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Zu der neuen Sammlung

Von „Akupunktur“ bis „Zentralabitur“: Die hier vorgelegte Sammlung von wiederum 77 Wortgeschichten ist – als die fünfte in der Reihe – aus einer Zeitungsrubrik hervorgegangen, die seit einem Vierteljahrhundert in steter, loser Folge in der „Stuttgarter Zeitung“ erscheint. Darin geht es um die oft abenteuerlichen Wege der Wörter durch die Alten und die Neuen Sprachen, durch die alten und die neuen Zeiten, ihre so amüsanten wie interessanten Bedeutungssprünge und Beziehungskisten, ihre so frappierend menschlichen Lebensgeschichten über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg.

Anfangs meinte ich, es gebe vielleicht ein, zwei oder drei Dutzend Wörter, deren im Wortsinn merkwürdige Geschichte für eine Tageszeitung taugt. Aber dann gab ein Wort das andere, schärfte eine überraschende Entdeckung den Blick für die nächste, machte ein Aha-Erlebnis neugierig auf das nächste. Weit über fünfhundert solcher „Wortgeschichten“ sind seither erschienen. Darin ist etwa zu lesen – mit den Titeln der früheren Sammlungen –, „Wie Berenike auf die Vernissage kam“ oder „Wie die Murmeltiere murmeln lernten“, wie es den Steuermann der Argonauten in den Cyberspace verschlug oder was die Trüffelschweine auf dem Kartoffelacker zu suchen haben. Die Titelgeschichte dieser fünften Sammlung, die Geschichte des „Porzellans“, ist auf den folgenden Seiten skizziert; sie war mir in meinen Tübinger Studientagen als die erste ihrer Art begegnet und hat mich mit ihrem tollen Schweinsgalopp früh zu dieser fröhlichen Wörterfährtensuche verlockt.

Die wieder 77 Wortgeschichten dieses Bandes stammen in der Mehrzahl aus dem letzten Jahrfünft der Stuttgarter Rubrik, eine Anzahl – wie das „CH“ für die eidgenössische Confoederatio Helvetica, die „Konkordanz“ und die „Opposition“ – auch aus der losen Folge der „Stichworte“ im Feuilleton der „Neuen Zürcher Zeitung“. Die Texte kommen in alphabetischer Folge und damit in bunter lexikalischer Mischung daher; auf dem Webstuhl der Sprache, „wo ein Tritt tausend Fäden regt, / Die Schifflein herüber hinüber schießen, / Die Fäden ungesehen fließen, / Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt“, ist ja von A bis Z fast alles mit allem verkettet und verwoben. Aktuelle politische Hieb- und Stichworte wie „Asyl“ und „Atmosphäre“, „Farce“ und „Raser“ stehen hier neben einer Märchen-„Fee“ und einer heiteren „Serenade“; geschichtsträchtige Jahrtausendworte wie „Amnestie“ und „Konjunktur“ neben „Cappuccino“ und „E-Mail“, nervendem „Stress“ und perfektem „Styling“.

Wieder einmal hat der Wortgeschichtenschreiber hier vielfach zu danken: zuvörderst dem Verlag Philipp von Zabern und seiner Leiterin Dr. Annette Nünnerich-Asmus für das noble, von den 77 Murmeltieren und den 77 Trüffelschweinen nun auch auf diese „Sau“ erstreckte Gastrecht in der traditionsreichen Mainzer Offizin; dem ersten Leser Dr. Cornelius Hartz für die sorgfältige Text-„Kontrolle“ in der Lektor-„Rolle“ (vgl. S. 108 ff.); dem Buchgestalter Lothar Bache für die erlesene graphische Ausstattung und speziell für die 77 zabernroten Häuptchen über den 77 ebendaher benannten „Kapiteln“ (S. 35 f.); den Zeitungsredaktionen für die nachhaltige pandemische Verbreitung (S. 141 f.) dieses wortgeschichtlichen Spleens (eigentlich ja einer von fortgeschrittener Philologitis befallenen „Milz“) und last not least den treuen Leserinnen und Lesern für das allzeit rege, anregende Echo und manche erfrischende Fan-Post (S. 57 f.). Die neue Sammlung ist meinen – oder richtig: zugleich im Namen meiner Unica Optima unseren – sechs Enkelinnen und Enkeln gewidmet, deren Jüngste sich auf das unerschöpfliche, unergründliche Spiel mit der Sprache eben erst einlassen.

Kilchberg am Zürichsee, den 6. März 2008

Klaus Bartels

Die Sau im Porzellanladen

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