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Potentielle Wespenräuber

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Bereits durch eine meist nur einmalige Erfahrung lernen Kröten, Eidechsen, Vögel und manche Säugetiere, Beutetiere mit schwarz-gelber Ringelung zu meiden. Von diesem Effekt profitieren mehrere, schwer unterscheidbare Arten der sozialen Faltenwespen (Vespidae) wie die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) und auch Langkopfwespen- (Dolichovespula-) und Feldwespen- (Polistes-) Arten. Selbst viele Grabwespen (Sphecidae) wie der Bienenwolf (Philanthus triangulum) und manche Bienen wie die Wollbienen der Gattung Anthidium und die Kuckucksbienen aus der Gattung Nomada beteiligen sich an diesem einheitlichen Signalsystem (▶ 12). Wer da wen nachahmt, ist nicht zu entscheiden und getäuscht wird auch niemand, denn die Weibchen aller genannten Arten sind durch einen Giftstachel wehrhaft und signalisieren die Wehrhaftigkeit mit einer gelb-schwarz geringelten Warntracht. Da weder die Rolle des Vorbildes noch die des Nachahmers eindeutig zugeteilt ist und auch kein Signalempfänger getäuscht wird, liegt auch keine Mimikry vor. Es handelt sich vielmehr wieder um eine Signalnormierung. Alle Teilnehmer der „Interessengemeinschaft Wespentracht“ profitieren, da die Raubfeinde die Assoziation zwischen schwarzgelber Ringelung und Giftstacheleinsatz erst lernen müssen. Ein Vogel, der schlechte Erfahrungen mit einer Feldwespe gesammelt hat, wird auch mit großer Wahrscheinlichkeit eine Deutsche Wespe künftig in Ruhe lassen und auch alle anderen Insekten in Wespentracht.

Genau genommen handelt es sich um eine rein weibliche Interessengemeinschaft. Der Giftstachel sozialer Hautflügler, ob Bienen, Wespen oder Ameisen, ist ein in der Stammesgeschichte umgewandelter Eilegeapparat und in allen Bauteilen homolog dem Eilegesäbel der Laubheuschrecken. Natürlich besaßen nur Weibchen einen Eilegeapparat und konnten ihn zu einem Giftstachel umbauen. Daher stechen ausschließlich die Weibchen der Bienen und Wespen. Die Männchen sind wehrlos, profitieren jedoch von der Ähnlichkeit zu ihren Weibchen und der Wirkung ihrer Schutztracht.

Zahlreiche ungiftige und nicht wehrhafte Tierarten, die die schwarz-gelbe Ringelung der Wespentracht nachahmen (▶ 12), leben in Populationen mit geringer Individuendichte. Sie bilden als Nachahmer zusammen mit den wehrhaften Tieren in Wespentracht und ihren Prädatoren ein Schtuzmimikrysystem. Nachahmer sollten selten vorkommen im Vergleich zu ihren Vorbildern, damit die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ein Signalempfänger zunächst einem Vorbild begegnet und schlechte Erfahrungen sammelt – zugunsten der Nachahmer. Da die Wespentracht als Warnfärbung sehr verbreitet ist, profitieren wespenimitierende Tiere von der mimetischen Schutztracht häufiger als solche, die wehrhafte Arten mit selteneren Farben imitieren.


▲ 12 Eine schwarzgelbe Ringelung des Körpers ist charakteristisch für mehrere wehrhafte Insektenarten. Oben links: Deutsche Wespe (Paravespula germanica); oben rechts: Gallische Feldwespe (Polistes dominulus); Mitte links: Wollbiene (Anthidium manicatum). Harmlose Insektenarten imitieren das verbreitete gelbschwarze Zeichnungsmuster. Mitte rechts: Echter Widderbock (Clytus arietis); unten links: Gebänderte Waldschwebfliege (Volucella inanis); unten rechts: Dickkopffliege (Conops flavipes).

Warnen, Tarnen, Täuschen

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