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Stationen einer Militärlaufbahn

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So teilte Napoleon schon früh die zwiespältige Erfahrung dessen, der aus einem armen Land in eine höherentwickelte Zivilisation wechselt. Denn das starke und spendable Frankreich, das ihm in Bastia, dem Sitz des Gouverneurs, und auf dessen Privatanwesen in Gestalt Marbeufs entgegentrat, hatte auch eine andere, weniger sympathische Seite. Diese lernte er kennen, als der Vater die beiden Ältesten auf eine Reise mitnahm, die ihn als Vertreter der korsischen Stände zum König nach Versailles führte. Die beiden Söhne begleiteten ihn allerdings nicht bis in die französische Hauptstadt. Der Vater ließ die Kinder in Autun zurück, wo sie im Priesterseminar des Bischofs, eines Verwandten Marbeufs, binnen drei Monaten die französische Sprache und Schrift erlernen sollten. Von hier nahm ein anderer Bekannter Marbeufs den Neunjährigen mit nach Brienne-le-Château, wo dem Jungen die dortige Militärakademie zur Ausbildung zugewiesen worden war.

Hier in der Champagne lernte der junge Napoleon die andere Seite der in Aussicht gestellten Assimilation an die französische Kultur kennen. An der Akademie in Brienne, einem der Orte, wo der verarmte, aber umso mehr auf seinen Ruf bedachte französische Adel seine Söhne ausbilden ließ, war er von vornherein der Außenseiter, dem die Rolle des Sonderlings mit einer Selbstverständlichkeit zufiel, als wäre sie ihm angeboren gewesen. Zwar sind die weitschweifigen Memoiren seines Zimmergenossen und späteren Freundes Bourrienne nachweislich nicht immer wahrheitsgetreu, doch sie vermitteln eine gute Impression von der allgemeinen Lage, in der sich Napoleon im Internat befand.9 Daraus ergibt sich das Bild eines stolzen Knaben mit dem unüberhörbaren fremden Akzent, über den sich die Kameraden lustig machten und der seine Rolle als Außenseiter durch trotzige Selbstbehauptung kompensierte. Das lebenslange Ressentiment Napoleons gegenüber dem französischen Adel hat seinen Ursprung in eben jenen Erfahrungen im Internat.

Dennoch waren die Jahre in Brienne (1779–1784) und an der Offiziersschule in Paris (1764/65) sowie die anschließenden Garnisonsaufenthalte in Valence (1785–1788) und Auxonne (1788/89) für Napoleon mehr als eine Diaspora. Hier entdeckte er sein eigentliches Terrain, das Militär, und hier fand er seine neue Heimat, die Armee. Die Militärakademie in der Champagne, die Ecole militaire in der fremden Hauptstadt und das Artillerieregiment La Fère in Valence und Auxonne waren bei aller Härte und Reglementierung des Lebensalltags für den Heranwachsenden Stationen der Wissensaneignung und der Charakterschulung, aber auch der Muße und des Rückzugs in Lektüre und Träumerei. So bildete die Karriere beim Militär für den Jungen aus Korsika nicht nur das geeignete Sprungbrett für eine angesehene und gesicherte Existenz im neuen Vaterland; in der Armee fand auch sein diffuser Ehrgeiz ein angemessenes Betätigungsfeld. Hier verwuchs die angeborene Liebe zum rustikalen Leben mit seiner Lust am Abenteuer, hier konnte er seinen ihm eigenen Drang zum Befehlen und Organisieren ausleben. Das Leben dort, schrieb er seinem Onkel, verlange »genug Beherztheit, um den Gefahren einer Schlacht zu trotzen«, und setze »eine entschiedene Neigung für den Beruf voraus, den schwierigsten übrigens, den es gibt […]«, und den man nicht allein »vom Standpunkt der Garnison aus« beurteilen dürfe.10

Napoleon Bonaparte

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