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1.5 Die meroitische Schrift

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Die meroitische Schrift wurde vom 3. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. zur Aufzeichnung meroitischer Texte verwendet. Sie ist in unserem Zusammenhang zu erwähnen, weil sie in ihren beiden Ausprägungen – einer hieroglyphischen und einer kursiven Form – aus den ägyptischen Hieroglyphen bzw. aus der demotischen Schrift abgeleitet ist. Vor der Erfindung der meroitischen Schrift war im Reich von Kusch und Meroe (auf dem Gebiet des heutigen Sudan) das Mittelägyptische die alleinige Schriftsprache. Nach der Entwicklung der meroitischen Schrift wurde die ägyptische Schrift im meroitischen Reich weitgehend verdrängt. Einige bilingue Texte haben es erlaubt, die meroitische Schrift zu entziffern. Die ersten Erfolge hatte der geniale Heinrich Brugsch schon im Jahre 1887,12 doch als der eigentliche Entzifferer gilt Francis Llewellyn Griffith mit Arbeiten, die gegen 1911 beginnen.13 Meroitisch ist nach dem Ägyptischen die älteste Schriftsprache Afrikas. Leider ist die meroitische Sprache trotz der Lesbarkeit der Schrift weitgehend unverständlich, ähnlich wie die etruskische Sprache. Wenn einmal eine längere ägyptische (demotische) und meroitische Bilingue gefunden wird, die es mit Sicherheit gegeben hat, wird die Sprache verständlich werden, und eine versunkene Kultur wird mit Tausenden von Texten zu uns sprechen.

Die meroitische Hieroglyphenschrift besteht aus gut 20 Zeichen, die zum größten Teil mit den entsprechenden ägyptischen Hieroglyphen graphisch identisch, aber vertikal gespiegelt sind. Das heißt, die einzelnen Schriftzeichen wenden dem lesenden Auge – anders als die ägyptischen Hieroglyphen – den Rücken zu, was man als Nichtägyptologe aber nur an den wenigen menschen- und tiergestaltigen Zeichen erkennen kann. Im Gegensatz zu den ägyptischen Hieroglyphen besteht ihr phonetischer Wert jedoch nicht nur aus dem jeweiligen Konsonanten, sondern – von hier nicht zu erörternden Ausnahmen abgesehen – aus dem Konsonanten und dem Vokal a. Hatte die Silbe einen anderen Vokal, mußte dieser mit einem eigenen Zeichen hinzugefügt werden. Dieses merkwürdige Schriftsystem ist den indischen Devanagari-Schriften ähnlich und wird später zu erörtern sein.

Die meroitische Kursivschrift ist aus der demotischen Schrift entlehnt, wobei jedoch noch nicht in jedem Falle ganz klar ist, welches demotische Zeichen zugrunde liegt.14 In unserem Zusammenhang ist besonders interessant, daß die meroitische Schrift teilweise die gleichen Hieroglyphen entlehnt, von deren hieratischer Schreibung einige phönizische Zeichen abgeleitet sind, so z.B.15 (s. Kap. 5.1 Aleph), (s. Kap. 5.2 Beth), (s. Kap. 5.14 Nun).

Hieroglyphen mit Geheimnis

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