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9. April, 13.10h

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Mike Salbowski, der oberste Boss der CALCAG, erhielt einen Anruf von Ferenzi, seinem Bionikspezialisten. Offenbar war es dringend. Er hatte gerade ein Konferenzgespräch mit den Außenministern der USA und China geführt. Sie vertraten die Meinung, dass die erste Landung auf der Rückseite des Mondes ein Ereignis für die gesamte Menschheit sein sollte, nicht nur für eine Wirtschaftsorganisation. Mike hatte sich zwar gewundert, woher dieses Wissen über das Unternehmen MONDRÜCKSEITE kam, aber er wusste, dass es überall gute Spezialisten für diese Fragen gab, vielleicht sogar direkte Verräter, die nur am Geld interessiert waren. Die Vorbereitungen in Kourou konnten nicht geheim bleiben, also hatte er sich überlegt, einen Antrag auf Abbau von Erzen auf dem Mond zu stellen. Das war nur eine formale Sache, aber der UNO hatte es gefallen, und er bekam umgehend die Genehmigung für ein Forschungsvorhaben.

„Selbstverständlich gestehen wir der CALCAG die Rechte am Abbau von Erzen zu, wenn keine anderslautenden Vereinbarungen dem entgegenstehen, aber die Landung selbst gehört uns allen“. So stand es im Papier der UN. „Daher haben wir uns mit der ESA und dem Hohen Repräsentanten der EU in Verbindung gesetzt und uns dahin gehend geeinigt, dass Vertreter der USA und Chinas mit an Bord sein sollen. Wir übernehmen im Gegenzug die Mehrkosten, die entstehen.“

Mike hatte innerlich geflucht. Wieso kamen die auf diese Gedanken? „Ein großer Schritt für die Menschheit“, so ein Quatsch! Aber was konnte er dagegen tun? Ein einziges Land war kein Gegner für ihn, aber China und die USA zusammen? Das war ein sehr großer Brocken. Hier hieß es vorsichtig sein! Dann noch dieses Sicherheitsleck und die merkwürdige AUG, die sich auf die CALCAG eingeschossen hatte. Er hoffte, dass Sonja Rickert sich bald melden würde, um ihm mitzuteilen, dass dieser Verein einfach nur geblufft hatte. Mit Herlith hatte er aber eine absolute Trumpfkarte in der Hand, die nicht so leicht getoppt werden konnte. Dennoch entwickelte sich dieses Vorhaben nicht ganz in seinem Sinne.

Ferenzi trat ein. Er hatte ein besorgtes Gesicht und fuhr mit den schlanken Fingern immer wieder um sein Despotenbärtchen. Das war auch kein gutes Zeichen.

„Ich habe schon mit Herlith gesprochen“, begann er. „Wir müssen ein Datenleck haben. In Kourou muss mindestens ein leitender Techniker auf der Soldliste eines Gegners stehen. Unsere Spezialisten haben bei einer routinemäßigen Überprüfung der Sendeanlage in der Kapsel festgestellt, dass der Landecomputer des Landemoduls Signale aussendet, die wir nicht angefordert haben. Offenbar sind alle Informationen, die dort gespeichert sind, abgerufen worden. Wir wissen nur nicht, von wem.“

Nun war Mike alles klar. Amerikaner und China! Für diesen Verein von religiösen Spinnern war das eine Nummer zu groß. Doch wie konnten die anderen seine Geheimnisse knacken? Was wussten sie genau? Er musste sich rasch Klarheit verschaffen, damit er seine künftige Strategie besser planen konnte.

„Setze unsere Hacker darauf an. Ich möchte wissen, wie das passieren konnte. Finde den Verräter in Kourou, wenn es ihn denn gibt. Und lass sie neue Sicherheitsmaßnahmen entwickeln. Wir können uns das nicht leisten, wie du wohl verstehen kannst. Gilt das mit dem Datenleck auch für die Zentrale hier?“

„Nein, Mike. Hier ist alles sicher. Es muss auf Kourou passiert sein.“

Mike überlegte. Wie sollte er vorgehen? Was wussten die USA und China schon? Nur die Daten aus dem Landemodul oder noch mehr? Wie war die Rechtslage, wenn Astronauten aus der USA und China zusammen mit seinen eigenen Astronauten im Tsiolkowskiy-Krater landeten? Auf jeden Fall mussten seine Astronauten die Ersten sein. Und wenn es etwas zu finden gab, dann würden sie es finden und für ihn in Besitz nehmen. Herlith würde das schon hinbiegen, das wusste er.

Es galt also, den Vertreter der NASA oder der Chinesen solange in der Landekapsel zu halten, bis diese Sache geklärt war. Herlith sollte sich darum kümmern. Da gab es sicher eine Lösung.

Er stellte die Videokonferenz wieder her.

„Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung. Es galt, eine neue Entscheidung zu treffen, über die ich nachdenken musste. Selbstverständlich akzeptiere ich das Argument, dass diese Landung ein Ereignis für die Menschheit ist und daher auch ein Vertreter aus ihren Reihen mit an Bord sein sollte. Hiermit lade ich offiziell einen Astronauten oder eine Astronautin für diese Landung ein. Eine weitere Person kann nicht akzeptiert werden, ohne die Mission zu gefährden. Bitte benennen Sie diese Person und sorgen Sie dafür, dass sie nach Kourou aufbricht. Für den Fall, dass Sie dieses Angebot ablehnen, werde ich mich an die UNO wenden und den Start in der alten Besetzung durchführen. Ich bitte Sie um Verständnis.“

Die Außenminister der USA und Chinas wussten, dass sie vor der UNO unterliegen würden. Zu viele Regierungen standen im Sold oder in der Abhängigkeit der CALCAG.

Nach langer Debatte teilten sie mit, wer die Mission begleiten würde: Dr. Hider.

Mike Salbowski brauchte nur wenige Minuten, um alles über Dr. Hider zu wissen, was für ihn von Bedeutung sein konnte. Er ließ sich alles ausdrucken und schickte eine Kopie der Ergebnisse an Herlith. Ganz am Ende fügte er hinzu: „Nun weißt du alles über deine Konkurrenz auf dem Mond. Überlege dir eine gute Strategie. Verhindere auf jeden Fall, dass sie als Erste mit möglichen Objekten in Berührung kommt. Ein kleiner Unfall muss nicht passieren, kann aber durchaus hilfreich sein. Doch es muss sichergestellt sein, dass Dr. Hider wieder zur Erde zurück kommt.“

Mike ließ sich mit Kourou verbinden. Er gab seinem Sicherheitschef Anweisungen für das weitre Verhalten. Die Techniker mussten den Flug nun für die Gewichtszunahme durch eine Person mehr an Bord anpassen.

Es dauerte nicht lange, und gleich aus zwei Quellen erhielt Justus Frahm die gleiche Information. Es gab eine neue Mission zum Mond, diesmal auf die Rückseite!


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