Читать книгу Die Erben der Larojaner - K.B. Stock - Страница 16

Kapitel 12 Geheimnisvolle Artefakte – 02.09.2014

Оглавление

Nachdem der kurz nach der Abfahrt von KOR Engel eingetroffene Dr. Bartel Alex mit den Worten: „Sieht gut aus – aber bremsen Sie sich noch eine Weile“ – neu verbunden und sich dann wieder verabschiedet hatte, gingen Bill, Alex und Mora zum gelandeten Firmenhubschrauber.

„Soll ich fliegen, oder willst du an den Steuerknüppel“, fragte Bill gerade seinen Chef. „Nöh, der Kerl hat gerade genug angegeben und ehe es mir in der Luftkutsche mit ihm als Schönwetterpiloten noch schlecht wird, zöge ich es vor, wenn ein Profi am Steuerknüppel sitzt“, mischte sich Mora burschikos in das Gespräch ein.

„So, das war jetzt die fällige Retourkutsche zu der frechen Bemerkung mit den vier Kindern von vorhin, mein Lieber“, meinte sie dann grinsend in Richtung von Alex. „Wir wollen ja nicht, dass du vor lauter Angeberei noch platzt.“ Wieder mal stand Alex staunend und sprachlos da und Bill versuchte vergeblich sich ein lautes Lachen zu verkneifen.

„Lach jetzt ja nicht, freu dich lieber anders und sieh endlich zu, dass du uns mit dem Vogel in die Luft kriegst“, schimpfte Alex etwas unwirsch in Richtung Bill. „Und achte nicht weiter auf das Geschwätz dieser kleinen Furie hier.“

„Wie hast du mich gerade genannt? Das erfordert Rache, sag mal Bill, könnten wir diesen Herrn nicht unterwegs aus dem Hubschrauber schmeißen?“

Bill schüttelte grinsend den Kopf. „Na gut, dann muss ich mir halt etwas Anderes ausdenken, wirst schon sehen, mein lieber Alex, eine Mora Klausner reizt man nicht ungestraft“, sagte Mora, ehe sie in den bereitstehenden Hubschrauber einstieg.

„Damit steht‘s dann wohl 1:1 zwischen den beiden“, dachte Bill und grinste vor sich hin, während er erst Mora und dann sich selbst anschnallte und die Turbine des Bell 206 L-4 warm laufen ließ. Alex hatte inzwischen auf dem Sitz des Kopiloten Platz genommen. Als die Startdrehzahl des Triebwerks erreicht war, kuppelte Bill den Rotor ein, wartete auf die richtige Rotordrehzahl und hob dann gefühlvoll von der Klausnerschen Wiese ab. Schließlich wollte er der Lady an Bord einen ruhigen Flug bieten.

Als der rote Jet Ranger bereits nach knapp 10-minütigem Flug am Rand der Ausgrabungsfläche westlich von Bergen zur Landung ansetzte, standen Moras bei der Ausgrabung tätige 30 Studenten schon zum Empfang ihrer allseits beliebten Professorin bereit. Mora nutzte die Gelegenheit und gab ihren Mitarbeitern einen kurzen Abriss über die Geschehnisse der letzten beiden Tage.

Dabei verschwieg Sie auch nicht, dass ihr Stellvertreter, der offensichtlich am ersten Anschlag auf Mora beteiligt war, inzwischen den Tod gefunden hatte. Die Studenten, die als angehende Doktoranden bei der Grabung praktische Berufserfahrung sammeln sollten, schienen sichtlich geschockt.

„Geht es Ihnen nach Ihrem Autounfall denn schon wirklich wieder so gut, dass Sie hier bei uns weitermachen können“, fragte gerade Sven Voss, einer ihrer Lieblingsstudenten, der zugleich auch der Sprecher der vor Ort befindlichen Studentengruppe war.

„Na ja, ehrlich gesagt, haben mich die Ärzte noch für diese und die kommende Woche krankgeschrieben. Deshalb habe ich bereits veranlasst, dass uns die Fakultät der Uni einen neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter zu meiner Vertretung herschickt. Aber keine Angst, ich wohne ja nicht weit weg – deswegen, werden Sie mich alle sicher öfter hier sehen, als ihnen vielleicht lieb ist. Halten sie also Ihre Praktika-Berichtshefte und die Dokumentation Ihrer Untersuchungsergebnisse auf aktuellem Stand, denn die Bewertung ihrer Arbeitsergebnisse wird nicht unterbrochen. Aber da Sie ja eine handverlesene Gruppe sind, die es möglichst schnell zum Doktor bringen will, mache ich mir da keine Sorgen.“

„Und kommen Sie jetzt immer mit dem Hubschrauber?“, fragte Sven mit einem Grinsen im Gesicht. Mora deutete auf Alex und Bill, die bisher ein wenig abseits stehend dem Dialog gefolgt waren. Das dort sind Herr Kranz und Herr Carter, die beide vom Polizeipräsidium München mit der Gewährleistung meiner Sicherheit beauftragt worden sind.

Deshalb lautet die Antwort: Ja, in nächster Zeit werde ich wohl öfter mit diesem roten Helikopter hierher fliegen müssen. So und jetzt würde ich mir gerne ansehen, was Sie an den zuletzt festgelegten Stellen im Grabungsfeld in den letzten Stunden Neues zutage gefördert haben.“

Damit marschierte Mora mit den Studenten los um die verschiedenen einzelnen Ausgrabungsorte zu besichtigen.

„Und ihr beide kommt mit, schließlich kann bei unserer Truppe jeder was lernen“, sagte Mira forsch in Richtung von Alex und Bill. Alex bewunderte beim Rundgang, wie seine geliebte Mora mit ihren Studenten umging. Das gute Verhältnis der Gruppe zu ihrer Professorin war deutlich zu spüren – und als Wissenschaftlerin war Mora offensichtlich hier in ihrem Element.

Als man nach dem Rundgang im großen Gemeinschaftszelt zusammen saß, meinte Mora zusammenfassend: „Wir können jetzt also definitiv sagen, dass wir es hier mit einer keltischen Siedlung aus der Zeit etwa um 750 bis 550 v. Chr. zu tun haben. Die geborgenen keltischen Artefakte sind da ja ganz eindeutig“.

„Frau Professor, Sie haben aber eine Sache noch nicht gesehen und über die müssen wir reden“, meldete sich jetzt Sven Voss zu Wort. „Wir haben, wie Sie wissen, gestern dort hinten eine keltische Begräbnisstätte mit mehreren gut erhaltenen Skeletten eingehend untersucht.

Nur haben wir bei einem der weiblichen Skelette Schwierigkeiten mit der Herkunftsbestimmung. Das Skelett stammt zwar gemäß unserer C14-Analyse aus der von Ihnen eben erwähnten Zeit, aber es ist definitiv keine Keltin, die hier um ca. 600 v. Chr. begraben wurde. Dafür unterscheidet sich die gesamte Struktur des Knochenbaus zu sehr von den übrigen Funden – und es fehlen auch die üblichen keltischen Grabbeigaben, das einzig Keltische, was wir in diesem speziellen Grab gefunden haben, ist eine mit keltischen Bildsymbolen beschriftete Steintafel, die in dieser Form bei den Kelten als Grabbeigabe absolut unüblich war.“

„Möglicherweise ein Gast oder die Gefangene aus einem anderen Volk, die in diesem Keltendorf gestorben ist und hier beigesetzt wurde“, meinte Mora. „Das haben wir anfangs auch gedacht, aber dann hat Lea Müller gestern noch etwas in diesem speziellen Grab gefunden, das Sie sich anschauen sollten. Lea holst du mal eben die drei Teile.“

Neugierig geworden beugte sich Mora über die drei Artefakte, die Lea vor ihr ausbreitete, während ihr Alex dabei über die Schulter schaute.

„Das hier scheint ein Kleidungsstück zu sein, das wohl der Toten gehörte und mit ihr bestattet wurde. Sieht fast wie ein Monteuranzug aus. Der Witz dabei ist aber, dass es anscheinend aus einer unzerreißbaren Kunstfaser hergestellt wurde, die es zu jener Zeit wohl kaum gegeben haben dürfte.

Und hier haben wir ein zweites Artefakt, das sich ebenfalls nicht richtig einordnen lässt. Es besteht offensichtlich aus einer ultraharten Metalllegierung, von der wir ohne präzisere Laboruntersuchung bisher nicht wissen, woraus sie besteht. Sie widersteht sogar unserem Diamantbohrer. Und da wären noch diese am Metall angebrachten Bauelemente und Knöpfe aus einem anderen unbekannten Werkstoff ...“

„Könnte fast so etwas, wie ein modernes elektronisches Bauteil sein“, warf Alex, der bis jetzt geschwiegen hatte, in die Debatte ein. „Aber das hieße ja ..., das würde ja bedeuten ...“, Mora vollendete den Satz nicht.

„Ja, wenn alle Erklärungsversuche scheitern, dann muss das Unmögliche die Wahrheit sein. Diese zwei Artefakte stammen ganz offensichtlich nicht von den Kelten und wohl auch nicht von der Erde. Zusammen mit deinem Chiemsee-Impact ergeben sich in dieser Hinsicht jetzt ganz neue Überlegungen“, sagte Alex stirnrunzelnd.

„Du meinst doch nicht etwa, der Meteorit wäre in Wirklichkeit ein abstürzendes Raumschiff gewesen, mit ihr hier – Mora deutete auf das seltsame Skelett – als Besatzungsmitglied? Bei aller Liebe, soweit reicht meine Phantasie dann doch nicht“, erwiderte Mora.

„Außerdem haben wir ja auch in einem recht großen Radius Meteoritenstücke gefunden und die entsprechen chemisch dem, was die Wissenschaft von anderen Meteoritenfunden her so kennt. Den Meteoriteneinschlag hat es damit also allem Anschein nach wirklich gegeben.

Wir sollten das Ganze, bis zu den Ergebnissen weiterer Untersuchungen aber vorerst mal für uns behalten, sonst haben wir hier ruck zuck einen Presserummel, der sich gewaschen hat und auf den wir momentan gut verzichten können.“

„Vielleicht kann ich dir ja bei der weiteren Analyse dieses Metall-Elektronikdings helfen, immerhin verfügt meine Firma ja über ein ziemlich gut ausgestattetes technisches Labor und zur Analyse des Kleidungsstücks könnte ich mal mit einem alten Kollegen vom KTI München reden.

Jedoch müssten wir dann LPDir Breitner und meinen ehemaligen Kollegen, Herrn Günter Sommer im Kriminaltechnischen Institut, in unser kleines Geheimnis einweihen. Keine Sorge, Sommer ist ein Ehrenmann und er hat was auf dem Kasten, immerhin habe ich seinerzeit sehr eng mit ihm zusammengearbeitet und auch mein guter Freund Hans Breitner ist absolut vertrauenswürdig.“

Alex sah Mora fragend an, als diese mit Bedacht nickte. „Okay, die Bildtafel werde ich zur Auswertung an den Fachbereich schicken, unser Dekan, Professor Dr. Berger, ist Spezialist für so etwas. Aber sowohl zur KTI als auch zu deinem Labor kommt jemand von uns mit. Sven und Lea, könnten Sie beide das übernehmen?“

„Ja klar, wir sind dabei, immerhin haben wir beide die Artefakte ja gefunden und da wollen wir auch wissen, was es damit auf sich hat“, antwortete Lea unter beifälligem Nicken von Sven. „Sollen wir uns jetzt gleich mit unserem Wagen auf den Weg nach München machen?“

„Ich hätte da eine bessere Idee“, Alex lächelte die beiden aufgeweckten jungen Leute an. „Wir nehmen Sie einfach mit unserem Hubschrauber mit nach München und einer meiner Mitarbeiter bringt dann einen von Ihnen zum KTI, während der andere in meiner Firma im Labor mitarbeiten kann.“

„Huch, Klasse, ich wollte schon immer mal Hubschrauber fliegen“, rief Lea Müller begeistert. Aber, Herr Kranz, eines müssen Sie mir bitte nochmal erklären, Sie sind Polizist und haben so nebenbei noch ‘ne Firma? Das klingt ein wenig verwirrend für mich.“

„Nun, das ist ganz schnell aufgeklärt, im Hauptberuf bin ich nämlich Unternehmer in der Security-Branche, der früher auch mal aktiver Polizeibeamter war und der heute in besonderen Fällen das bayrische Innenministerium und – so wie momentan im Fall des Anschlags auf ihre Professorin – die Polizei in München auf freiwilliger Basis unterstützt. Und in diesen Fällen werde ich dann wieder auf Zeit als Polizist reaktiviert. Beantwortet das Ihre Frage, Lea?“

„Natürlich, danke sehr“, antwortete Sven an Leas Stelle. „Ich wusste gar nicht, dass es in Bayern Reservepolizisten gibt.“ „Nun, das wissen die Wenigsten, bis sie es mit einem von uns zu tun kriegen“, gab Alex lächelnd zurück. „Aber es gibt nur eine Handvoll von uns Reservisten, die sich als Experten oder Spezialisten hin und wieder der Polizei zur Verfügung stellen – und jeder war in seinem beruflichen Vorleben ein richtiger Polizeibeamter. Aber jetzt sollten wir uns nicht länger aufhalten, ab in den Heli“, fuhr Alex gleich darauf mit einem Blick auf Mora, Sven und Lea fort.

„Moment noch“, Mora hob die Hand und winkte einen der anderen Studenten zu sich heran. „Das ist Karl Jacobs“, stellte sie ihn den Anderen vor. „Karl, könnten Sie bis zum Eintreffen des neuen wissenschaftlichen Mitarbeiters aus unserer Fakultät, die Ausgrabungsleitung übernehmen. Es ist übrigens Dr. Ludwig Bauer, den ich beim Dekan angefordert habe und den Sie alle ja anstelle des verblichenen Herrn Leitners schon von Anfang an lieber mit dabei gehabt hätten. Ich werde Dr. Bauer noch telefonisch über unseren seltsamen Fund ins Bild setzen und auch ihn zum Stillschweigen vergattern.“

Karl Jacobs nickte: „Geht klar, Frau Professor, Sie können sich auf mich und alle anderen hier verlassen, schließlich wollen wir uns unsere Arbeit hier nicht von wild gewordenen Sensations-Touristen oder gar der Presse versauen lassen. Und zudem ist es auch gut, wenn Sven und seine Freundin Lea mal außerhalb unseres Camps turteln können – hier gehen sie uns damit mittlerweile schon ein wenig auf die Nerven“, fuhr er grinsend fort.

„Dann ab durch die Mitte“, sagte Mora und marschierte Alex und den beiden gerade Erwähnten hinterher zum Landeplatz des Hubschraubers, wo Bill Carter schon die Turbine der Bell 206 L-4 warmlaufen ließ.

Die Erben der Larojaner

Подняться наверх