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Das Kolonialzeitalter

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Kolonialmacht Portugal

Die Portugiesen trafen in SOA um 1500 auf ein hochentwickeltes, auf Malakka orientiertes Handels- und Schifffahrtssystem, das sie nicht okkupieren oder gar zerstören, sondern an dessen Strukturen und Vorteilen sie nur teilhaben wollten. Nach der Eroberung Goas (Indien) erfolgte daher 1511 zunächst die Einnahme Malakkas und damit die Sicherung des gesamten Überseehandels. Nicht die flächenhafte Eroberung neuer Kolonien, sondern die Anlage von Handelsstützpunkten war das strategische Ziel. In der Insulinde wurden in schon bestehenden Handels- und Herrschaftszentren Handelskontore eröffnet, so u.a. in den für den Gewürz-Thohandel wichtigen Zentren Ternate, Tidore, Flores oder Ambon (Abb. 4). Das Interesse Portugals konzentrierte sich auf die Gewürzinseln der Molukken, zumal auf vielen dieser Inseln der Islam noch nicht verbreitet war und so ein weiteres wichtiges Ziel, die christliche Missionisierung, hier noch realisierbar erschien: Bis heute weisen die Molukken eine beträchtliche katholische Bevölkerung im überwiegend islamischen Indonesien auf.


| Abb. 5 | Die Ausbreitung britischer Kolonialherrschaft auf der Malaiischen Halbinsel

Kolonialmacht Spanien

Fast zeitgleich mit den vom W kommenden Portugiesen etablierte sich – über den Pazifik, von Mexiko kommend – Spanien im östlichen SOA, v.a. auf den Philippinen, das nach dem spanischen König Philipp II. benannt wurde. Zudem versuchte Spanien – in Konkurrenz zu Portugal – die Molukken zu okkupieren. Auch die Spanier besetzten zunächst die wenigen überwiegend als Handels- (nicht als Herrschafts-) Zentren gegründeten Küstenorte wie Manila (1521) oder Cebu auf der gleichnamigen Insel, gründeten dann aber schon im 16. Jh. selbst zahlreiche Häfen und Militärstützpunkte (u.a. San Fernando, Zamboanga und das aufgrund seiner Kolonialarchitektur heute als Weltkulturerbe anerkannte Vingan). Im 17. Jh. gingen die Spanier zur flächenhaften Kolonisation und Christianisierung der nur im S des Archipels (Mindanao, Suluinseln) islamisierten Bevölkerung über: Der Katholizismus der übergroßen Mehrheit der philippinischen Bevölkerung ist das wichtigste Erbe Spaniens. Zudem übertrugen die Spanier aus Andalusien über Lateinamerika das Hacienda-System, den Großgrundbesitz, namentlich auf die fruchtbaren Räume der Inseln: Die bis heute ungelöste „Landfrage“ (s. Kap. „Landwirtschaft/Die Philippinen – feudaler Grundbesitz und Landreformen“, S. 126) ist ein Erbe der bis 1898 anhaltenden spanischen Herrschaft. Wirtschaftlich und administrativ – die Inseln galten als Provinz Neu-Spaniens (Mexiko) – wurden die Philippinen von den Kolonialherren als „Anhängsel“ ihrer amerikanischen Besitzungen betrachtet. Der Handel des Archipels mit dem Mutterland erfolgte über Acapulco in Mexiko. Auch aufgrund dieser Geschichte (und ihrer Lage) orientieren sich die Philippinen wie kein anderes Land SOAs über den Pazifik, zur amerikanischen Westküste hin. Diese geopolitische Orientierung wird auch dadurch gestützt, dass der Archipel von 1898 bis 1946 US-Kolonie war.

Handelsmacht Holland

Ende des 16. Jh. erschien mit den Holländern eine Macht, die für ca. 350 Jahre große Teile SOAs und insbesondere die Insulinde nachhaltig prägen sollte. Der Einfluss Portugals wurde in wenigen Jahrzehnten fast vollständig beseitigt – nur das östliche Timor blieb (bis 1975) portugiesischer Besitz. Bereits 1603 etablierten sich die Holländer in Hinterindien mit einer Faktorei in Batu Sawar, dem heutigen Johore an der Südspitze der malaiischen Halbinsel. Strategisches Ziel war die Eroberung Malakkas, das sie 1641 den Portugiesen entrissen und bis 1821 – infolge des Erscheinens der Briten als neue Kolonialmacht – beherrschten. In Inselindien besaßen die Holländer ihren ersten bedeutenden Stützpunkt nach Eroberung einer kleineren halbstädtischen Siedlung in W-Java (1619), die sie in Batavia (heute Jakarta) umbenannten und nach dem Vorbild der Städte ihrer Heimat, u.a. mit Grachten, ausbauten. Von hier aus wurde bis 1682 Mataram (Mittel- und O-Java) unterworfen, wobei die Holländer nach dem Prinzip der „indirekten Herrschaft“ die Sultane weiter im Amt beließen. Bis ins 18. Jh. hatten die Holländer, wie die anderen europäischen Mächte auch, nicht das Ziel der Schaffung territorialer Kolonialreiche. Die Wirtschaftsinteressen wurden von privaten Handelsgesellschaften wahrgenommen, die staatliche Hoheitsrechte ausübten. Die 1602 gegründete Vereenigde Oostindische Companie (VOC) konzentrierte sich zunächst nur auf den Erwerb von Stützpunkten. Batavia war Hauptsitz aller asiatischen Besitzungen (u.a. in Indien, Bengalen, nicht aber Ceylon). Nur auf den Molukken erfolgte eine direkte Herrschaftsübernahme v.a. um eine Okkupation dieser für den Gewürzhandel wichtigen Inseln durch Spanien oder England zu verhindern. Trotz großer Handelsgewinne ging die VOC 1798 bankrott. Der holländische Staat übernahm die Schulden und erhielt dafür die Besitzungen in Indonesien – sie waren eine wesentliche Quelle des großen Wohlstandes im Mutterland (Fieldhouse 1965).

Kolonialmacht Großbritannien

Gut 200 Jahre später als Portugal trat mit dem Erwerb der Insel Penang 1796 mit Großbritannien ein weiterer Akteur in SOA auf. Nach einer kurzen Besetzung Javas (1816 – 1819) konzentrierten sich die Briten auf die Etablierung ihrer Macht auf der Malaiischen Halbinsel. Von größter Bedeutung war die Gründung Singapurs 1819 an der Stelle einer kleinen Fischer- und Handelssiedlung durch Thomas S. B. Raffles. Mit der Gründung Singapurs erlangten die Briten einen dominierenden geostrategischen Einfluss auf den Handel zwischen Europa/Indien im W und dem Fernen Osten. Die Stadt war ein wesentlicher Pfeiler des Empire. In Abkommen mit den Sultanen Malayas dehnten die Briten nach und nach ihren Einfluss stetig aus (Abb. 5). Von ihren Besitzungen in Indien expandierten sie zudem in das heutige Burma. Nach der Eroberung des dortigen Arakan-Reiches (1826) und der zur Sicherung des Seeweges nach Singapur wichtigen Küstenprovinzen Tenasserim (1826) und Pegu (1852) mit der späteren Hauptstadt Rangun wurde bis 1886 auch das Binnenland Burmas dem Empire angegliedert.

Kolonialmacht Frankreich

Jüngste Kolonialmacht in SOA war Frankreich. Zur Schaffung eines Gegengewichtes gegen die britische Expansion auch in SOA verfolgte Paris seit 1884 die Eroberung Indochinas. In diesem Jahr wurde Tonking im Rote-Fluss-Delta besetzt; mit den Königreichen Annam und Kambodscha wurden „Schutzverträge“ geschlossen; nur das Mekong-Delta mit der schnell wachsenden Stadt Saigon wurde als Kolonie Cochinchina Paris direkt unterstellt. Die drei Protektorate und die Kolonie wurden zur Indochinesischen Union zusammengefasst. Frankreich strebte auch die Eingliederung Siams (das heutige Thailand und Laos und nördliche Grenzräume des heutigen Malaysia) in die Union an. 1893 wurde daher das dem Königreich Siam unterstellte Laos besetzt.

Daraufhin widersetzten sich die Briten der weiteren Westexpansion Frankreichs und setzten die Existenz eines unabhängigen Siam als Pufferstaat zwischen Indochina und Burma durch. Siam musste Laos und die ebenfalls siamesischen, aber von Khmer besiedelten kambodschanischen Provinzen Angkor und Battambang an Frankreich abtreten, bekam dafür aber als einziges Land SOAs 1896 seine Unabhängigkeit garantiert. 1909 musste Siam, das heutige Thailand, noch die nördlichen Sultanate des heutigen Malaysia an die Briten abgeben. Einige weitere islamische Provinzen im heutigen Südthailand wurden aber als Bestandteile Siams garantiert: Hier liegen heute die Provinzen mit starken separatistischen Bewegungen.

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