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Kapitel 7 Ein erster Verdacht – 01.09.2014

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Nachdem Alex gegen 11:30 Uhr an der Pforte im Klinikum Großhadern endlich die Zimmernummer von Mora Klausner herausgefunden hatte, machte er sich auf in den 2. Stock. Zimmer 208 war leicht zu finden, da ein Beamter in Uniform im Flur vor der Tür Wache hielt. Alex wies sich mit seiner neuen Kennkarte bei ihm aus und fragte, ob es schon andere Besucher gegeben hätte. „Bisher nicht“, antwortete der Beamte, „aber soviel ich weiß, ist der Vater von Frau Dr. Klausner auf dem Weg hierher.“ Alex bedankte sich und klopfte an die Tür.

„Grüß Gott, Frau Dr. Klausner, mein Name ist Alexander Kranz und ich arbeite für die Münchener Polizei. Ich bin übrigens auch derjenige, der Sie am Sonntagabend aus ihrem Auto gezogen hat – wie geht es ihnen denn inzwischen?“

Trotz ihrer Krankenhausbekleidung war Alex sofort von der äußerst attraktiven Mora fasziniert, auch wenn sich ihre gute Figur unter der Bettdecke nur erahnen ließ. Während seiner Rettungsaktion, hatte er darauf gar nicht näher geachtet.

„Wohl proportioniert, eindrucksvolles Gesicht, dunkler südländisch wirkender Teint, schwarzer, kurz geschnittener Lockenkopf, der sie etwas burschikos wirken lässt – und ein herzförmiger, verhalten lächelnder Kussmund, den man nicht so schnell vergisst“, dachte Alex. „Alles in allem eine äußerst attraktive Person, in die man sich glatt verlieben könnte“, dachte sich Alex und bemerkte gar nicht, das dieses Feuer schon von der ersten Minute seines Besuchs an in ihm brannte.

Mora betrachtete den fremden Besucher eingehend mit ihren grünen Augen. Dessen sportliche Figur, die kurz geschnittenen braunen Haare und sein scharf geschnittenes, gebräuntes Profil mit den stahlblauen freundlichen Augen sowie sein höfliches und zuvorkommendes Auftreten waren ihr ganz offensichtlich nicht unsympathisch.

Das umso mehr, weil sie mit dem sogenannten starken Geschlecht bisher überhaupt keine guten Erfahrungen gemacht hatte. Zweimal war sie schon auf Blender hereingefallen, die zwar gutaussehend, am Ende doch nichts im Hirn hatten und nur mit ihr ins Bett gewollt hatten.

Deshalb hatte sie bislang bei nachfolgenden Annäherungsversuchen immer sofort die Flucht ergriffen und die letzte ihrer abschreckenden Kurzbeziehungen lag auch schon ein gutes Jahr zurück, in dem sie sich stattdessen – sehr zum Leidwesen ihrs Vaters – ganz in ihrer wissenschaftlichen Arbeit vergraben hatte. Immerhin war es noch gar nicht so lange her, dass ihr Vater sie gefragt hatte, ob sie jetzt endgültig zu einer kratzbürstigen ‚Eisernen Jungfrau‘ mutieren wolle.

„Dieser hübsche Kerl könnte mir schon gefallen und wäre es wahrscheinlich wert, mal meine Regeln zu brechen“, dachte Mora, aber wahrscheinlich ist er, wie alle braven Beamten, seit Jahren verheiratet und hat zuhause Frau und einen Sack voller Kinder.“

„Wie ein Polizist sehen Sie ja nicht gerade aus“, sagte sie nach der ersten Musterung mit leicht spöttischen Unterton, „oder läuft die Münchner Polizei neuerdings in Designerklamotten herum? Ach ja, und herzlichen Dank, dass Sie mich gestern aus meinem Auto gezogen haben – alleine hätte ich das wohl nicht geschafft.“

„Gern geschehen – und zu Ihrer Frage, Frau Dr. Klausner – nein ich bin eigentlich kein Polizist mehr, sondern hauptberuflich inzwischen als Unternehmer im privaten Security-Bereich tätig – ich arbeite aber hin und wieder im Auftrag des Herrn Innenministers für die Münchner Kripo und tue das auch in diesem Fall – ich werde Ihnen deshalb als Personenschützer vorerst nicht von der Pelle weichen“, antwortete Alex.

„Scheint, dass mein lieber Herr Vater hier mal wieder die Hände im Spiel hat; er und der Innenminister sind alte Freunde“, erwiderte Mora. „Aber was sagt denn Ihre Familie dazu, wenn Sie jetzt rund um die Uhr meinen Leibwächter spielen?

Und zu Ihrer Frage von vorhin: Ja, es geht mir mittlerweile wieder ganz gut, außer ein paar blauer Flecke vom Airbag und einem Schleudertrauma, das mir diese hübsche Halskrause und Kopfschmerzen eingebracht hat, hätte es schlimmer kommen können.

Übrigens heiße ich Mora, das ist ein uralter Name, der in meiner Familie traditionell immer in der weiblichen Linie weiter gereicht wird. Leider ist meine Mutter schon vor etlichen Jahren bei einem Unfall gestorben, deshalb bin ich froh, dass Sie rechtzeitig zur Stelle waren, um die letzte Trägerin dieses Namens zu retten.“

„Okay Mora – nebenbei, meine Freunde nennen mich Alex und so können Sie mich ab sofort auch nennen. Was die Frage nach meiner Familie angeht, machen Sie sich mal keine Sorgen – ich habe nämlich keine und meine Firma kann mal ein paar Wochen ohne mich auskommen. Und ich hatte ohnehin vor, demnächst mal einen Kurzurlaub in den Bergen einzuschieben.

Aber haben Sie eine Ahnung, warum aus dem Audi auf Sie geschossen wurde?“ fuhr Alex fort. „Und gibt es vielleicht in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld Feinde, die Ihnen nach dem Leben trachten?“

„Nun, ich bin eine gewöhnliche Archäologin mit Lehrauftrag an der LMU und arbeite viel bei Ausgrabungen für mehrere deutsche Universitäten. Außerdem fertige ich hin und wieder Gutachten zu kunsthistorisch bedeutsamen Objekten an, da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich jemand so verärgert haben könnte, dass er mich dermaßen hasst und meinen Tod wünscht“.

Mora machte eine Pause und legte sinnierend die Stirn in Falten. „Ach ja, ich glaube, dass mir in meinem Beruf auch schon mal Ihr Name untergekommen ist. Ich habe erst Letztens einige Gutachten für einen Baron von Selb in Bernried erstellt. Wenn Sie mich fragen, ein sehr windiger Typ, denn zwei meiner Gutachten hat er nämlich bis heute noch nicht bezahlt.

Bei meinem letzten Besuch habe ich ihm übrigens geraten, die veralteten Überwachungs- und Sicherungssysteme seiner großen Kunstsammlung an den Stand der Technik anzupassen. Baron von Selb sagte mir daraufhin, dass er in seinem Freundeskreis jemanden habe, der darauf spezialisiert sei – und dabei fiel, wenn ich mich recht erinnere, Ihr Name.“

„Da sieht man mal, wie klein die Welt ist“, sagte Alex, „genau gestern an Ihrem Unfalltag war ich in Bernried und habe mit Bernhard von Selb über die notwendige Modernisierung seiner Absicherungstechnik gesprochen. Ja er ist in gewisser Weise ein verrückter Windhund von wohlhabender Herkunft, aber er ist wohl öfter auch mal knapp bei Kasse ist, weil er sein gesamtes flüssiges Kapital stets in seine immens wertvolle Kunstsammlung steckt“, führte Alex weiter aus.

„Und privat haben Sie keine Neider oder Feinde?“, fragte Alex weiter. „Nein, das schließe ich vollkommen aus, meine Familie ist sehr klein, außer meinem Vater habe ich keine näheren Verwandten mehr, die vielleicht nach meinem Erbe trachten könnten“, antwortete Mora.

„Wo waren Sie denn am Sonntag, scheinbar hat ihr Verfolger ja gewusst, wo er Sie auf der Autobahn abpassen kann“, fragte Alex und sah Mora jetzt mit nicht mehr zu übersehender Bewunderung an. „Es ist jetzt vor allem wichtig, das Motiv für diesen feigen Anschlag auf Ihr Leben herauszubekommen.“

„Tja, ich war auf einem Kunst- und Antiquitätenmarkt im Kloster Andechs und habe dann noch in Starnberg im Hotel Bayerischer Hof einen Kaffee getrunken. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, meine ich mich zu erinnern, dass ich den schwarzen Audi schon in Starnberg bemerkt habe. Den oder die Insassen konnte ich aber nicht sehen, weil das Fahrzeug diese abgedunkelten Scheiben hatte.“

„Konnten Sie denn nachher bei Ihrer Höllenfahrt auf der Autobahn das Kennzeichen des Audis erkennen?“

„Ich glaube, es war ein Münchner Kennzeichen, aber so genau habe ich darauf nicht geachtet. Übrigens, schon auf der Zubringerautobahn zum Starnberger Dreieck hat der Fahrer des Audis versucht mich zu überholen und an den Fahrbahnrand zu drängen. Daraufhin habe ich Gas gegeben und wäre ihm wahrscheinlich auch auf dem dreispurigen Teil der Garmischer Autobahn nach München entkommen, wenn dies gefahrlos möglich gewesen wäre. Aber der Verkehr vor München und das Wetter ließen dann am Ende halt kein höheres Tempo mehr zu – den Rest haben sie ja selbst mit angesehen.“

„Tja, den Antikmarkt in Andechs hatte ich eigentlich auch auf dem Programm“, sagte Alex, „aber ich habe mich dann doch länger, als geplant bei Baron von Selb in Bernried aufgehalten.“

„Das war wohl mein Glück“, meinte Mora zögernd und machte dabei erneut ein nachdenkliches Gesicht. „Nein, das ist ausgeschlossen, das kann nicht sein!“ Mora schien etwas intensiv zu überlegen.

„Was kann nicht sein?“, fragte Alex. „Anscheinend hegen Sie doch einen Verdacht, oder liege ich da falsch?“

„Na ja, aber eigentlich ist das Quatsch. Sie müssen wissen, dass ich momentan im Auftrag der LMU München eine Ausgrabung in der Nähe des Chiemsees leite. Wir wollen dort nämlich herausfinden, ob und was es mit dem so genannten Chiemsee Impact wirklich auf sich hat“.

„Und worum geht‘s dabei genau?“, fragte Alex. „Nun, wie Sie vielleicht wissen, streiten sich die Gelehrten unserer Zunft schon seit Jahren darüber, ob es etwa um 700 v. Chr. den Einschlag eines größeren Meteoriten-Clusters an der Ostflanke des Chiemsees gegeben hat, der nicht nur die Lage des Sees veränderte, sondern ganze Ansiedlungen, sogenannte Oppida, der dort zu dieser Zeit lebenden Keltenstämme auslöschte und der anscheinend die überlebenden Kelten später bewog, dieses Siedlungsgebiet zu verlassen und sich auf den Weg nach Westen und Norden zu machen.

Bekanntlich hatten vor allem die später in Nordfrankreich, Großbritannien und Irland lebenden Kelten die sprichwörtliche Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte – und nachdem wir kleinere Reste von Meteoritenrückständen und verbrannte keltische Infrastruktur und auch ganz offensichtlich geschmolzene metallische Gebrauchsgegenstände bei unserer Ausgrabung gefunden haben, halte ich die in Fachkreisen sehr umstrittene Impact-Theorie daher für gar nicht mehr so unwahrscheinlich.“

„Aha, Asterix und Obelix lassen grüßen“, grinste Alex, „und was hat das mit Ihrem Verdacht zu tun – ballern die sich streitenden Wissenschaftler jetzt schon aufeinander oder ist ein römischer Zenturio hinter ihnen her?“

Mora lachte: „Nein, soweit gehen wir dann doch nicht und das ist es auch nicht, was ich überlegt habe. Die Grabungen, in deren Verlauf wir schon am Westrand der Gemeinde Bergen im Landkreis Traunstein eine nahezu unversehrt gebliebene Keltensiedlung lokalisieren konnten, sind nur der Rahmen für meinen Verdacht.

Die Universität war nämlich so nett, mir einen Stellvertreter als wissenschaftlichen Mitarbeiter zur Seite zu stellen. Er heißt Peter Leitner und ist ein etwas schwieriger Typ. Schon als ich ihn kennengelernt habe, konnte ich seine hinterhältige Aura förmlich spüren.

Er tut immer so, als ob er zu Unrecht den Nobelpreis noch nicht bekommen hätte und ist anscheinend stinksauer, dass man mir die Ausgrabungsleitung übertragen hat und er mir, der sehr viel jüngeren Honorarprofessorin für europäische Archäologie, zuarbeiten muss.

Anscheinend denkt er, dass ihm als alter Hase im Fachbereich die Position als Ausgrabungsleiter zugestanden hätte. Dabei sind seine wissenschaftlichen Kenntnisse und Fähigkeiten meines Erachtens aber – höflich ausgedrückt – eher begrenzt.

Aber was an ihm noch merkwürdiger ist: Neulich kam er privat mit einem wertvollen Gemälde und der Bitte zu mir, darüber ein Echtheitszertifikat zu verfassen. Ich mache diese Gutachten ja schon eine ganze Weile nebenberuflich und habe daher auch sofort erkannt, dass es sich hier um ein vor Jahren in einem Mailänder Museum gestohlenes Meisterwerk handelt – und das habe ich Herrn Leitner auch auf den Kopf zugesagt.

Herr Leitner meinte daraufhin, das Bild habe sein Freund Anton Gruber rechtmäßig von einem Privatsammler erworben und Gruber benötige nun eine Fachexpertise, damit er das Bild weiter verkaufen könne. Sein Freund sei im Übrigen ein über jeden Verdacht erhabener Kunsthändler, der nur seriöse Geschäfte mache.

Da ich anderer Auffassung war und auch immer noch bin, habe ich das Gutachten abgelehnt, worauf er meinte, ich und mein Vater würden noch merken, was es hieße, ihm diesen kleinen Gefallen unter Kollegen zu verweigern. Seitdem ist unser Arbeitsverhältnis, na, sagen wir mal, ziemlich angespannt, aber man kann sich seine Mitarbeiter halt meistens nicht aussuchen.

Jedenfalls hatte ich ihm letzten Freitag eine Frist gesetzt, die Sache den Behörden zu melden, weil ich sonst selbst zur Anzeige schreiten und im Übrigen den Dekan der Universität bitten würde, ihn, den Herrn Leitner, von seinen derzeitigen Assistenzaufgaben bei meiner Ausgrabung zu entbinden.

Das hat ihm zwar sichtlich gestunken, aber deswegen verübt man doch als Kollege nicht gleich einen Mordanschlag, nein, das glaube ich einfach nicht.“

„Na ja, vielleicht aber doch“, erwiderte Alex, „immerhin ist mir der von Ihnen eben erwähnte Name des Freundes dieses Herrn Leitners namens Anton Gruber nicht ganz unbekannt.

Die Münchner Kripo hat ihn schon lange im Verdacht, seinen Kunsthandel am Sendlinger Tor zum Absatz von Hehlerware an betuchte Kunden zu nutzen, denen die Herkunft eines Kunstgegenstands egal ist. Nur hat man ihm das bisher nie beweisen können. Es gibt auch seit einigen Jahren das Gerücht, dass Gruber im Auftrag reicher osteuropäischer Oligarchen mit einer Gruppe von professionellen Einbrechern gezielt Kunstdiebstähle begehen lässt, um diese dann an deren vermögende Klientel weiter zu verkaufen.

Also, von wegen ‚seriöser Kunsthändler‘. Mit ihrem Instinkt, verehrte Mora, lagen Sie goldrichtig – scheinbar haben sowohl Gruber, als auch Ihr nicht so ehrenwerter Kollege Leitner richtig Dreck am Stecken und es wäre wahrscheinlich besser gewesen, ihm am Freitag nicht so vehement die Pistole auf die Brust zu setzen. Ich denke, dass sich die Kripo München umgehend mit diesen beiden Herren befassen muss. Kunstdiebstähle sind eine Sache, aber ein Mordversuch zur Verdeckung einer Straftat ist da schon ein etwas heftigeres Kaliber.“

Mit diesen Worten zog Alex sein Handy hervor und wählte die Nummer von LPDir5 Breitner im Präsidium.

Nachdem er ihn über die Aussage von Mora informiert hatte, sagte er zum Abschluss: „Es wäre jetzt hilfreich, wenn deine Leute vom K11 diesen Leitner und möglichst auch diesen Gruber für eine Weile aus dem Verkehr ziehen könnten – prüft doch mal, ob ihr an den beiden Schmauchspuren findet und checkt mal ihren jeweiligen aktuellen finanziellen, geschäftlichen und privaten Hintergrund. Meine Leute in der Firma werden sich darüber hinaus um Leitners und Grubers elektronische Spuren im Internet und um ihre Festnetz- und Mobiltelefonate kümmern.“

„Alex, du weißt ja, mehr als 48 Stunden Untersuchungshaft zur Einvernahme sind bei dieser Beweislage nicht drin“, erwiderte Hans Breitner im Polizeipräsidium München, „und wenn wir an Herrn Leitner bzw. seinem Spezl keine Schmauchspuren finden, reicht das dem Staatsanwalt auch nicht für einen Hausdurchsuchungsbefehl aus.

Und natürlich werden Leitner, wie auch sein Kumpel Gruber sofort einen Anwalt verlangen. Daher hab‘ ich das mit den elektronischen Ermittlungen durch deine Leute gerade auch überhört. Aber Leitner und diesen famosen Kunsthändler Gruber werden wir uns heute dennoch vorknöpfen, aber wie üblich, wird vor allem dieser Leitner, wie auch der ach so seriöse Geschäftsmann Gruber natürlich jede Beteiligung abstreiten.“

„Tja, mein lieber Hans, deshalb hat der Herr Innenminister ja wohl auch mich und damit indirekt auch meine Firma als euren Berater engagiert. Meinen schlauen Mitarbeitern fällt bestimmt etwas ein, wie sie deinen Männern in der Mordkommission, sozusagen verdeckt, entsprechende Erkenntnisse unserer Recherchen zukommen lassen können, immerhin ermittelt meine Firma ja bereits in anderen Fällen von Kunstdiebstahl und Hehlerei gegen diesen Gruber.

Da ihr das dann ja nicht selber ausgeforscht habt und ich das als momentan aktiver Polizist auch nicht selbst tun werde, kann man die Ergebnisse Dritter dann auch im weiteren Verfahren verwenden, denn meine Mitarbeiter stehen ja eindeutig nicht im Polizeidienst.

Und wenn sie halt bei ihrer täglichen Arbeit zufällig über kriminelle Machenschaften in der Kunsthändlerszene stolpern, ist es ja doch wohl ihre Bürgerpflicht, die Polizei über ihre gewonnenen Erkenntnisse sofort zu informieren.“

Mit diesen Worten legte Alex lächelnd auf und konnte sich im Geist das grinsende Gesicht des Leitenden Polizeidirektors vorstellen. Anschließend wählte Alex sofort die Nummer seiner Firma und gab, nachdem er die näheren Umstände erläutert hatte, den Auftrag zur Recherche bezüglich der elektronischen Footprints von Peter Leitner und Hans Gruber an seinen Partner und besten Freund Hans Huber weiter.

„Ich hab‘s begriffen, sagte Hansi Huber sogleich, wir haben ja, wie du weißt, ohnehin in Zusammenhang mit diesem windigen Kunsthändler Gruber Ermittlungen laufen, insofern passt das also ganz gut – aber sag doch mal: Ist sie hübsch, deine liebreizende Gerettete, die du jetzt beschützen darfst?“

„Ja sehr, aber das geht dich nichts an, mach Du mal lieber mit den Jungs vom IT-Labor deine Arbeit – wie du jetzt weißt, braucht die Polizei eure Ergebnisse möglichst rasch.“

Mora, die über den eingeschalteten Lautsprecher von Alex Handy interessiert zugehört hatte, meinte: „Mit Ihnen sollte man sich ja wohl besser nicht anlegen, so wie Sie für eine Wildfremde in diese Sache einsteigen.“

„Na ja, das mit der Wildfremden beabsichtige ich sofort zu ändern – als Erstes sollten wir daher aufhören uns zu Siezen, meinen Vornamen weißt du ja schon, fehlt nur noch der Bruderkuss.“

Und ehe Mora sich versah, hatte sich Alex zu ihr herunter gebeugt und ihr einen gar nicht sehr brüderlichen Kuss mitten auf ihre vollen Lippen gegeben, den Mora, nachdem sie ihre Überraschung überwunden hatte, mit deutlich spürbarer Erregung erwiderte.

„Gehst du immer so ran und vergreifst dich an wehrlosen Kranken?“, fragte sie atemlos mit einem seligen und gar nicht mehr spöttischen Lächeln auf dem Gesicht.

„So, wie‘s aussieht, bist du nach diesem Kuss gar nicht mehr so krank und im Übrigen küsse ich nur die wenigen Frauen, die mich absolut faszinieren“, antwortete Alex. „Da so ein Kuss deiner Gesundung dient, muss ich ihn dir als Medizin in den kommenden Tagen und Wochen wohl noch öfter verordnen, da ich – wie schon gesagt – ja ab sofort dein persönlicher Begleiter bin.“

„Ach, jetzt ist mein Polizist und Lebensretter auch noch Arzt und mein ständiger Begleiter – du scheinst ja viele Talente zu haben, mein Lieber“, sagte Mora, nachdem sie diese Überraschung verdaut hatte. „Und, wie geht’s jetzt weiter?“, fragte sie, als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte.

Mora schien nun doch ein wenig besorgt. „Ich kann ja die Ausgrabungen schlecht im Stich lassen – gerade jetzt, wo wir begonnen haben, die Keltensiedlung freizulegen.“

„Schon vergessen, ich bin doch als dein Bodyguard engagiert worden und werde dir deshalb nicht nur bei deinem Privatleben sondern auch bei der Ausübung deines Berufs nicht mehr von der Seite weichen“, entgegnete Alex.

„Und sollte ich mal wegen eines Verhörs oder einer Besprechung im Präsidium verhindert sein, wird Bill Carter aus meiner Firma mich ablösen. Er war früher Master Gunnery Sergeant beim U.S. Marine Corps und ist nach dem Ende seiner Dienstzeit während eines Europaurlaubs in Bayern hängen geblieben.

Inzwischen haben er und seine bayerische Frau Maria einen Sack voller Kinder – und um deren Mäuler zu stopfen, sind er und sein Bruder Nick, der ebenfalls eine militärische Ausbildung beim U.S. Marine Corps hinter sich hat, vor ein paar Jahren als Personenschützer in meine Firma eingestiegen. Also keine Angst, deine Ausgrabung wird weitergehen – wir wollen schließlich alle wissen, was du und dein Team dort noch an altem Kram und Krempel so zutage förderst.“

Wenn Alex auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, wie bedeutungsvoll diese flapsige Bemerkung noch für sein gesamtes Leben werden würde, wäre er sicher ernster geblieben.

Die Erben der Larojaner

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