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Lassospinnen

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Bolas sind durch Schnüre verbundene Stein- oder Metallkugeln, die die Hochlandindios der Anden als Jagdwaffe nutzen. Bolaspinnen, Dicrostichus in Australien, Cladomela in Afrika und Mastophora in Südamerika, spinnen statt eines Netzes einen Faden, an dem sie ein Klebetröpfchen befestigen. Die Bolaspinne bürstet die Klebetröpfchen alle zusammen, so dass am freien Ende ein Leimtropfen entsteht. Cladomela schwenkt das Lasso mit dem 3. Bein einer Körperseite einige Minuten im Kreis und frisst dann Faden samt klebengebliebener Beute auf. Dicrostichus wirbelt das Lasso mit einem Vorderbein erst, wenn ein Fluginsekt in die Nähe kommt. Das ist sicherlich energiesparender. Mastophora schleudert das Pendel einem anfliegenden Insekt mit dem Vorderbein gezielt entgegen. Das Verhalten dieser Bolaspinne ist am weitesten spezialisiert. Das Beutestück einer Bolaspinne aus der Gattung Mastophora ist fast immer ein Männchen einer bestimmten Mottenart, mit dessen imitiertem Sexualpheromon die Bolaspinne das Pendel getränkt hat. Durch diesen imitierten Sexuallockstoff der Mottenweibchen werden gezielt die zugehörigen Männchen über größere Distanzen angelockt. Auf der Suche nach einem artgleichen Weibchen fliegt das Mottenmännchen dann der Bolaspinne in die fangbereiten Beine. William Eberhard (1980) wählte den Artnamen „dizzydeani“ für eine in Kolumbien neu entdeckte Mastophora-Spezies in Anerkennung der Treffsicherheit des amerikanischen Baseballstars Jerome „Dizzy“ Dean.

Der offensichtliche Nachteil der mit imitiertem Pheromon markierten Bolas liegt darin, dass nur eine Nachtfalterart angelockt wird und davon auch nur die Männchen. Die Chancen verdoppelt hat die Bolaspinne Mastophora hutchinsoni dadurch, dass sie die Komponenten der Sexualpheromone zweier Eulenfalter produziert: Lacinipolia renigera fliegt in den frühen Nachtstunden, Tetanolita mynesalis um Mitternacht. Wie kann es der Lassospinne gelingen, die Männchen beider Eulen mit Sexualpheromonen anzulocken? Durch gezielte Veränderung der Aktivitätszeiten der Eulenfalter konnten Haynes et al. (2002), nachweisen, das die Lassospinnen beide Arten gleichzeitig anlocken kann. Zusätzlich geben die Spinnen im Laufe der Nacht zunächst viel und später weniger Komponenten des Sexualpheromons von L. renigera ab und erhöhen dadurch ihre Attraktivität für Männchen von T. mynesalis, die aversiv auf die Pheromon-Beimengung der anderen Art reagieren.

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