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Kapitel 4 Die Katastrophe – 700 Jahre v. Chr.

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„Wir sind jetzt bereits seit fast 3 Monaten hier und haben nahezu die gesamte Nordhalbkugel des Planeten gründlich erforscht. Deshalb sollte es uns jetzt primär darum gehen, unsere Heimat per Hyperfunk darüber zu unterrichten, dass wir sehr wahrscheinlich den gesuchten Planeten TERRUM und damit unser Herkunftssonnensystem gefunden haben“, meinte gerade der Leitende Kommunikationsoffizier Rando-Khar.

„Das machen wir schon, aber noch sind wir uns nicht ganz sicher, dass dies auch tatsächlich TERRUM und das Sonnensystem unserer Vorfahren ist“, antwortete der inzwischen auf 71 Jahre gealterte, körperlich aber immer noch äußerst fitte Kommandant Tarek-Khor, der wie alle Larojaner, seine Lebenserwartung von rund 150 Jahren erst zur Hälfte ausgeschöpft hatte.

„Schließlich haben wir noch keinen echten Beweis, wie zum Beispiel eindeutig unseren Vorfahren zuzuordnende Artefakte oder antike Bauwerke entdeckt, die diese Vermutung eindeutig belegen würden“, fügte er ergänzend an diese Erläuterung an.

„Aber Sie haben Recht“, fuhr Tarek-Khor an den Leitenden Kommunikationsoffizier gewandt fort: „Auch ich mache mir langsam Sorgen und habe keine Erklärung, warum wir LARO 5 nicht erreichen können – so lange andauernde Magnetstürme taugen als Grund hierfür sicher nicht. Falls wir bis zum Ende des kommenden Monats keine Verbindung herstellen können, brechen wir unsere Suche ab und fliegen zurück ins Laro-System. Freilich sollten wir dann angesichts des Aufwands und der Kosten unseres Fluges auch etwas Adäquates an Forschungsergebnissen vorzuweisen haben.“

„Nun, was wir bisher herausgefunden haben, ist ja immerhin schon sehr vielversprechend“, wandte jetzt Alek-Kher, der 2. Wissenschaftsoffizier der KUNTUR ein. „Die Hochkulturen entlang des südlichen Meeres, jenseits dieser Berge zeigen, dass die Evolution dort schon ein ganzes Stück weiter vorangekommen ist, als in unserem Landegebiet. Und die Religionen dieser Südkulturen, wie auch die Sagen der hiesigen Einwohner sprechen ja von Göttern, die mit Feuerwagen vor Äonen von Jahren in den Himmel gefahren sind. Auch die gentechnischen Untersuchungen der Keltoi deuten, wenn auch nicht zu 100 Prozent, auf eine Verwandtschaft zwischen uns und den hiesigen Einheimischen hin.

Und wie wir ja schon aus den Orbitaluntersuchungen wissen, gab es ja nicht nur in der Nähe unseres Landegebiets vor sehr langer Zeit ganz offensichtlich größere Meteoriteneinschläge, die mit Sicherheit fast alles Leben in einem globalen Maßstab vernichtet haben – der riesige und der kleinere Krater, den wir nordwestlich von hier erforscht haben, genauso, wie die großen Krater, die wir auf und um den zweiten großen Nord-Süd-Kontinent im westlichen Ozean geortet haben, sind dafür der Beweis. Die Grabungen, die unsere Teams mit unseren Beibooten bei den jeweiligen Geländeverwerfungen durchgeführt haben, lassen sich eindeutig auf große Meteoriten- oder gar Asteroideneinschläge vor rund 60 Millionen Jahren datieren.“

Dabei schaute Alek-Kher immer wieder auf den freien Platz der Pilotin Karo-Ther – an Bord war es inzwischen kein Geheimnis mehr, dass der 2. Offizier der KUNTUR in die Cousine von Mora-Lhan verliebt war, sich aber momentan noch scheute, ihr seine Gefühle offen zu zeigen.

Karo war derzeit nicht an Bord, weil sie den Oberbefehl über die nach wie vor an unterschiedlichen Orten operierenden Außenkommandos übernommen hatte.

„Und die ermittelte Datierung von rund 60 Millionen Jahren entspricht ebenfalls in etwa der aus unserer Geschichte bekannten Zeitspanne, zu der unsere Vorfahren damals als Aussiedler nach LARO 5 kamen“, sagte Rando-Khar.

„Aber das ist noch keine vollständige Erklärung – Kommandant, denken Sie nur an den Asteroidenring, von dem wir inzwischen annehmen, dass dies der ehemalige 5. Planet des ursprünglichen 9-Planeten-Systems gewesen sein muss“, fuhr er gerade fort, als sich die Ortungszentrale meldete. „Wahrscheinlich ist bei dessen Explosion ein größeres Stück hier auf diesem Planeten eingeschlagen“, fügte er noch hinzu, ehe Sero-Mirs Gesicht auf einer Interkom-Bildschirmkonsole der Zentrale erschien.

„Kommandant, ich habe da etwas in der Ortung, das mir äußerst merkwürdig vorkommt“, meldete Sero-Mir aufgeregt über die Interkom-Anlage. „Ich erfasse gerade ein größeres Flugobjekt, das aus dem Raum mit sehr hoher Geschwindigkeit auf unseren Standort zurast und das bereits sehr nahe ist.

Könnte wieder ein Meteor aus diesem verdammten Asteroidengürtel sein, aber ich bekomme das Objekt für eine einwandfreie Identifizierung nicht genau in die Ortung!“

„Wie viele Einsatzteams sind momentan draußen?“ fragte Kommandant Tarek-Khor sofort.

„Ungefähr die Hälfte der Besatzung ist unter Führung von Karo-Ther mit acht Beibooten im weiteren Umfeld unseres Landeplatzes unterwegs.

Und ein weiteres Boot, die KUNTUR-9, untersucht gerade unter der Leitung von Mora-Lhan nochmals aus einer niedrigen Umlaufbahn den 4. Planeten, auf dem es zwar kein Leben, aber anscheinend doch marginale Reste antiker Bauwerke zu geben scheint“, antwortete der 2. Offizier Alek-Kher.

„Verständigen Sie die Außenteams, sie sollen mit den Beibooten unverzüglich in Deckung gehen, die Schutzschirme aktivieren – und, sofern noch möglich, sofort in den freien Raum starten und sich dort mit der KUNTUR-9 treffen.

Wir starten auch – Maschinenraum klar zum Alarmstart, Schutzschirme hoch“, befahl Tarek-Khor – und in Richtung des Leitenden Funkoffiziers rief er: „Aktivieren Sie den automatischen Notruf per Hyperfunk – sofort!“

Doch die Zeit reichte nicht mehr – die Ortung hatte das anfliegende Objekt zu spät entdeckt. Zwar konnte die KUNTUR noch vom Boden abheben und an Höhe gewinnen, da zerplatzte der große Meteor schon in der Atmosphäre und stürzte in einem mächtigen feurigen Trümmerfeld im Bereich östlich des Sees zu Boden.

Die gerade startende KUNTUR wurde von der heranrasenden Druckwelle auf ein Hochplateau in der Nähe des ursprünglichen Landeplatzes geschleudert und dort unter herabstürzenden Fels- und Geröllmassen begraben. Fünf der acht gestarteten Shuttles hatten es geschafft, dem herabstürzenden Trümmerregen zu entkommen. Drei Boote waren hingegen mit größeren glühenden Fragmenten kollidiert und trotz der Schutzschirme mitsamt ihren Besatzungen explodiert.

Die somit übrig gebliebenen sechs Beiboote, darunter auch die vom heutzutage ‚MARS‘ genannten 4. Planeten zurückgeeilte KUNTUR-9, hatten den Notstart und den Absturz der KUNTUR mitverfolgt und hielten sich nun mit ihren Aggregaten zur Schwerkraftneutralisation lautlos ca. 10.000 m hoch über der Unglücksstelle. Allen überlebenden Shuttlekommandanten war sofort klar, dass man mit der Reichweite und Kapazität ihrer Kleinschiffe keine interstellaren Distanzen überwinden konnte, womit ein Rückflug nach LARO 5 sowieso nicht zur Debatte stand. Deshalb beschloss man, als der Trümmerregen abgeebbt war, erneut in der Nähe der havarierten KUNTUR zu landen.

„Stellvertretende Kommandantin an alle Beiboote: Wir gehen jetzt zunächst tiefer. Wenn sich die Staub- und Trümmerwolke gelegt hat, machen wir uns anschließend auf die Suche nach der verunglückten KUNTUR – vielleicht gibt es ja Überlebende“, gab Mora-Lhan von der KUNTUR-9 aus über Normalfunk Befehl an die übrigen verbliebenen fünf Boote. Einen Notruf in die Heimat schenkte sie sich, da sie wusste, dass die schwachen Hyperfunkgeräte der Beiboote den Heimatplaneten ohnehin nicht erreichen konnten.

Es dauerte eine geschlagene Woche, ehe die Beiboote wieder einen Anflug zur Absturzstelle der KUNTUR wagen konnten. Die Ebene des ehemaligen Landeplatzes und etliche Siedlungen der Keltoi waren komplett durch das Wasser des benachbarten Sees überflutet worden – schon aus dem Orbit war zu erkennen gewesen, dass ein Tsunami die östlichen Konturen des Sees deutlich verändert und einen Teil der Siedlungen mit allem Leben verschlungen hatte.

Nach Abgleich aller Ortungsaufzeichnungen der Boote wurde die Absturzstelle der KUNTUR auf einem höheren Plateau des Vorgebirges genau lokalisiert. Mit den starr in Flugrichtung in die Beiboote eingebauten Impulsstrahlern gelang es schließlich, an das havarierte Schiff heranzukommen und die große Bodenschleuse, die jetzt ein wenig schräg auf der Seite lag, vorsichtig zu öffnen. Dazu hatten die Beiboote mit ihren Thermostrahlern zunächst den Platz auf einer Seite der Absturzstelle eingeebnet und das Geröll sowie herabgestürztes Felsgestein weggeschmolzen.

Und trotz allem Unglück – es gab Überlebende der ungeheuerlichen Katastrophe. Rund 40 der an Bord verbliebenen Besatzungsmitglieder, darunter auch der unglückliche Kommandant Tarek-Khor, der 2. Offizier Alek-Kher und die übrigen zurück gebliebenen Führungsoffiziere, hatten es in der besonders stark gepanzerten Zentrale des Schiffs – wenn auch mehr oder weniger stark verletzt – schließlich geschafft, am Leben zu bleiben.

Auch die äußerst robusten Androiden hatten keinen Schaden davon getragen. Allerdings hatten die meisten Crewmitglieder, die in den äußeren Bereichen des Schiffs und in der Antriebssektion Dienst getan hatten und sich nicht mehr anschnallen konnten, wegen des Ausfalls der Andruckneutralisatoren keine Überlebenschance gehabt.

Mora-Lhan traf auf einen vollkommen am Boden zerstörten Kommandanten. So hatte sich dieser die Durchführung seines letzten dienstlichen Auftrags ganz sicher nicht vorgestellt. Tarek-Khor war schwer verwundet und nur noch ein Schatten seiner selbst, da er nicht wusste, ob sein letzter Befehl zum Notruf nach LARO 5 noch rechtzeitig ausgeführt worden war.

Mit Blick auf die ziemlich demolierte Funkzentrale blieb das auch weiterhin im Ungewissen, da die Hyperfunkanlage und damit alle Aufzeichnungen ein- und ausgehender Sendungen beim Aufprall am Boden beschädigt worden waren.

Tarek-Khor erlag schließlich noch im Jahr der Katastrophe seinen Verletzungen und Mora-Lhan übernahm endgültig das Kommando über das havarierte Schiff.

Zum Glück waren die unzerstörbare Schiffshülle aus Ultranit und vor allem die weiter im Inneren gelegenen Labors und die medizinische Abteilung des Schiffs weitestgehend von der Katastrophe verschont geblieben, so dass wenigstens den zahlreichen leichter Verletzten unter den Besatzungsmitgliedern rasch geholfen werden konnte.

Nach etlichen Monaten stand jedoch fest, dass die KUNTUR mit Bordmitteln und ohne Zuhilfenahme einheimischer Unterstützung und Rohstoffe nicht mehr würde starten können, weil auch der Maschinenraum und der Hauptantrieb im Heck große Schäden davon getragen hatten.

Vor allem die mit Deuteriumoxyd (D2O) gekühlten Hochleistungsreaktoren des Schiffs hatten diesen für die Energieerzeugung unverzichtbaren Moderatorstoff nahezu vollständig verloren, da alle an der Schiffshülle gelegenen Tanks mit schwerem Wasser, wie auch die für die Plasmatriebwerke nötigen Argontanks bei dem enormen Aufprall leck geschlagen waren. Und unterstützende irdische Technologie, vor allem zur alternativen Energieerzeugung oder zur chemischen Gewinnung von Deuteriumoxyd und Argon, gab es natürlich im Jahr 700 v. Chr. noch nicht.

Darüber hinaus wiesen die Wandler und Generatoren zur Erzeugung des für den Überlichtflug unabdingbar erforderlichen Stützfeldes ebenfalls starke Schäden auf, die mit Bordmitteln nicht zu beheben waren. Eine derartige Technik würde wahrscheinlich erst in sehr vielen Jahrhunderten nutzbar sein, vorausgesetzt, die Evolution und damit die Technologie der derzeitigen Erdbewohner würden sich in diese Richtung fortentwickeln.

Die atomgetriebenen Bordbatterien des Schiffs funktionierten zwar noch einwandfrei, allerdings reichten sie mit ihrer gespeicherten Energie keinesfalls für Start und Flugantrieb der KUNTUR aus. Auch die empfindlichen Hyperfunkaggregate der KUNTUR konnten mit den an Bord vorhandenen Ersatzteilen allein nicht mehr instand gesetzt werden. Damit war man sowohl sende- als auch empfangsseitig endgültig vom heimatlichen Laro-System abgeschnitten.

Nachdem auch etliche Jahre später kein Schiff der larojanischen Flotte auf den zum Beginn der Katastrophe möglicherweise noch abgesandten Notruf der KUNTUR reagiert hatte, stand am Ende fest: Die überlebenden 112 Larojaner würden auf dem Planeten TERRUM bleiben und sich mit der einheimischen Bevölkerung, der sie in den umliegenden Regionen nach der Katastrophe so gut wie möglich halfen, arrangieren müssen.

Auch wenn die Pilotin Karo-Ther das Werben des 2. Offiziers, Alek-Kher, schließlich und in Anbetracht ihrer hoffnungslosen Lage mit Wohlwollen angenommen hatte, fanden die beiden Verliebten in den Wirren nach dem Absturz der KUNTUR doch nicht, wie allerseits erwartet, auf Dauer zueinander.

Weil Karo bei ihrer Cousine Mora bleiben wollte, die nach dem Tod des Kommandanten Tarek-Khor als dessen Stellvertreterin die Verantwortung für die jetzt noch 92 Überlebenden trug, war Alek enttäuscht, dass seine Geliebte die Bitte, mit allen nur leichtverletzten Überlebenden zu den aus dem Orbit beobachten Hochkulturen am südöstlichen Rand des großen Meeres auf der anderen Seite des Hochgebirges zu ziehen, rundweg ablehnte.

„Wir können die KUNTUR und unsere Schwerverletzten hier nicht im Stich lassen. Außerdem habe ich hier erst mal genug zu tun, um den Menschen vor Ort das Leben nach der Katastrophe wieder halbwegs erträglich zu gestalten und machbare Reparaturen am Schiff in Angriff zu nehmen – und ich werde als einziger Bordingenieur meine Cousine Mora-Lhan nicht im Stich lassen.

Dennoch, du hast in der Sache Recht und ich fände es gut, wenn einige von uns den Planeten weiter erkunden würden. Nimm also einen Teil unserer Ausrüstung und nutze deine besondere Fähigkeit zur Teleportation, dann kannst du mit einem ausgewählten Team bereits in wenigen Monaten an der Ostküste des Südmeeres sein und im Notfall auch auf dem gleichen Weg zu mir und unserer Basis zurückspringen.

Wir können uns ja, wen du fort bist, über unsere Funkgeräte verständigen, zumindest, solange die Dinger noch funktionieren. Leider, mein geliebter Alek, hat dir unser oberster Rat bei unserer Konditionierung vor dem Abflug ja nicht – so, wie Mora und mir – die Gabe der Telepathie verliehen, dann wäre die Verständigung sehr viel einfacher.“

Alek-Kher, den sonst nichts so leicht aus der Ruhe bringen konnte, sagte: „Dann bleibe ich eben auch hier und helfe dir bei deinen Aufgaben.“ Doch Karo schüttelte den Kopf: „Alek, wir haben trotz allem nach wie vor einen Auftrag zu erfüllen und ich wäre ein schlechter Flottenoffizier, wenn ich jetzt all unsere Regeln brechen würde.

Genauso wie ich das tue, musst gerade du als inzwischen zum 1. Wissenschaftsoffizier aufgerücktes Führungsmitglied unserer Besatzung deine Pflicht erfüllen und mit deiner Teleporterfähigkeit die Hochkulturen der südlichen Hemisphäre rund um das kleine Mittelmeer dieses Planeten auf mögliche materielle Hilfsmittel für unsere ausstehenden Reparaturen untersuchen. Unsere sechs noch intakten Beiboote müssen wir nämlich auf Befehl der neuen Kommandantin zur Erforschung der übrigen vier Kontinente, der Pole und des Mondes einsetzen.“

Und so machte sich Alek-Kher schließlich mit einem 12 Mann starken Trupp nach Süden auf. Seine Fähigkeit als Teleporter, sich selbst und jeden beliebigen, von ihm berührten Gegenstand mit der Kraft seiner Gedanken an jeden gewünschten Ort in einem Radius von bis zu 1.000 km zu versetzen, half ihm dabei, das Hochgebirge zu überwinden. Er erreichte mit seinen Leuten nach dennoch langer und beschwerlicher Reise, bei der er seine kräfteraubenden Teleportationskünste nur sparsam einsetzten konnte, schließlich die Küste des heutigen Ägypten.

Und nachdem der Funkverkehr mit der Basis nördlich der Alpen nach etlichen Jahren wegen entladener Energiezellen der Geräte schließlich abriss und Alek-Kher in einem Kampf mit kriegerischen Einheimischen sein Leben verlor, blieb die Südexpedition der Gestrandeten auf Dauer verschollen.

Karo-Ther konnte diesen Verlust lange nicht verwinden. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, ihr geliebter Alek war offensichtlich daran gehindert, zu ihr zurückzukehren und schlimmer noch, er war wahrscheinlich nicht mehr am Leben.

Und er würde seinen Sohn, Alek-Lhun, den sie trotz Chaos und Verzweiflung nach der Katastrophe gezeugt hatten, niemals kennenlernen. Was Karo aber noch viel mehr bedrückte, war die Tatsache, dass sie ihrem geliebten Alek die Tatsache ihrer Schwangerschaft vor dessen Abreise vorenthalten hatte.

Auch Mora-Lhan schenkte etwa zur gleichen Zeit, wie ihre Cousine Karo-Ther, ihrem als Ehemann gewählten Partner Sero-Mir eine Tochter, die sie Mora-Lhun nannte. Karos Sohn, Alek-Lhun, wuchs zusammen mit ihr heran und nahm der Kommandantin im Lauf der Zeit immer mehr und mehr von ihrer Führungsverantwortung ab.

Zuvor aber ging er im Alter von 25 Jahren auf die Suche nach seinem verschollenen Vater Alek-Kher – eine Maßnahme, zu der sich seine Mutter Karo nie hatte aufraffen können. Alek-Lhun, der wie sein Vater ein natürlicher Teleporter war, entdeckte Spuren der ehemaligen Expedition in der heutigen Euphrat Ebene, konnte aber keine Überlebenden der Expedition finden. Somit kehrte er nach Monaten unverrichteter Dinge zur inzwischen weiter dezimierten Gruppe der Überlebenden in den heutigen Chiemgau zurück.

Mora-Lhan und Karo-Ther starben schließlich viele Jahrzehnte später nach einem erfüllten Leben im Alter von 100 bzw. 120 Jahren in einer Siedlung in der Nähe des Absturzorts der KUNTUR, deren zweiter Kommandant bzw. deren Pilotin die beiden gewesen waren.

Auch die KUNTUR selbst war noch Jahrzehnte nach der Katastrophe – soweit das mit den verbliebenen Werkzeugen, Ersatzteilen und mit tatkräftiger Hilfe der Androiden machbar war – zur Heimstätte eines Teils der Gestrandeten ausgebaut worden und nachdem auch die sechs noch funktionsfähigen Beiboote schon ziemlich bald keinen Argon-Plasmatreibstoff mehr hatten, wurden diese letztendlich noch zu Moras und Karos Lebzeiten in mehreren der inzwischen freigelegten Hangars der KUNTUR eingemottet.

Die überlebenden Larojaner und ihre direkten Nachkommen zogen in den darauffolgenden Jahrzehnten sukzessive aus der KUNTUR aus und vermischten sich mit der Zeit immer mehr mit der eingeborenen Bevölkerung. Ihre gemischtrassigen Kinder und Kindeskinder wanderten schließlich mit den einheimischen Stämmen als geachtete Druiden nach Westen und Norden und vergaßen nach vielen Generationen allmählich, woher ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern einst gekommen waren.

Die letzten reinrassigen Nachkommen der Ur-Besatzung versiegelten schließlich die Schleusenzugänge zur KUNTUR und tarnten diese mit Felsgeröll und Bewuchs. Zugleich wiesen sie die an Bord gebliebenen Androiden an, den Verschlusszustand bis zum Eintreffen von Hilfe aus der Heimat aufrecht zu erhalten und sich selbst im Stand-By-Modus an die sicher noch für Jahrtausende laufenden atomgetriebenen Bordbatterien des Schiffs zu koppeln.

Um eine Erkennung der zum Zutritt Berechtigten zu gewährleisten, hatten die Letzten, die die KUNTUR verließen, die typischen Gehirnwellenmuster der Larojaner in der Programmierung der Androiden verankert. Damit war sichergestellt, dass kein Unbefugter jemals Einlass zur jetzt wieder komplett verschütteten KUNTUR erlangen würde.

So erstarb allmählich das Leben in und um das Wrack der KUNTUR, alle Schiffssysteme waren herunter gefahren und abgeschaltet worden und nur noch die Androiden wachten im Stand-By-Betrieb über das, was von dem stolzen Forschungsschiff KUNTUR übrig geblieben war.

2.714 Jahre nach der Katastrophe, im Jahr 2014 der Jetztzeit, war die steinige Anhöhe auf dem Hochplateau nahe des heutigen Chiemsees, welche die KUNTUR verbarg, von der Vegetation völlig überwuchert sowie immer mehr und mehr von Steinschlägen und Geröll verschüttet worden und somit schon seit vielen Jahrhunderten dem endgültigen Vergessen anheim gegeben. Und nur noch der als kleine Felsenhöhle getarnte Zugang zur Hauptschleuse des Schiffs hätte Eingeweihte auf das Versteck der KUNTUR hinweisen können.

Die Erben der Larojaner

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