze mich wieder auf die Bank, bestreiche die Brotscheiben mit Butter und schmiere Marmelade auf meines.

Auch Nick scheint es zu schmecken. „Und was trinkst du?“

Ich hole mir aus dem Kühlschrank ein Glas Milch.

„Brot is auch alle“, nuschelt Lukas mit vollem Mund.

„Dann wird es auch nicht schlecht. Guten Appo zusammen.“ Nicks Miene erhellt sich. „Das ist klasse! Wo hast du das gelernt?“

„Von Emmi.“

„Wer isn das?“

„Sie war unsere Köchin. Onkel Dennis hat ihr gekündigt.“ Ich schlucke. Die Erinnerung daran tut immer noch weh.

„Warum das? Hat sie was ausgefressen?“, will Nick wissen.

„Nein.“

„Oder hat sie die Suppe versalzen?“

„Nein.“

„Warum dann? Jetzt lass dir nicht die Würmer einzeln aus der Nase ziehen.“

Ich seufze und erkläre es.

„Deine Eltern sind tot …?“

„Ja.“

„Hm. Das wusste ich nicht. Tut mir leid für dich.“ Nick guckt ein bisschen angepisst.

„Schon gut. Onkel Dennis konnte Emmi von Anfang an nicht leiden. Er konnte auch meinen Papa nicht leiden. Und einmal haben Onkel Dennis und Emmi sich so laut gestritten, dass man es im ganzen Haus gehört hat. Da hat er sie einfach rausgeschmissen. Sie musste sofort gehen, ich konnte mich nicht mal von ihr verabschieden.“

„Oh je.“ Lukas' Augen sind ganz groß, als er mich ansieht. „Das is bestimmt schlimm, wenn man keine Eltern mehr hat.“

„Ja, ist es.“

„Dein Onkel ist also so einer, der einfach die Leute rausschmeißt?“

„Er ist böse. Da kann man nichts machen.“

„Und dein anderer Onkel …?“, fährt Nick kauend fort.

„Onkel Richard ist ganz anders. Er ist der Bruder von meinem Papa und ganz lieb, das hat auch Emmi immer gesagt.“

Plötzlich springt der Große auf, bellt scharf und läuft hinaus, dann hören wir ihn fröhlich japsen.

„Das muss Onkel Harald sein!“. Lukas wischt sich mit der Hand das Fett vom Mund, wuchtet sich von seinem Stuhl hoch und stapft hinaus. Beim Klang einer Frauenstimme horchen Nick und ich auf.

„Bleib hier drin und halte dich ruhig!“, warnt er und geht nachsehen. Ich verstecke mich hinter der Tür. Von hier aus kann ich jedes Wort verstehen, das vor dem Haus gesprochen wird.

Die Frau ist eine Nachbarin und erzählt, dass Lukas' Onkel gestern morgen einen Unfall hatte und mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus liegt. Sie kam gerade mit dem Fahrrad vorbei, um den Hund zu füttern. Ihre Stimme hört sich an wie die von einem General.

Nick macht ihr klar, dass er und Lukas auf keinen Fall länger bleiben können, sondern nur auf der Durchreise sind. Die drei diskutieren eine Weile, aber am Ende besteht die Frau darauf, dass Lukas sich um Emma, die Hündin, kümmern soll. Das lässt sie sich nicht ausreden, sie hat selbst drei Hunde, für die sie sorgen muss und überhaupt!

Ich muss grinsen, als ich Nicks kleinlaute Stimme höre. Gegen so eine Quasseltante kommt er wohl nicht an. Dann verabschiedet sie sich in energischem Ton und zischt wieder ab.

„Das glaube ich jetzt nicht! Wie denkt die sich das?“, schimpft Nick. „Was sollen wir denn mit einem Hund, noch dazu mit so einem Kalb?! Der frisst uns ja die Haare vom Kopf. Sollen wir den jetzt die ganze Zeit mit uns schleppen, oder was?“

Ich gehe nach draußen und schaue mich vorsichtig um, ob die Frau wirklich weg ist.

„Ich kümmere mich um den Großen … äh, Emma“, verspreche ich. „Das ist ja nett! Und wenn Lukas' Onkel wieder da ist, bringen wir sie einfach zurück.“

„Da leck mich doch am Arsch! Ich glaube, ich spinne.“ Nick braucht eine Weile, um sich zu beruhigen.

Lukas steht ratlos daneben und guckt mich an. „Das is aber n bisschen viel Hund für so nen Frosch wie du.“

„Emma und ich sind gute Freunde. Sie tut alles, was ich sage, schaut her!“ Ich lasse die Hündin sich setzen, hinlegen, mit mir gehen, stehen bleiben, während ich ein paar Schritte weitergehe, und als ich sie dann rufe, kommt sie sofort schwanzwedelnd zu mir gerannt. „Sie kann uns beschützen. Und sie meldet, wenn jemand kommt, das habt ihr ja eben gesehen.“

„Hrmpff!“

„Da hat der Frosch Recht … So n Hund is vielleicht nich schlecht.“

„Ganz bestimmt.“ Ich schaue Nick bittend an, und wie auf Kommando guckt auch Emma zu ihm auf, legt den Kopf schief und lacht. Das sieht so putzig aus, dass Nicks Miene ein ganz klein wenig heller wird.

„Teufel aber auch. Da wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben.“

„A-aber hier sind wir erst mal in Sicherheit, das is gut, oder?“

„Na ja, wenigstens etwas. Und hier können wir den Wagen in Ruhe umspritzen, wir müssen uns nur Lack besorgen. Und andere Nummernschilder.“

„Da kümmer ich mich drum.“ Lukas reckt den Daumen.

„Ich habe mir etwas überlegt …“, beginne ich vorsichtig.

Sofort schnellt Nicks Kopf herum. „Ach ja?“

Und dann erzähle ich Nick von der Idee, die mir gerade gekommen ist.

Ich bin Luis!

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