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2. DIE DISKUSSION ÜBER DIE HERKUNFT
DES ALPHABETS

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Die Diskussion über die Entstehung des Alphabets, die bis zum heutigen Tage geführt wird, hat bereits im Altertum begonnen. Platon überliefert die Meinung der Ägypter, daß ihr Gott Thot die Schrift erfunden habe. Viele griechische und lateinische Autoren haben sich zur Frage der Schrift geäußert, ohne jedoch die Herkunft des Alphabets erklären zu können.31 In der modernen Wissenschaft herrscht weitgehend Übereinstimmung in der Meinung, daß die phönizische Schrift, von der sich indirekt auch unsere Schrift ableitet, die älteste lineare32 Alphabetschrift der Welt ist. Dagegen haben die Wissenschaftler viele verschiedene Schriften als Ursprung der alphabetischen Schriften ansehen wollen, so z.B. die Keilschrift in ihren verschiedenen Formen (sumerisch, babylonisch, assyrisch), die zyprische Silbenschrift, die hethitischen Hieroglyphen, die Linear-B-Schrift. Besonders verwegene Forscher haben gar unentzifferte Schriften in Anspruch genommen, so die Linear-A-Schrift und den unentzifferbaren Diskos von Phaistos. Wieder andere haben chronologische Probleme kühn übergangen und die ägyptische demotische Schrift zur Mutter des Alphabets gemacht oder gar – in politischer Zeitanpassung – diesen Ehrentitel den germanischen Runen zuerkennen wollen.33 Alle diese mehr oder weniger phantastischen Theorien haben sich überlebt, und es konkurrieren – soweit ich sehe – seit vielen Jahren nur noch zwei Meinungen, die in den folgenden Kapiteln diskutiert werden.

Angesichts der scheinbaren Hoffnungslosigkeit, jemals zu einer überzeugenden Lösung des Problems zu kommen, haben sich verschiedentlich Stimmen erhoben, die die ganze Fragestellung für verfehlt erklären wollten. Hierzu ein bezeichnendes Zitat: „Es wird nämlich nie gelingen, Buchstabenerfindungen restlich zu klären, da es unmöglich ist, den Weg der Phantasie im Hirne des Erfinders zu rekonstruieren. Daher ist auch jeder Versuch, Buchstabenformen aus anderen Schriftsystemen abzuleiten, von vornherein abzulehnen, außer wenn der Lautwert gleichgeblieben ist.“34 Dieser Satz ist sicher übertrieben skeptisch und schon deshalb verkehrt, weil eine neue Schrift nicht notwendigerweise einem Erfinder verdankt werden muß, sondern in einem längeren Prozeß gleichsam „von allein“ gewachsen sein kann. Richtig und wichtig erscheint mir der letzte Nebensatz, nach dem eine Übereinstimmung der graphischen Form und des phonetischen Wertes bei der Ableitung von Schriften gefordert wird.

Hieroglyphen mit Geheimnis

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