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Kapitel 11 Ein neuer Tag – 02.09.2014

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Mitten in der Nacht zum Dienstag wurde Alex wach, die Schmerzen in der Hüfte waren kaum mehr zu spüren, aber irgendetwas stimmte dennoch nicht.

Noch halb im Schlaf bemerkte er, dass ihn jemand wärmend umklammerte. Er drehte ein wenig den Kopf und sah im hellen Mondlicht, dass Mora in einem absolut verführerischen weißen Spitzennachthemd neben ihm auf dem breiten Bett lag und ihn schlafend mit beiden Armen umschlungen hielt.

„Na, wie toll – unsere erste Nacht hatte ich mir eigentlich ganz anders vorgestellt“, dachte Alex noch, ehe er wieder in einen traumlosen Schlaf wegsackte.

Als Alex am Dienstagmorgen um 08:00 Uhr erfrischt aufwachte, war er wieder allein in seinem Zimmer. „Hab ich das geträumt, oder war sie etwa doch hier?“, fragte er sich, während er sich auf den Weg ins Bad machte. Nachdem er seine mitgebrachte Jeans und ein bequemes T-Shirt angezogen hatte, ging er nach unten in die Küche, wo Mora in einem schicken Morgenmantel schon bei der Vorbereitung des Frühstücks war. Darunter trug sie ein nicht ganz unbekanntes Nachthemd aus weißer Spitze, wie Alex mit einem wissenden Lächeln registrierte.

„Na, wie geht‘s denn meinem Kugelfang heute Morgen?“, fragte sie hintergründig lächelnd. „Dank der hervorragenden Wärmepackung von heute Nacht wieder super – die Hüfte spüre ich kaum noch und der Rücken ist auch wieder einigermaßen okay“, erwiderte Alex mit einem unübersehbaren Grinsen im Gesicht. Mora lächelte verschmitzt: „Dunkel ist deiner Rede Sinn, oh mein großer Verletzter – ich erinnere mich gar nicht dass dir der Doktor gestern Abend auch noch einen Wärmeumschlag verordnet hat.

Aber wenn du schon wieder so stark bist, kannst du ja schon mal den Kaffeetisch für 5 Personen eindecken. Bill war so nett und hat heut‘ in aller Frühe schon ein paar Semmeln und Eier von seiner Joggingrunde aus dem Dorfladen mitgebracht. Der ist kein so‘n Weichei, das bis in die Puppen in den Federn liegen muss.“

Alex war mit einem Satz bei Mora und nahm sie in die Arme. „Das Weichei nimmst du sofort zurück, sonst muss ich dich auf der Stelle erdrücken und außerdem ist es gerade mal 08:00 Uhr durch.“ Mora kicherte, aber dann spürte sie eine angenehme Wärme aufsteigen und ihr Herz fing wieder ganz von allein an schneller zu schlagen. Wie war das nur möglich, dass sie so auf dieses Bild von einem Mann abfuhr. Sie schlang Alex die Arme um den Hals und beide versanken in einem zärtlichen Kuss.

„Wenn ihr mit eurer Mund-zu-Mund-Beatmung fertig seid, könnten wir dann ja mal frühstücken“, sagte Max Klausner, der plötzlich mit der Kaffeekanne in der Hand hinter der Küchentheke auftauchte, während Bill und Nick bereits in der holzgeschnitzten Essecke Platz genommen hatten. Max sah das Paar dabei lächelnd und wohlgefällig an; so glücklich hatte er seine sonst so kühl wirkende Tochter schon lange nicht mehr gesehen.

Als das Frühstück sich gegen 09:00 Uhr dem Ende näherte, fuhr draußen im Hof ein dunkelblauer 5er BMW vor. Mit seiner kurzen Funkantenne auf dem Dach war der Wagen unschwer als Behördenfahrzeug zu erkennen. Kurz darauf trat ein in Loden gekleideter kräftiger Mann durch die Eingangstür.

„Grüß Gott, Herr Engel, freut mich sie mal wieder zu sehen, wenn auch die Umstände dafür Bessere sein könnten.“ Alex war aufgestanden und schüttelte KOR Engel die Hand. „Darf ich vorstellen, das sind Herr und Frau Dr. Klausner und diese beiden dort sind meine Mitarbeiter Bill und Nick Carter; Herr Kriminaloberrat Engel, der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein“, stellte Alex nun den Besucher vor.

„Ich freue mich auch und soweit ich bisher weiß, ist es Ihnen und Ihren beiden Männern zu verdanken, dass der gestrige Anschlag abgewehrt werden konnte“, entgegnete KOR Engel. „Aber darüber werde ich gleich noch mit Ihren Mitarbeitern sprechen; so wie ich das sehe, war das ein klarer Fall von Notwehr verbunden mit Amtshilfe für Sie, Herr Kranz. Machen Sie sich also keine Sorgen, denn für die Bewaffnung ihres Helis hat ihre Firma ja eine Ausnahmegenehmigung des Herrn Innenministers.“

Engel nahm auf eine Geste von Max Klausner hin auf einem der noch freien Eichensessel des Esszimmers Platz. Zuvor hatte der seinen Namensvetter, den Hauskater Max von diesem Ruheplatz aufgescheucht. Kater Max quittierte die Ruhestörung mit einem Fauchen und trollte sich dann aber zu seinem gut bestückten Futternapf in die Küche.

„Dann will ich Ihnen mal berichten, was meine Leute bisher herausgefunden haben.“ Engel machte eine Pause und alle hörten ihm jetzt gespannt zu.

„Da wäre zunächst mal der grüne Reklamehubschrauber, der gestern gegen 14:30 Uhr von zwei als Wartungstechniker verkleideten Männern bei helllichtem Tag tatsächlich auf einem Abstellplatz des Salzburger Flughafen entwendet wurde.

Die Dreckskerle sind nach dem Start, bei dem Sie den am Platz laufenden Flugbetrieb rücksichtslos gefährdet haben, laut den österreichischen Kollegen, dann im Tiefflug ziemlich rasch aus der Reichweite des Flugplatzradars heraus gewesen und konnten daher auch nicht lange geortet werden.

Unsere Kriminaltechniker haben Teile des Luftfahrtgerätekennzeichens am Heck des Wracks sichergestellt. Im Wrack haben wir zwei verkohlte männliche Leichen sowie zwei verbrannte AK 47 Sturmgewehre gefunden, was mit dem Kaliber der auf ihrem Hof eingeschlagenen Kugeln übereinstimmt. Und der Autopsie zufolge, wissen wir aufgrund der Zahndaten, dass es sich bei den beiden Attentätern um Mirko und István Ratic gehandelt haben muss. Beide waren ehemals Unteroffiziere in der serbischen Armee und nach ihnen wird schon lange als mutmaßliche Söldner und Auftragskiller europaweit gefahndet.“

„Diese Fahndung hat sich dann damit ja wohl erledigt“, warf Alex ein. „Aber was ist mit den beiden Drahtziehern Gruber und Leitner?“

„Tja, das ist in der Tat etwas merkwürdig“, erwiderte Engel. Meine Leute haben heute Nacht kurz vor der österreichischen Grenze in der Nähe von Inzell einen ausgebrannten Range Rover und darin zwei mit Kopfschuss gleichsam hingerichtete Männer gefunden. Wir gehen momentan davon aus, dass es sich dabei um Gruber und Leitner handelt, aber das muss erst noch über die für heute angesetzte Autopsie belegt werden.“

„Dann ist die Sache wohl größer, als angenommen. Und auch wir und besonders die Familie Klausner, sind noch nicht aus dem Schneider, denn Gruber und Leitner waren dann wohl zwar Mitwirkende, aber nicht die eigentlichen Drahtzieher der ganzen Geschichte.

Es geht hier anscheinend um Kunstdiebstahl und erpresste Gutachten von renommierten Experten in ganz großem Stil und die Art wie in Sachen Gruber und Leitner begangene Fehler ausgemerzt wurden, klingt für mich nach osteuropäischer Bandenkriminalität.“ Alex ging unruhig auf und ab.

„Da könnten Sie recht haben“, entgegnete Engel. „Ach so, fast hätte ich‘s vergessen, unser gemeinsamer Freund, Direktor Breitner, hat mich heute Morgen schon aus München angerufen. Er bat mich, Ihnen auszurichten, dass die bei Leitner und in Grubers Kunsthandel inzwischen durchgeführten Hausdurchsuchungen erfolgreich waren. Leitner hatte tatsächlich das vor Jahren in Mailand geraubte Bild in seinem Besitz und bei Gruber hat man ein ganzes Lager mit gestohlenen Kunstschätzen gefunden.“

„Da lagen wir mit unserem ersten Verdacht ja wohl goldrichtig“, erwiderte Alex, „aber, wie schon gesagt, das Spiel ist noch nicht zu Ende. Ich denke, wir müssen mit der Ermittlungsarbeit weiter machen, um die Hintermänner des Ganzen zu enttarnen. Denn nur so kann man weitere Erpressungsversuche und Bedrohungen an die Adresse der Familie Klausner dauerhaft unterbinden.

Es wird daher nötig sein, dass ich und meine beiden Mitarbeiter die Familie Klausner auch weiterhin beschützen und ich werde auch noch mal mit meiner IT7-Abteilung sprechen – ich glaube nämlich, dass wir bei der Analyse der elektronischen Handy- und Netzwerk-Footprints noch viel tiefer einsteigen müssen, als bisher – hierin dürfte meines Erachtens ein guter Ansatzpunkt liegen, um mehr Licht in die Sache zu bringen.“

„Und die Kripo in München ist laut Herrn Direktor Breitner gerade dabei, die geschäftlichen Transaktionen, Bücher und Konten von Grubers Kunsthandel zu durchleuchten. Möglicherweise finden sich ja auch dort Hinweise auf potenzielle kriminelle Auftraggeber.“

Mit den Worten: „Dann halten Sie hier mal weiter die Stellung und sehen Sie zu, dass Sie wieder ganz gesund werden“, stand Engel auf und verabschiedete sich von allen Anwesenden mit Handschlag. „Wir bleiben in Verbindung“, entgegnete Alex, „warten Sie, ich bringe Sie noch zur Tür.“

Mora, die der Unterhaltung aufmerksam gefolgt war, sah den zurückkehrenden Alex an: „Dann können wir ja nachher, wenn Dr. Bartel hier war, gleich zur Ausgrabungsstelle fahren, ich denke nicht, dass mir dort schon wieder ein Überfall droht.“

„Einverstanden, aber Bill und ich werden dich mit dem Hubschrauber dorthin bringen“, sagte Alex. „Und Nick wird deinem Vater nicht mehr von der Seite weichen, wenn der später in sein Geschäft nach Traunstein fährt. Ich denke, wir können es riskieren, den Hof alleine zu lassen, dennoch muss dein Vater alle Sicherungssysteme des Hauses und besonders den stillen Alarm zur Polizei aktivieren.“

„Für diese kurze Strecke brauchen wir doch keinen Hubschrauber“, wandte Mora ein. „Doch, denn erstens ist der Transport durch die Luft wesentlich sicherer als die Fahrt auf engen Landstraßen und wir können ja den Heli mit seiner Ausrüstung auch nicht unbewacht auf dem Hof stehen lassen“, erwiderte Alex.

„Na das wird ja dann ein Hallo bei meinen Studenten geben – die werden wahrscheinlich denken, dass ihre Professorin jetzt vollkommen durchgeknallt ist, lass mich deswegen, ehe wir starten, noch meine Leute vorwarnen, damit die wissen, wer da per Hubschrauber auf sie nieder kommt.“

„Das mit dem ‚Niederkommen‘ hat noch ein bisschen Zeit“, flachste Alex und sah dabei Mora tief in ihre jetzt verschleiert wirkenden grünen Augen. „Schließlich werden wir später mal mindestens drei Kinder haben, oder vielleicht auch vier?“

„Und hast du süßer Spinner auch schon mal darüber nachgedacht, dass man dazu erst das Einvernehmen der späteren Ehefrau und designierten Mutter braucht?“ „Eins nach dem Anderen“, grinste Alex. „Schließlich muss ich ja zuvor doch erst mal meinen absolut perfekten Heiratsantrag formulieren – und der muss sitzen, sonst schmettert die Angebetete den am Ende noch ab.“ Damit sprang Alex außer Reichweite von Moras sportlicher Figur. „Na warte mein Held, wenn ich dich erwische, dann kannst du was erleben“, rief Mora und sprintete Alex rasch hinterher.

Die Erben der Larojaner

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