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Vorwort

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Früher tödlich verlaufende Krankheiten lassen sich heute gut behandeln und kurieren. Geht der Fortschritt endlos weiter? Werden sich eines Tages alle Krankheiten erfolgreich bekämpfen und eliminieren lassen? Wird die Lebensspanne immer größer und erleben wir eine Medizin ohne Grenzen?

Trotz allem Optimismus existieren auch Grenzen. 2010 wurde prognostiziert, dass durch die steigenden Ausgaben im Folgejahr den Krankenkassen ein Defizit von elf Milliarden Euro droht. Ursache sind neue diagnostische und therapeutische Methoden sowie die Alterung der Gesellschaft. Grenzen setzen auch die Nebenwirkungen von diagnostischen Prozeduren und Therapien. Eine weitere weniger sichtbare, aber trotzdem einschneidende Grenze entsteht durch die Medizin im Hightech-Zeitalter, die vor allem auf Krankheiten und ihre Mechanismen, aber weniger auf den Patienten fokussiert ist.

Mehr als eine Gesundheitsreform brauchen Patienten und Ärzte eine Reform der Medizin. Unsere Hightech-Ära verfügt über viele medizinische Innovationen bei gleichzeitiger Übertechnisierung, Überdiagnostik und Übertherapie. Das Buch macht deutlich, warum erstens eine kritische Überprüfung der gängigen Praxis notwendig ist. Dabei kommen Nutzen und Nachteile, Licht und Schatten der modernen Medizin zur Sprache.

Zweitens braucht technische Machbarkeit als Kompensation Menschlichkeit. Die ausschließlich krankheitszentrierte Medizin sollte durch eine Patient-zentrierte Medizin ergänzt werden. Um dieses Ziel einer menschlichen und zugleich kritischen Medizin zu erreichen, sind vor allem Patienten und Ärzte gefordert. Deshalb wendet sich das Buch an mitdenkende Nichtärzte und Ärzte. Es ist kein banales Ratgeberbuch, sondern setzt sich mit den Grund-, Lebens- und Grenzfragen der Medizin auseinander und bezieht das Patient-Arzt-Verhältnis, die Alternativmedizin, die seelische Ausgeglichenheit sowie unsere Positionen zum Altern und Sterben mit ein. Solche Fragen lassen sich nur beantworten, wenn sich Nichtärzte und Ärzte am Diskurs beteiligen. Um diesen Zweck zu erreichen, ist das Buch allgemein verständlich geschrieben.

Als Allgemeininternist habe ich mich Jahrzehnte mit den genannten Themen beschäftigt und präsentiere mit diesem Buch eine Summe meiner Erfahrungen als Arzt, Patient und Leser. Möge es zur inneren Reform der Medizin beitragen, damit Menschen, die eines Tages Patienten werden, besser über sich selbst bestimmen und mitentscheiden können.

Karlheinz Engelhardt

Verlorene Patienten?

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