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Der geniale Soldat (1793–1796) Vorläufige Verwendungen
ОглавлениеNachdem Napoleon seine Familie in der Nähe Toulons untergebracht hatte, versuchte er so schnell es ging, wieder Anschluss zur Armee zu finden. Er hatte Glück. In Nizza traf er Jean Du Teil, den Bruder seines inzwischen wegen aristokratischer Gesinnungen hingerichteten Regimentskommandeurs aus Auxonne. Der jüngere Du Teil, der sich auf die Seite der Jakobiner geschlagen hatte, war soeben zum Chef der Alpenarmee ernannt worden, die gegen die Piemontesen und Neapolitaner vorgehen sollte. An einen Vormarsch war aber nicht zu denken, so lange in ihrem Rücken, in den großen Städten des Rhônetals, ein Aufstand tobte, den die aus Paris geflüchteten Girondisten gegen den inzwischen von den Jakobinern dominierten Konvent angezettelt hatten. Um die Revolte niederzuschlagen, hatte der Konvent den General Carteaux mit einigen Freiwilligenbataillonen gegen Marseille in Marsch gesetzt. In Avignon traf diese Abteilung auf ein Vorauskommando aus der im Aufstand befindlichen Hafenstadt. Hierhin war inzwischen auch Napoleon von Du Teil entsandt worden, um die dort stehenden Kanonen in Sicherheit zu bringen.
Es war gewiss kein militärischer Paukenschlag, dass er diesen Auftrag erfolgreich zu Ende führte, zumal ihm die Marseiller die Sache leicht machten und sich zurückzogen. Doch Napoleon wusste seinen ersten Auftritt auf dem französischen Festland geschickt zu vermarkten, indem er ihn durch eine von ihm entworfene Broschüre orchestrierte. »Das Gastmahl von Beaucaire« war ein flammendes Plädoyer für die Einheit der Patrioten. Der Autor vermied darin eine allzu platte Verherrlichung der Jakobiner, indem er die politischen Standpunkte auf verschiedene Personen aufteilte. Doch am Ende legt er einem Soldaten die Botschaft in den Mund, dass man angesichts der Bedrohung durch die äußeren Feinde die inneren Gegensätze ruhen lassen und sich unter der gegenwärtigen Regierung zusammenfinden müsse, auch wenn man ihre Linie nicht in allem billigte.
Zusammen mit Eingaben nach Paris, die seinen militärischen Sachverstand hervorkehren sollten, versuchte Napoleon in diesen turbulenten Wochen, die Aufmerksamkeit wichtiger Männer auf sich zu ziehen, darunter die des Kriegsministers Bouchotte. Da dieser unter der strengen Aufsicht des alles beherrschenden Wohlfahrtsausschusses stand, schien dieser Weg vielversprechend. Es ist ungewiss, ob es ihm tatsächlich gelang, den Minister für sich zu interessieren. Es ist möglich, aber nicht sicher, dass er sich deswegen Ende August 1793 kurz in Paris aufhielt. Sein Gesuch, zur Rheinarmee, also an den entscheidenden Schauplatz des Krieges versetzt zu werden, wurde jedoch abschlägig beschieden.41