Читать книгу Tranquillitatis - Karlheinz Vonderberg - Страница 25
1.April, 2.10h Bordzeit
ОглавлениеZweimal umrundeten sie den Mond, um die Flugbahn zu stabilisieren, dann lösten sie ihre Gurte und schwebten in die Landefähre. Sie aktivierten alle Computer, übernahmen das Kontrollsignal der Erde, überprüften die wesentlichen Werte für Sauerstoffdruck und Treibstoffvorrat. Dann schnallten sie sich an. Jetzt gaben sie ihre Sicherheit in die Hände der Computer. Ein merkwürdiges Gefühl für sie, da waren sie sich einig. Bei allem Wissen über Computer und die eingebauten Sicherungen war es immer ein Akt der freien Entscheidung, sich dem korrekten Ablauf eines Programms zu übergeben. Aber es war nie eine leichte Entscheidung.
„Kommando übernehmen!“, befahl Tim.
„Kontrolle über Kommandokapsel übernommen!“, ertönte die Antwort. „Direkte Verbindung Kapsel – Fähre stabil. Ablösung in 12 Minuten 30 Sekunden ab…jetzt!“
Tim und Ling konnten durch das kleine Fenster der Landekapsel nur erkennen, dass sie sich der Hell-Dunkel-Grenze näherten. Leise Geräusche ertönten, Metall stöhnte, als die ersten Verbindungen gelöst wurden. Ling konzentrierte sich auf die Handsteuerung, mit der sie im Notfall die Landekontrolle übernehmen konnte.
„Sende weiterhin Signale zum MATRA“, ertönte die sanfte Stimme. „Ablösung in 5 Minuten ab …jetzt!“
Lichter blinkten und Anzeigen flackerten so schnell, dass Tim und Ling nicht folgen konnten. Sie sahen nur auf die Hauptanzeige, die ein beruhigendes Grün zeigte.
„Alle Systeme stabil und in der Norm“, ertönte die Stimme.
„Ablösung in 60 Sekunden ….dreißig …..zwanzig….zehn….fünf…vier..drei..zwei..eins..jetzt!“
Ein Ruck ging durch die Fähre, als sie abgetrennt wurde. Ling dachte in diesem Moment an eine Geburt, an die Nabelschnur, die durchtrennt wird. Tim dachte an ein Seil, an dem Bergsteiger gesichert hängen und einen Gletscher hochklettern. Ein Riss, und sie waren auf dem weiten Eis auf sich allein gestellt. Gedanken, die durch die Ereignisse sofort in den Hintergrund gedrängt wurden.
Die Landefähre veränderte ihre Position. Sie spürten und sahen den veränderten Ausschnitt der Oberfläche. Bremsraketen zündeten und drückten Tim und Ling in die Sitze. Lings Hand ruhte kurz vor dem Knopf, der die Steuerung an sie übertragen würde. Die Fähre neigte sich stärker. Alles war wie im Training, nur viel dichter an der eigenen Seele! Das hier war kein Spiel, das sie jederzeit unterbrechen konnten. Durch das kleine Fenster fiel grelles Licht. Die Schutzschirme der Helme schlossen sich.
Helles Kreischen der Bremsraketen!
Aufstellen der Fähre.
Stille! Stille!
Freies Fallen während der letzten Meter über dem Mondboden.
Sanftes Durchschwingen der Fähre. Ruhe! Durchatmen! Herzschlag entschleunigen. Dem Hirn mitteilen, dass dies der Mond ist!
„Willkommen auf dem Mond!“, hörten sie die Computerstimme. „Bestimmungsort erreicht. Alle Landesysteme auf Stand-by. Temperatur der Düsen im Normbereich. Abkühlungsphase dauert 60 Minuten. Außentemperatur +195C gleich 383 F. Kühlsysteme arbeiten im grünen Bereich.“
Der Monitor zeigte die helle Oberfläche des Mondes in einiger Entfernung, dann schwenkte die Kamera näher an die Landstelle heran. Fast ebenes Gelände, sandig, einige größere Gesteinsbrocken, sonst nichts Besonderes.
„Grav-Mission 1, hier Erdkontrolle. Herzlichen Glückwunsch. Perfekte Landung. Entfernung kritischer Punkt MATRA 288m. Führt die Landekontrollen durch und prüft die Daten zum Rückstart.“
Tim und Ling lösten die Gurte. Sie schlossen das einzige Fenster nach draußen und öffneten die Blenden der Helme. Sie spürten seit Tagen wieder Gravitationskräfte, wenn auch deutlich schwächere. Sie waren wirklich auf dem Mond gelandet.
„Wir müssen die Kontrollen im Anzug ausführen“, erinnerte sich Tim. „Aber dann werden wir bald den Mond betreten. Die wievielten Mondbewohner sind wir eigentlich?“
Ling hatte keine Ahnung. „Nach den Kontrollen und einer erneuten Ruhephase können wir auf der Erde nachfragen, falls dich das beruhigt.“ Sie lächelte. Diese Amerikaner! Auf dem Mond sein und dann so etwas fragen!